28. Mai 2025 – dpa
Als «Helikoptermutter» bezeichnet die Vorsitzende Richterin eine Frau, die ihr Kind geschüttelt und damit schwer verletzt hat. Sie sei überfordert gewesen - töten wollte sie ihr Kind demnach nicht.
Weil sie ihr Baby geschüttelt und damit schwer verletzt hat, hat das Landgericht Stralsund eine Mutter wegen gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen. Die Große Strafkammer habe eine Freiheitsstrafe von einem Jahr verhängt, die auf zwei Jahre Bewährung ohne Auflagen ausgesetzt sei, sagte ein Gerichtssprecher.
Das Gericht habe es nicht als erwiesen angesehen, dass die Angeklagte ihr wenige Monate altes Kind töten wollte. Die 41-Jährige aus der Nähe von Greifswald hat demnach im Juli 2023 ihrem Säugling durch Schütteln erhebliche Verletzungen zugefügt, anschließend aber sofort einen Arzt gerufen. Lebensgefahr bestand nach Angaben eines Sachverständigen nicht. Auch Folgeschäden seien nicht eingetreten.
Den durch die Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwurf der Misshandlung von Schutzbefohlenen sah die Kammer demnach ebenfalls nicht als erwiesen an. Es habe keine gefühllose Gesinnung festgestellt werden können. Im Gegenteil: Die Vorsitzende Richterin bezeichnete die Angeklagte laut Sprecher als «Helikoptermutter», die das Kind nie alleingelassen habe.
Die Mutter hatte demnach ein großes Netzwerk von Menschen installiert, die sich um das Kind kümmerten. Sie habe bei Problemen immer gleich angerufen. In der konkreten Situation habe sie ihr Kind dann aber aus Überforderung geschüttelt.
Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre und sechs Monate gefordert, ging aber ebenfalls nicht davon aus, dass die Mutter ihr Kind töten wollte. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.