(Stand: 11.08.25/dpa) Wer die Stille mag und der Natur nah sein, der kommt bei Paddeltouren auf der Warnow auf seine Kosten. In den Sommerferien, vor allem an den Wochenenden, kann es auf dem Fluss auch mal voller werden. Kanu-Touren auf der Warnow bleiben vielen in guter Erinnerung. Von der Quelle in Grebbin bei Parchim schlängelt sich der Fluss über gut 150 Kilometer durch Wiesen und Wälder, weitet sich zu Seen, durchbricht eiszeitliche Moränen, um dann in Warnemünde in die Ostsee zu münden. Biber und Nutrias tummeln sich im Wasser, Kraniche und Reiher stehen am Ufer und Eisvögel schwirren durchs Geäst. Neben der Peene im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und der weit verzweigten Seenplatte, die bis hinein nach Brandenburg reicht, gilt die Warnow als eines der beliebtesten Ziele naturverbundener Wassersportler in Norddeutschland.
Nachfrage nach Paddeltouren im Sommer groß
„Ich kann mich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren“, sagt Kanuvermieter Yves Piehl. Und wie zum Beweis klingelt das Telefon. „Morgen, 10.00 Uhr. Drei Personen. Geht klar“, nimmt der 58-Jährige die Buchung auf. Die Vielzahl der Kanus und Kajaks, die auf dem Gelände seines Feriencamps in Weitendorf (Landkreis Ludwigslust-Parchim) lagern, lassen vermuten, dass er nur selten absagen muss. Je nach Größe des Bootes und Personenzahl werden 35 bis 75 Euro pro Tag fällig.2010 hatte der gelernte Tischler und Fensterbauer nach eigenen Angaben seinen Beruf an den Nagel gehängt und das Camp übernommen. Es wurde zum Familienbetrieb, in dem inzwischen auch Frau und Sohn beschäftigt sind. „Mit 16 Boote haben wir damals angefangen. Da mussten wir schnell aufstocken. Denn im Sommer kommen bis zu 100 Gäste pro Tag“, sagt Piehl. Neben Kanus und Kajaks vermietet er auch Schlauchboote, die gerne für Ausflüge von Schulklassen oder für Firmenevents genutzt würden.
Ausflüge auf der Warnow beliebt bei Urlaubern und Einheimischen
Die meisten Buchungen gingen in den Ferienmonaten Juni bis August ein. Vor allem Familien streuten im Urlaub dann gern einen Paddelausflug mit ein. „Urlauber und auch Einheimische mieten sich Boote für eine Tagestour, meist spontan“, berichtet Piehl. Vor allem an den Wochenenden im Sommer herrscht Hochbetrieb. Nach Angaben des zuständigen Naturparkzentrums in Warin werden an Samstagen dann fast 300 Boote innerhalb von drei Stunden gezählt.
Auf gut 100 Kilometern ist der Fluss befahrbar - sofern es der Wasserstand zulässt. Lange hatte es Konflikte zwischen Anforderungen des Naturschutzes und der touristischen Nutzung gegeben. Biber und Fischotter sollten in ihrem Refugium nicht über die Maßen gestört, die inzwischen seltene Bachmuschel, die im Warnow-Einzugsgebiet einen Verbreitungsschwerpunkt hat, besonders geschützt werden.
Die Lösung brachte nach Angaben des Staatlichen Umweltamtes eine 2011 geschlossene freiwillige Vereinbarung, der sich mittlerweile 19 Partner angeschlossen hätten. Darin verankert ist ein naturverträgliches Verhalten der Wassersportler. Das nächtliche Befahren der Warnow ist untersagt, ein Abschnitt im oberen Bereich aus Naturschutzgründen gänzlich gesperrt. Sollte die Wassertiefe unter 30 Zentimeter sinken, gilt ein Fahrverbot für die betroffenen Stellen.
140 Anbieter im Kanu-Tourismus
Der Landestourismusverband misst dem Wassertourismus größte Bedeutung bei. „Das liegt auf der Hand, wenn man den Wasserreichtum des Bundeslandes betrachtet: 2.000 Küstenkilometer, 2.000 Seen und 26.000 Kilometer Fließgewässer machen MV zu einem Paradies für Wassersportlerinnen und Wassersportler“, sagt Verbandssprecherin Katrin Hackbarth.
Sie verweist auf eine aktuelle Studie, aus der hervorgehe, dass im Wassertourismus in Mecklenburg-Vorpommern ein Umsatz von jährlich etwa einer Milliarde Euro erzielt wird. Mehr als 19.000 Menschen im Land gebe die Branche Arbeit, ob in Marinas, Verleih- und Charterunternehmen oder in gastronomischen Einrichtungen. Allein im Bereich des Kanu-Tourismus gebe es landesweit fast 140 Anbieter. Die Infrastruktur für Kanutouren sei gut ausgebaut, neue Camps wie in Canow in der Mecklenburgischen Seenplatte setzten Maßstäbe, sagt Hackbarth. Defizite an einigen Schleusen im Land wegen Personalmangels oder unzureichender Instandhaltung seien bekannt. Nach Lösungen werde gesucht.
Kanu-Touren in Mecklenburg-Vorpommern: