Güstrow

Nach dem Tod von Fabian: Polizei sucht fieberhaft nach Spuren zum Täter oder zur Täterin

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(Stand: 15.10.25/mittags | dpa/osw) Die Polizei hat ihre Ermittlungen am Fundort der Kinderleiche bei Klein-Upahl - südwestlich von Güstrow - fortgesetzt. Wie ein Polizeisprecher am Vormittag sagte, soll in einem größeren Umkreis nach Hinweisen gesucht werden, die zur Aufklärung des gewaltsamen Todes des Kindes beitragen könnten. Dafür würden mehrere Dutzend Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei das Gebiet systematisch durchkämmen. Eine Spaziergängerin hatte dort am Dienstagvormittag den Fund der Kinderleiche bei Klein Upahl gemeldet.

Es gibt vorerst keine endgültige Gewissheit, dass es sich um Fabian handelt. Die Angehörigen hätten sich - im Gegensatz zu den Plänen am heutigen Tag - nicht imstande gesehen, die Leiche in Augenschein zu nehmen und zu identifizieren, sagte der Rostocker Staatsanwalt Harald Nowack. Die vorgebrachten Beweggründe seien nachvollziehbar. Nun solle ein DNA-Test Klarheit über die Identität des toten Kindes bringen. Mit Ergebnissen sei in etwa zwei Tagen zu rechnen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem Toten mit großer Wahrscheinlichkeit um den seit Freitag vermissten achtjährigen Fabian aus Güstrow handelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll im Laufe des Tages ein naher Verwandter zur Identifikation der Leiche hinzugezogen werden. Danach werde die Obduktion erfolgen, von der maßgebliche Hinweise zur Todesursache erwartet werden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen nach eigenen Angaben von einem Fremdverschulden aus. Ob es Hinweise zu einem Tatverdächtigen gibt, wurde nicht mitgeteilt.

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) hat am Mittwochmorgen die Grundschule des seit Tagen vermissten Fabian besucht. In der Grundschule bietet nach Aussage Oldenburgs ein „Raum der Stille eine Möglichkeit des Gedenkens und des Innehaltens“. Nach Angaben des Ministeriums wurde am Mittwoch die Anzahl der unterstützenden Psychologinnen und Psychologen erhöht. Bereits seit Montag steht an der Schule wegen des Vermisstenfalls entsprechende Hilfe bereit. Auch Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte an umliegenden Grundschulen werden laut Ministerium schulpsychologisch betreut. „Wir stehen eng an der Seite der Familie, der Kinder, der Eltern und der Lehrkräfte“, wurde Oldenburg zitiert. „Die Kinder können auch heute in ihrem Klassenverband oder einzeln mit den Psychologinnen und Psychologen sprechen und Angebote der Trauerbewältigung wahrnehmen.“ Laut Ministerium wurden die Eltern per Elternbrief über die Unterstützungsangebote informiert. Zudem sei ihnen freigestellt, ihre Kinder für den Mittwoch vom Unterricht abzumelden. Auch für Schulen im Umkreis gebe es einen Ansprechpartner, sofern Unterstützung gebraucht werde. Das Ministerium verwies auch auf die Hotline des Zentralen Dienstes für Diagnostik und Schulpsychologie (ZDS), die unter 0385 588 7777 erreichbar ist.




DIENSTAG, 14.10.25

(dpa/osw) Bedrückte Anspannung herrscht in dem kleinen mecklenburgischen Ort Klein Upahl bei Güstrow. Mannschaftswagen der Polizei stehen auf einem Parkplatz. Bereitschaftspolizisten kontrollieren die Zufahrt. Ein Rechtsmediziner fährt mit seinem Auto über den Platz und weiter in Richtung eines Waldes. Dort wurde ein grausiger Fund gemacht: eine Kinderleiche. Ostseewelle hat gegen 12:45 Uhr zuerst über die tragische Wendung in dem Vermisstenfall Fabian berichtet. Bei der Kinderleiche handelt es sich laut Polizei nach bisheriger Kenntnis um den seit Tagen vermissten achtjährigen aus dem nahegelegenen Güstrow.

Die Spurensicherung befand sich am Dienstag in dem unwegsamen Gelände südlich von Rostock bereits im Einsatz. Die Ermittler gehen von einer Straftat aus. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist von einem Fremdverschulden auszugehen“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mit.

