11. Oktober 2025 – dpa

Batteriehersteller

Dithmarschens Landrat: «Wollen diese Batteriefabrik»

Glückliches Ende für die Westküste? Die US-Firma Lyten will den insolventen Batteriehersteller Northvolt übernehmen. Was Dithmarschens Landrat plant und fordert.

Angesichts der geplanten Übernahme der deutschen Northvolt-Tochter durch das US-Batteriehersteller Lyten fordert Dithmarschens Landrat Thorben Schütt Unterstützung der Bundesregierung. «Ich erwarte von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dass sie die Region nicht im Regen stehen lässt», sagte Schütt der Deutschen Presse-Agentur. Das Land Schleswig-Holstein unterstütze die Lyten-Pläne für einen Bau bei Heide. «Dasselbe erwarte ich auch vom Bund.»

CDU-Mann Schütt erinnert daran, dass die frühere Bundesregierung das Projekt des mittlerweile insolventen schwedischen Unternehmens Northvolt für eine Gigafabrik mit 3.000 Beschäftigten stark unterstützt hatte. «Der ehemalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) waren hier.» Die Region erwarte sich einen großen Entwicklungsimpuls von dem Projekt. «Und wenn man sich anschaut, welche gesellschaftlichen Herausforderungen wir nicht nur in Dithmarschen haben, da brauchen wir solche Impulse.»

Lyten-Chef Dan Cook hatte am Mittwoch mit der Landesregierung über seine Pläne für den Standort bei Heide gesprochen. «Es wurden wichtige Grundlagen geschaffen: Die Fläche ist entwickelt, es gibt ein starkes Team, zusammen mit der Region und dem Land», sagte Cook der Deutschen Presse-Agentur. «Die Standortvorteile, allen voran die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien, sind unverändert.» Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kündigte danach an, «diesen Prozess eng zu begleiten und gemeinsam die Chancen für die Region und den Industriestandort zu nutzen».

«Ich habe einen positiven Eindruck von Dan Cook gewonnen», so Schütt. «Er hat sich für mich als ruhiger und gelassener Gesprächspartner herausgestellt, der klar formuliert, was seine Vorstellungen sind und auch eine gewisse norddeutsche Nüchternheit mitbringt.» Er habe großes Interesse an der Region gezeigt. «Ich habe ihn eingeladen und wir sind schon übereingekommen, dass wir ein Bier zusammen trinken wollen.»

Die Menschen und Unternehmen in der Region an der Nordsee unterstützten das Projekt trotz der langen Hängepartie durch die Northvolt-Insolvenz weiter, betonte Schütte. «Wir wollen diese Batteriezellfabrik.» Es gibt einen rechtskräftigen Bebauungsplan dafür. «Sollten durch die Lyten-Pläne Änderungen der Art und Weise notwendig sein, dass auch ein B-Plan geändert werden muss, dann wird man noch mal sprechen müssen.»

Northvolt galt als Hersteller von Batterien für E-Autos lange Zeit als große Hoffnung der europäischen Automobilbranche. Wegen anhaltender Finanzierungsprobleme stellte das Unternehmen Mitte März Insolvenzantrag für den Betrieb in Schweden. Im August kündigte Lyten an, alle verbliebenen Standorte zu übernehmen, darunter auch die im Bau befindliche Fabrik in Schleswig-Holstein. Der Deal ist aber noch nicht abgeschlossen.

Trotz Insolvenz laufen die Planungen an der Nordseeküste mit angezogener Handbremse weiter. «Unser Ziel ist, mit den Plänen der Errichtung dieser Batteriezellenfabrik auch Wohnraum und soziale Infrastruktur bereitzustellen», sagte Schütt. «Als öffentliche Hand brauchen wir immer ein bisschen Vorlauf.» In Planung seien bereits fast 3.000 Wohneinheiten. «Wir sind ja in einer finanziellen sehr schweren Lage. Wir können nicht einfach jegliche Infrastruktur als Angebot schaffen, ohne genau zu wissen, wie es weitergeht.»

Cook will die Fabrik in Etappen bauen. Noch sind viele Fragen offen, beispielsweise zur möglichen Förderung. Nicht nur für das Land, sondern auch für den Bund hat die Bürgschaft in Höhe von 600 Millionen Euro für den Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos durch Northvolt teure Folgen. Schleswig-Holstein übernahm davon 300 Millionen Euro.

«Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Herr Cook von Tausenden von Jobs gesprochen hat», erläuterte Landrat Schütt. Es ging nur um 1.000 Arbeitsplätze und damit deutlich weniger als von Northvolt geplant. «Es wird eine Fabrik geplant mit den entsprechenden Arbeitsplätzen.» Sein Ziel sei es, dass sie diese Menschen schnell als Dithmarscher fühlten. «Egal ob sie in Husum geboren sind, in Heide, in München oder auch in Singapur oder Rio de Janeiro.»

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