20. Juli 2020 – dpa
Seit über einem Jahr ist die Kinderstation im Krankenhaus Parchim geschlossen. Auch die geplante Tagesklinik als Ersatz gibt es bislang nicht. Betreiber Asklepios beteuert: Wir finden keine Ärzte. In der Opposition glaubt man dem Konzern nicht.
Parchim (dpa/mv) - Die seit Pfingsten 2019 geschlossene Kinderstation des Asklepios-Krankenhauses in Parchim sorgt weiter für Schlagzeilen. Wie das ARD-Magazin «Kontraste» berichtet, soll Asklepios im Streit um die Schließung die Unwahrheit gesagt haben. Der Konzern habe gegenüber «Kontraste» jetzt eingeräumt, dem Chefarzt der Station und zwei Assistenzärzten selbst gekündigt zu haben, obwohl wiederholt behauptet worden sei, die Station habe ihren Betrieb wegen Ärztemangels einstellen müssen.
Asklepios wies am Montag den Vorwurf zurück, die Station aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben zu haben. Man bemühe sich weiter um ärztliches Personal, beteuerte ein Sprecher. Die Kinderstation Parchim werde wieder geöffnet, wenn die ärztliche Versorgung sichergestellt werden könne. «Dazu benötigen wir mehrere festangestellte Ärztinnen oder Ärzte in Vollzeit.» Leider sei es trotz umfänglicher Bemühungen nicht möglich gewesen, die erforderliche Mindestbesetzung an ärztlichem Personal zu gewährleisten. Es habe lediglich eine Bewerberin gegeben, die sich auch nur für eine Beschäftigung in Teilzeit interessiert habe.
Die Kinderstation in Parchim sei eine technisch hervorragend ausgestattete Station, in die Asklepios in den vergangenen Jahren immer wieder gezielt investiert habe, um die Leistungsfähigkeit für Patienten und auch ihre Attraktivität für Mediziner zu sichern. «Wir sind für Bewerbungen für die Kinderstation und Unterstützung bei der Akquise neuer Kinderärzte offen und dankbar», betonte der Sprecher. Zur Art und Weise des Ausscheidens des früheren Chefarztes und der beiden Assistenzärzte äußerte sich Asklepios nicht.
Nach dem endgültigen Aus für die Kinderstation hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern im Dezember 2019 finanzielle Hilfe für das Modellprojekt einer Kinder-Tagesklinik mit vier Betten zugesagt. Doch ist die Tagesklinik bislang nicht am Start, wie eine Sprecherin von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sagte. Grund sei, dass Asklepios die Arztstelle noch nicht besetzt habe. Das Land hatte angeboten, eine der zwei für die Tagesklinik nötigen Arztstellen für ein Jahr zu finanzieren.
Die Linken und die Grünen kritisierten die Situation. Die Linksfraktion im Landtag forderte die sofortige Wiedereröffnung der Kinderstation. Die medizinische Versorgung habe Vorrang vor Gewinnerwartungen, hieß es. Die Fraktion werde eine rasche Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses und eine öffentliche Anhörung beantragen, «um schnellstmöglich Licht ins Dunkel der Asklepios zu bringen».
Auch die nicht im Landtag vertretenen Grünen forderten die umgehende Wiedereröffnung der Kinderstation. Außerdem müsse sich Gesundheitsminister Glawe zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung in ganz Mecklenburg-Vorpommern bekennen, verlangte die Landesvorsitzende Claudia Schulz.