31. Mai 2025 – dpa
Im nächsten Jahr fällt die Entscheidung, mit welcher Stadt oder Region sich der DOSB um Olympische Spiele bewirbt. Hamburg sieht sich dafür gut aufgestellt. Doch der Weg zu Olympia im Norden ist weit.
Der Anspruch klingt groß. «Wir wollen, dass wir in einer besseren Stadt leben nach den Olympischen Spielen», sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote beim Start in das Bewerber-Rennen um die deutsche Kandidatur für die Olympischen Spiele. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) übergab die Unterlagen an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), mit denen Hamburg und Schleswig-Holstein das sportliche Großereignis in den Norden holen wollen.
Gemeinsam mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) präsentierten Grote (SPD) und Tschentscher das Konzept im Beisein von DOSB-Vorstand Volker Bouffier der Öffentlichkeit.
Es ist der zweite Versuch der norddeutschen Metropole, die Olympischen Spiele an Elbe und Alster zu holen. 2015 scheiterte die Bewerbung am Referendum, in dem die Bürgerinnen und Bürger mit knapper Mehrheit die Pläne für die Spiele 2024 ablehnten.
«Die Bewerbungen früherer Jahrzehnte bestanden darin, dass eine Stadt umgebaut wurde, um Olympische Spiele zu ermöglichen. Und dieses Prinzip haben wir umgedreht», beschrieb Tschentscher eine der Grundideen der Bewerbung. Die Stadt solle sich nicht an die Olympischen Spiele anpassen, «sondern wir haben das Olympia-Konzept an unsere Stadt angepasst».
Laut dem Konzept sind 87 Prozent der geplanten Wettkampfstätten «bestehende Anlagen, temporär nutzbare oder ohnehin vorgesehene Bauprojekte».
Zu den ohnehin vorgesehenen Bauprojekten zählt ein neues Stadion gleich neben dem Volksparkstadion des Bundesliga-Rückkehrers Hamburger SV. Der Neubau für 60.000 Zuschauer soll bei Olympischen Spielen für die Leichtathletik vorgesehen sein und später als neue Heimstätte für den HSV und als Multifunktional-Arena genutzt werden. «Das Stadion wird gebaut, auch wenn Olympia nicht käme», sagte Innensenator Grote.
Hintergrund ist, dass sich eine permanente Instandsetzung des Volksparkstadions spätestens Mitte des Jahrhunderts nicht mehr lohnen würde. In dem Olympia-Konzept bekommt das Stadion noch eine besondere Aufgabe zugewiesen: Dort sollen die Schwimm-Wettbewerbe stattfinden.
In Hamburg sind insgesamt 38 Disziplinen vorgesehen, in Kiel neben Segeln noch Handball und Rugby. Außerhalb von Hamburg und Schleswig-Holstein sind Kanuslalom in Markkleeberg, die Schieß-Wettbewerbe in Suhl und das Vielseitigkeitsreiten in Luhmühlen bei Lüneburg geplant.
Grote wies darauf hin, dass Olympia in Hamburg ein Olympia der kurzen Wege sein soll. In zwei zentralen Clustern finden die Disziplinen in der Hansestadt statt. Alle Wettkampfstätten sollen mit dem Nahverkehr und zu Fuß gut erreichbar sein. «Die ganze Stadt ist der Olympia-Park», meinte Grote. Und alle Bauten sollen auch nach dem Ereignis genutzt werden.
Hamburg steht in Konkurrenz mit Berlin, München und der Region Rhein-Ruhr, die ebenfalls ihre Konzepte bis Ende Mai abgegeben haben. Der DOSB will 2026 entscheiden, mit welchem Konzept und welcher Stadt oder Region sich Deutschland um die Austragung der Olympischen Spiele bewirbt.
Erwartet wird, dass die Bewerber auch jeweils die Zustimmung der Bürger für ihre Olympia-Pläne einholen. Hamburg strebt den Mai 2026 für die Befragung an. Zuletzt waren die Anläufe von München für die Winterspiele 2022 und von Hamburg für die Sommerspiele 2024 am Nein der Einwohner gescheitert.
Offen ist, ob sich der DOSB für 2036, 2040 oder 2044 bewerben will. «Wir sind mit unserem Konzept zum frühesten Zeitpunkt bereit», sagte Tschentscher. «Langsamer kann man immer werden.» Die bislang letzten Olympischen Spiele in Deutschland fanden 1972 in München statt.
Wie schon vor zehn Jahren gefällt nicht allen die Idee von Olympia in Hamburg. Am Eingang zum Hamburg Bunker stand kurz vor der Präsentation eine kleine Gruppe der Partei «Die Linke» und machte ihre Ablehnung deutlich. Wie groß die Zustimmung oder die Ablehnung für Olympische Spiele ist, wird sich in einem Jahr zeigen.