27. November 2025 – dpa

Hornvieh

Moorschützer und Wiederkäuer - 1.500 Wasserbüffel in MV

Auch wenn der Nordosten nicht die Ursprungsheimat der Wasserbüffel ist, gibt es dort inzwischen eine kleine, aber feine Herde. Sie dienen der Landschafts- und Moorpflege und sind Fleischlieferanten.

Wasserbüffel sind Tiere, die wie ihr Name vermuten lässt, gut mit einer nass-feuchten Umgebung zurechtkommen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach aktuellen Angaben des Agrarministeriums rund 1.500 dieser Tiere, die gerne zur Beweidung von Moor- und Nassflächen eingesetzt werden. Wasserbüffel seien keine exotische Randerscheinung mehr, sondern könnten zu einem echten Zukunftstier für Mecklenburg-Vorpommern werden, sagte Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) anlässlich des ersten Mecklenburger Wasserbüffeltages in Born (Landkreis Vorpommern-Rügen).

Wasserbüffel seien robust, genügsam und hervorragend geeignet, nasse Moor- und Feuchtflächen zu beweiden. «Genau solche Lösungen brauchen wir, wenn wir die Wiedervernässung unserer Moorböden mit Landwirtschaft, Naturschutz und regionaler Wertschöpfung zusammen denken wollen», sagte Backhaus weiter. Ende des Jahres läuft ein zweijähriges Forschungs- und Praxisprojekt der Landesforschungsanstalt (LFA) zu Wasserbüffeln aus, das vom Ministerium finanziell unterstützt wurde und das Haltung, Tiergesundheit, Fleischqualität und Tierwohl wissenschaftlich begleitete.

Forschungen der Universität Rostock, des Forschungsinstitutes für Nutztierbiologie (FBN) Dummerstorf und digitale Sensoranalysen lieferten erstmals belastbare Daten zur Büffelhaltung unter norddeutschen Bedingungen. Wasserbüffel seien für Feuchtflächen prädestiniert und geeigneter als herkömmliche Rinder, sagt auch Almut Scheler von LFA. «Die haben zum Beispiel eine ganz andere Klauen-Physiologie und eine viel größere Klauenzwischenspalte, die sie quasi stärker spreizen können.» In MV gibt es rund 100 Wasserbüffel-Halter.

Im Vergleich zum Gesamtrinderbestand in MV, der Ende 2024 bei über 440.000 lag, ist die Herde der Wasserbüffel im Nordosten überschaubar. «Klar, das ist eine Nische, und das wird auch so bleiben. Aber für das Thema Moor wird das immer relevanter», sagte Scheler. Die Flächen einfach sich selbst zu überlassen, geht nicht immer, weil sie sonst verbuschen oder mit Schilf zuwachsen. Wasserbüffel helfen dabei, die Flächen freizuhalten und Diversität zu erhalten.

Dass sich die zwischen 500 und 900 Kilogramm schweren Büffel in nasser Umgebung wohl fühlen, liegt auch an ihrer dicken Haut. Sie brauchen das Wasser zur Abkühlung und Thermoregulation. Ganz oben auf der Wohlfühl-Skala stehen bei den Tieren Schlammbäder. Die eigentlich in Asien beheimateten Büffel sind aber nicht nur als Landschaftspfleger gefragt, sondern auch als Fleischlieferanten. So gibt es Betriebe, die Büffel-Gulasch, Steaks, Salami oder Jagdwurst oder gleich ein Viertel Büffel Vorder- und Hinterteil im Angebot haben.

Die Schlachtung ist aufgrund der verstärkten Schädelplatte der Wasserbüffel anspruchsvoll. Auch in MV sind geeignete regionale Schlachtstätten selten. Laut Ministerium werden zwar mobile Schlachtungen von Haltern nachgefragt, sind aber bislang kaum im Einsatz. Zudem fehlten teils zuverlässige Vermarktungswege. «Die Wasserbüffelhaltung bietet große Chancen, aber wir müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessern – von der Entbürokratisierung über die Schlachtmöglichkeiten bis zur Vermarktung», sagte Backhaus. «Wenn wir den Arten- und Klimaschutz stärken wollen, dürfen wir den Tierhaltern keine Steine in den Weg legen.»

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