07. August 2025 – dpa
Rund eine halbe Million Menschen nutzt den Hamburger Hauptbahnhof täglich. Er gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. Die Gewaltkriminalität war im Vorjahr zurückgegangen. Nun gibt es neue Zahlen.
Mit 296 von der Bundespolizei im ersten Halbjahr am Hamburger Hauptbahnhof registrierten Gewaltdelikten liegt die Gewaltkriminalität dort in etwa auf Vorjahresniveau. Nach dem starken Rückgang von Straftaten wie schwerer Körperverletzung oder Raub um rund ein Viertel im vergangenen Jahr erweise sich der Trend als «erfreulicherweise stabil», sagte der Sprecher der Innenbehörde, Daniel Schaefer, der Deutschen Presse-Agentur.
In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres waren am mit rund einer halben Million Menschen täglich meistfrequentierten Bahnhof Deutschlands 290 Gewaltdelikte registriert worden.
Bei den Oppositionsparteien in der Hamburgischen Bürgerschaft sah man die Entwicklung weniger positiv und verwies auf teils deutlich gestiegene Zahlen in anderen Deliktbereichen und im Bahnhofsumfeld.
Betrachte man die Gewaltdelikte, liege Hamburg mit 296 Fällen «mit weitem Abstand» hinter Leipzig (426), Dortmund (381) und Köln (349) und sogar auch hinter München (308), sagte Schaefer. «Eine Entwicklung, die nicht zuletzt auf die „Allianz sicherer Hauptbahnhof“ zurückzuführen ist.»
Seit Frühjahr 2023 patrouillieren «Quattro-Streifen» bestehend aus Polizei Hamburg, Bundespolizei, DB-Sicherheit und Hochbahn-Wache am Hauptbahnhof.
Einen Anstieg um gut 20 Prozent gab es hingegen bei den am Bahnhof registrierten Eigentumsdelikten. Ihre Zahl stieg den Behördenangaben zufolge von 1.304 im ersten Halbjahr 2024 auf nunmehr 1.570.
Damit liegt der Hamburger Hauptbahnhof im Ranking der großen deutschen Bahnhöfe bei den Eigentumsdelikten deutlich auf Platz eins, vor Köln (1.326), Leipzig (843) und Bremen (829), wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Hess hervorgeht.
Ebenso bundesweit führend ist der größte Bahnhof der Hansestadt bei Sachbeschädigungen, von denen im ersten Halbjahr 358 gezählt wurden. In den Bereichen Sexualdelikte, Betäubungsmitteldelikte und Waffendelikte taucht der meistfrequentierte Bahnhof in den deutschen Top Five hingegen gar nicht auf.
Die Sicherheits-Allianz am Hauptbahnhof habe sich zu einem bundesweiten Erfolgsmodell entwickelt, sagte Schaefer. «Der gemeinsame Einsatz von Mitarbeitenden aller vier Sicherheitspartner in einer leistungsstarken Einheit ermöglicht es, mit hoher Präsenz noch niedrigschwelliger auf Anliegen oder Störungen jeder Art zu reagieren und hat nicht zuletzt zu einer deutlichen Verbesserung der Sicherheitslage und der Aufenthaltsqualität an Deutschlands größtem Bahnhof geführt.»
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hätten die «Quattro-Streifen» am Hauptbahnhof 8.237 Menschen überprüft und 294 Strafanzeigen gefertigt. «Zudem wurden durch die Einsatzkräfte von Landes- und Bundespolizei im ersten Halbjahr insgesamt 311 Messer und 68 sonstige verbotene Gegenstände am Hamburger Hauptbahnhof sichergestellt», sagte er.
Schon seit Oktober 2023 herrscht am Hamburger Hauptbahnhof ein Waffenverbot, das später auf den gesamten Nahverkehr ausgeweitet wurde. Zudem wurden im vergangenen Jahr ein Alkoholkonsumverbot erlassen und eine Videoüberwachung auf dem Bahnhofsvorplatz eingeführt.
CDU-Fraktionschef Dennis Thering warf SPD und Grünen vor, das Problem rund um den Hauptbahnhof zu lange tatenlos hingenommen zu haben. «Erst durch den öffentlichen Druck und das konsequente Drängen der CDU hat der Senat endlich reagiert – mit Maßnahmen wie den "Quattro-Streifen", der Ausweisung des Hauptbahnhofs als Waffenverbotszone und der Einführung von Videoüberwachung.»
Dennoch bleibe der Hauptbahnhof ein Kriminalitätsschwerpunkt. «Besonders alarmierend ist, dass das direkte Umfeld – der Stadtteil St. Georg, das Drob Inn und der Steindamm – bei allen Maßnahmen schlicht vergessen wurde», sagte Thering. «Die Kriminalitätsbelastung dort ist weiterhin hoch.»
Die Entwicklung der Kriminalität am Hauptbahnhof sei «einzig darauf zurückzuführen, dass Menschen, die von der Verarmung und Verelendung betroffen sind, in benachbarte Stadtteile abgedrängt werden», sagte der Innenexperte der Linksfraktion, Deniz Celik. Dort hätten die sozialen Problemlagen sichtbar zugenommen. «Es ist falsch, dass der Senat die öffentliche Sicherheit mit Repression und Verdrängung durchsetzen will», monierte er.
«Das Kriminalitätsniveau bleibt hoch – da helfen auch keine "Quattro-Streifen"», konstatierte AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann und machte die Migrationspolitik in Deutschland für die Entwicklung verantwortlich.