Preiserhöhung

Schulessen wird zum Luxus

Schulessen
Foto: www.unser-schulessen.de

Preisexplosion beim Schulessen in Mecklenburg-Vorpommern. Bis zu zwei Euro mehr pro Tag müssen Eltern inzwischen bezahlen. Das macht für Eltern eine monatliche Mehrbelastung von rund 40 Euro pro Kind. Im Kreis Vorpommern-Rügen verlangt ein Caterer jetzt sogar 6,90 Euro pro Portion. Nachdem Ostseewelle das Thema heute mit euch im „Guten Morgen“ mit Andrea Sparmann und Uwe Worlitzer diskutiert hat, haben sich zahlreiche Eltern gemeldet und bestätigt, dass ihnen die Preissteigerungen der vergangenen Monate wirklich den Appetit verdorben haben! Das Kostenproblem stellt sich sehr unterschiedlich dar – vor allem der ländliche Raum ist betroffen. Hier müssen kleine Schulen mit weniger Essern versorgt werden. Das ist für die Lieferanten natürlich deutlich teurer als ein Catering an großen Stadt-Schulen mit vielen Abnehmern. Aber auch hier haben fast alle Caterer in den letzten Wochen und Monaten 50 Cent oder 1 Euro auf das Mittagsmenü draufgepackt.

Ein Problem: Für das Schulessen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern keine einheitlichen Preise oder Regeln. Die Träger der Schulen sind dafür verantwortlich, dass eine Verpflegung für Schülerinnen und Schüler angeboten wird. Wie teuer das Menü am Ende ist, entscheiden dann aber die Anbieter. Und die leiden aktuell auch unter Inflation, gestiegenen Lohn-, Energie- und Fixkosten. Handeln will kaum jemand. Meist werden sich Verantwortungen wie ein „schwarzer Peter“ gegenseitig zugeschoben.

Essen Schule
Foto: www.unser-schulessen.de

CDU fordert Zuschüsse aus dem Härtefall-Fonds des Landes
Das bringt für die CDU in Mecklenburg-Vorpommern das Fass zum Überlaufen. Generalsekretär Daniel Peters fordert nach den Berichten bei Ostseewelle die Landesregierung zum Handeln auf. „Das Hin und Herschieben von Verantwortungen ist fatal“, so Peters. Es wäre wichtig, dass das Land jetzt hilft. Laut Peters könnte dafür der Härtefall-Fonds, den das Land Mecklenburg-Vorpommern aufgelegt hat, benutzt werden, um Familien zu helfen. „Wenn man es schafft, die Tafeln zu unterstützen, dann sollte man es auch schaffen für die Schülerinnen und Schüler eine Hilfe auf die Beine zu stellen.“

Möglich wäre das zum Einem als Zuschuss an die Kommunen, oder zum anderem als ein Preisdeckel für Schulessen, wie es ihn beispielsweise im Hamburg gibt. In dem Stadtstaat wurde erst vergangene Woche beschlossen, dass Eltern bis August nicht mehr als 4,15 Euro für ein Schulessen bezahlen müssen. Die restlichen Kosten wickeln die Caterer direkt mit Hamburg ab. „Wenn es Hamburg schafft, sollten wir das in Mecklenburg-Vorpommern auch tun“, fordert Daniel Peters. Die CDU-Fraktion überlegt jetzt, wie sie eine gute Initiative auf den Weg bringen kann, um das teure Schulessen für alle Kinder und Jugendlichen, sowie deren Eltern erschwinglich zu machen. Übrigens neben dem Preisdeckel in Hamburg unterstützt auch Berlin die Eltern. Hier ist das Schulessen für die Kinder der Klassen 1 bis 6 sogar kostenlos.

Landeselternrat will die Mehrwertsteuer auf Schulessen aussetzen
Der Landeselternrat Mecklenburg-Vorpommern ist seit Wochen in Gesprächen mit verschiedenen Verantwortlichen. Im Gespräch ist laut Ostseewelle-Informationen die Idee, möglicherweise die Mehrwertsteuer auf die Schulverpflegung auszusetzen. Die liegt bei 7% - viele Eltern können jede mögliche Unterstützung gut gebrauchen. Landeselternrats-Chef Kay Czerwinski fügt im Ostseewelle-Gespräch aber an: „Weiterhin muss sich die Politik auch Gedanken machen, wie sie bedürftige Eltern unbürokratisch unterstützt, um den Kindern jeden Tag ein warmes Essen zu ermöglichen“. Dabei sieht er aber nicht nur das Bildungsministerium in der Pflicht, sondern ALLE Politiker im Landtag! Sie müssen sich entscheiden, welche unterstützenden Maßnahmen, sie Eltern und Kindern gewähren wollen. Die Schulträger hätten demnach nicht die finanziellen Mittel dazu!

Und das Problem für die Lieferanten: Wenn das Essen teurer wird, springen Kinder ab. Lutz Richter ist Chef des Anbieters „Care and Cater“. Er musste die Preise auf 6.90 Euro anheben, denn sonst rechnet sich das für ihn als Unternehmer nicht. „Care and Cater“ beliefert zwölf Schulen – in Stralsund, Grimmen und Sassnitz auf Rügen. An einigen Schulen haben schon die Hälfte seiner Kunden gekündigt. Er könne die Eltern verstehen, die sich das nicht mehr leisten können, sagte er Ostseewelle. Schon im Vorfeld hat er Schulträger auf die nahende Problematik hingewiesen und auf Hilfe gehofft. Das ist mittlerweile ein halbes Jahr her – und passiert ist nichts. Richter wünscht sich beispielsweise einen Preisdeckel für Schulessen: „So wie Kinder gleiche Bildungschancen haben, müssten sie auch an der Essensausgabe die Chance haben, die gleiche gute ausgewogene Versorgung zu kriegen!“ Damit macht er auf ein großes Problem aufmerksam! Denn vor allem sozial schwächere Familien sind die ersten, die kündigen, wenn die Preise fürs Schulessen zu hoch sind – das trifft deren Kinder dann besonders hart.

Kantine Schulessen Mensa
Foto: Gerhard Seybert - stock.adobe.co
17.01.2023
Was sagen Eltern & Schüler dazu?
Wir haben für euch mit denen gesprochen, die es direkt betrifft. Gibt es Verständnis oder melden Eltern ihre Schüler vom Schulessen ab?
Reinhören

Kantine Schulessen Mensa
Foto: Gerhard Seybert - stock.adobe.co
17.01.2023
Was sagt ein Anbieter von Schulessen?
Wir haben mit Lutz Richter von "Care & Cater" gesprochen.
Reinhören

Das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern kennt die aktuelle Problematik, sieht sich aber nicht in der Pflicht, einzugreifen. Denn die Essensversorgung sei Sache der Schulträger und nicht des Ministeriums, heißt es von dort. Deshalb wurde eine Interview-Anfrage von Ostseewelle auch abgelehnt. Und so kocht jede Schule, jede Kommune sprichwörtlich ihr eigenes Süppchen. Echte Verantwortung will aktuell kaum jemand übernehmen.

Noch mehr Aktuelles aus dem Programm

undefined
Live-Stream
Audiothek