15. September 2025 – dpa

Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Ermittler regte schon 2013 Einweisung von Attentäter an

Bereits Jahre vor dem Anschlag in Magdeburg fiel Taleb A. psychisch auf. Ein damaliger Ermittler spricht bei gefundenen Medikamenten von einer «Höllenmischung».

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Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Anschlag in Magdeburg ging es um die ärztliche Tätigkeit des Attentäters in Mecklenburg-Vorpommern. (Archivbild)

Der Attentäter des Magdeburger Weihnachtsmarkts ist den Behörden bereits vor mehr als zehn Jahren aufgefallen. Ein damaliger Ermittler der Polizeiinspektion Rostock regte nach einer Hausdurchsuchung bei Taleb A. an, die Einweisung in eine psychiatrische Klinik prüfen zu lassen, wie im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt bekannt wurde. Er hatte dies im Rahmen von Ermittlungen unter anderem in einem dreiseitigen Brief an den zuständigen Landkreis formuliert. Ob und warum dies möglicherweise nicht weiter verfolgt wurde, blieb im Untersuchungsausschuss unklar.

Hintergrund der Anregung war eine polizeiliche Durchsuchung in der Wohnung von Taleb A. in Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern). Zuvor hatte A. im April 2013 einer Mitarbeiterin der Ärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern gedroht und Bezüge zum Anschlag auf den Marathon von Boston – der kurz davor passiert war – angedeutet. A. hatte in Mecklenburg-Vorpommern einen Teil seiner Facharztausbildung absolviert.

Bei den Durchsuchungen seien unter anderem Aufputsch- und Schmerzmittel gefunden worden, sagte der frühere Polizeihauptkommissar im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Magdeburger Landtags. Die Zusammensetzung der Medikamente sei «eine Höllenmischung im Körper». Unter anderem sei das starke Schmerzmittel Tramadol gefunden worden, das aus der Gruppe der Opioide kommt und bei unsachgemäßer Anwendung süchtig machen kann. Die Wohnung sei unordentlich gewesen, es seien aber keine Hinweise auf Bombenbau gefunden worden, berichtete der damalige Polizeibeamte, der überwiegend im Bereich Staatsschutz tätig war, weiter.

Taleb A. war im Dezember vergangenen Jahres mit einem Mietauto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und tötete dabei sechs Menschen. Mehr als 300 wurden zum Teil schwer verletzt.

Neben den Medikamenten sei auf dem Laptop auch pornografisches Material gefunden worden, betonte der frühere Polizist. Es habe keine Hinweise auf politische Motivation bei den Drohungen gegeben. «Alles, was er getan hat, war immer nur aufgrund seines persönlichen Unvermögens, die Dinge in Deutschland zu regeln, die geregelt werden müssen», sagte der Polizist. Alles Unglück, das er für sich erlebt hat, habe er auf andere abgewälzt. «Er war nie an irgendetwas selbst schuld.»

Die Ermittlungen gegen Taleb A. sind inzwischen abgeschlossen. Einen Termin für den Beginn des Gerichtsverfahrens gibt es noch nicht. Der Prozess könnte im Herbst beginnen.

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