Tagelang war mit großem Aufwand in und um Güstrow nach dem Jungen gesucht worden. Der Grundschüler hatte laut Polizei am Donnerstag vergangener Woche früher die Schule verlassen. Am Freitag durfte er demnach weiterhin wegen Unwohlseins zu Hause bleiben. Dort war er nach Kenntnis der Polizei allein und die Mutter auf Arbeit.

Fabian hatte demnach die Erlaubnis, rauszugehen. Mit seiner Mutter sei allgemein vereinbart gewesen, zu welcher Uhrzeit er abends zu Hause sein muss. Als er zu dieser Zeit nicht zu Hause war, habe die Mutter zunächst selbst versucht, den Jungen ausfindig zu machen. Gegen 20.30 Uhr meldete sie ihn schließlich als vermisst. Der Junge galt laut Polizei als zuverlässig und nicht als Ausreißer.

Zunächst war vermutet worden, der Junge habe am Tag seines Verschwindens zu seinem Vater fahren wollen. Spürhunde hatten die Spur des Jungen laut Polizei bis zum Güstrower Busbahnhof verfolgt. An einer Bushaltestelle in der Nähe von Zehna, wo der Vater lebt, habe der Hund wieder angesetzt, hieß es am Wochenende. Der Hund habe dort eine Fährte gefunden, die sich dann in dem nahegelegenen Wald erst einmal verloren habe.

Zahlreiche Einsatzkräfte hatten nach Fabian gesucht per Hubschrauber, mit Hunden und Booten. Polizisten waren von Haustür zu Haustür gegangen, hatten Abrisshäuser und Gewerbeflächen in Güstrow und im Umland durchsucht. Allein am Montag waren 200 Kräfte im Einsatz. Eine Polizeisprecherin sprach von der „Nadel im Heuhaufen“. Der Polizei fehlten konkrete Anhaltspunkte. Sie ging bei der Suche teils nach dem Ausschlussprinzip vor.

Am Montagabend schlugen dann mehrere Spürhunde unabhängig voneinander auf dem südlich von Güstrow gelegenen Inselsee an. Danach richteten sich die Blicke auf das Gewässer. Die am Abend wegen Dunkelheit unterbrochene Suche setzte die Berufsfeuerwehr Rostock unter anderem mit Tauchern am Dienstagvormittag fort. Hunderte Meter, teils dicht bewachsen und mit breitem Schilfgürtel untersuchten die Feuerwehrleute mit einem Sonargerät, vom Ufer aus in Wathosen und unter Wasser - ohne Ergebnis.

Dann die schockierende Nachricht: Eine Spaziergängerin, die nahe Klein Upahl südwestlich von Güstrow in einem Wald unterwegs war, hatte die Kinderleiche gefunden. Der Zugang zum Fundort wurde weiträumig abgesperrt - auch, weil noch Spezialhunde zum Einsatz kommen sollten. Wie der Junge mutmaßlich in den Wald gekommen ist, warum er sein Handy nicht dabeihatte - viele Fragen sind offen. „Wir stehen ganz am Anfang“, sagte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rostock, Harald Nowack, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Mutter hatte sich nach dem Verschwinden noch per Video mit einem Aufruf an ihren Sohn gewandt. „Mama möchte nur, dass Du nach Hause kommst“, hatte die hörbar mitgenommene Frau in der auf Facebook geteilten Aufnahme gesagt. Sie wird laut Polizei und Staatsanwaltschaft nun durch speziell geschultes medizinisches Personal betreut - ebenso der Vater.

Der Güstrower Bürgermeister zeigte sich bestürzt von dem Fund der Leiche. „Die Güstrower sind entsetzt, fassungslos und traurig“, wurde Sascha Zimmermann (FDP) in einer Mitteilung zitiert. Er sei in Gedanken bei der Familie und den Angehörigen. „Den Einsatzkräften und allen Helfern danke ich für ihre unermüdliche Suche. Güstrow muss jetzt zusammenhalten!“

Am Dienstagabend fand ein Trauergottesdienst in der Güstrower Pfarrkirche St. Marien statt.

Alle Infos dazu im laufen Ostseewelle-Programm.

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