08. November 2025 – dpa

10. Todestag

Altkanzler Schmidt - «So einen wie den bräuchten wir heute»

Noch immer besuchen viele Menschen das Grab von Helmut Schmidt auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf. Angesichts unsicherer Zeiten wünscht sich so mancher den Altkanzler als «Welterklärer» zurück.

«Der beste Kanzler aller Zeiten und seine beste Ratgeberin» steht auf einem laminierten Blatt Papier auf dem Grabstein von Loki und Helmut Schmidt. Die beiden fehlten Deutschland in derart schweren Zeiten «hinten und vorn», heißt es da weiter. Neben dem Blatt liegen Rosen und ein Foto, das Schmidt mit seinem Kanzler-Vorgänger Willy Brandt zeigt.

Dinge dieser Art fänden sich auch zehn Jahre nach dem Tod Schmidts noch häufig an der Grabstätte in Ohlsdorf, sagt Friedhofssprecherin Hedda Scherres der Deutschen Presse-Agentur. Mentholzigaretten, Schnupftabak oder Labskaus, wie noch kurz nach seinem Tod am 10. November 2015, habe man dagegen lange nicht mehr gefunden.

Immer noch blieben viele Menschen am Grab stehen. «So einen wie den brächten wir heute wieder», sei dann häufig zu hören, sagt Scherres. Überhaupt sei das Grab der Schmidts neben denen von Schauspieler Jan Vedder und HSV-Legende Uwe Seeler eines der meistbesuchten des Ohlsdorfer Friedhofs.

Bürgermeister Peter Tschentscher würdigt den Ehrenbürger als herausragende Hamburger Persönlichkeit. «Mit seinem Einsatz als Innensenator während der Sturmflut 1962 und durch seine Amtszeit als Bundeskanzler hat er sich höchsten Respekt und Anerkennung bei den Hamburgerinnen und Hamburgern erworben», sagte Tschentscher der Deutschen Presse-Agentur.

Schmidt habe Deutschland mit hanseatischer Weitsicht «durch eine Zeit der Krisen und Umbrüche» geführt. «Als Politiker und Staatsmann ist Helmut Schmidt bis heute ein Vorbild, die Herausforderungen unserer Zeit mit Vernunft und Pragmatismus anzugehen.»

Am Montag wird die SPD Schmidt auf dem Ohlsdorfer Friedhof gedenken. Im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der SPD Hamburg-Nord wird die SPD-Landesvorsitzende Melanie Leonhard Blumen am Grab niederlegen. Man erinnere sich mit Dankbarkeit, sagte sie der dpa. «Sein Vermächtnis ist untrennbar mit Hamburg und der SPD verbunden. »

Bis heute stehe Schmidt für eine Politik, «die auf Vernunft und Verantwortung gründet - eine Haltung, die uns in den aktuell unruhigen Zeiten Maßstab und Verpflichtung zugleich ist.» Als weitsichtiger Staatsmann und politischer Denker, als überzeugter Hanseat und Weltbürger sei Schmidt unvergessen.

Schon am Sonntag wird dem Bach-Fan Schmidt mit einem Konzert in seiner ehemaligen Schule in Winterhude gedacht. Bei der Veranstaltung der Bundeskanzler Helmut Schmidt Stiftung soll es auch um die Frage gehen, was Schmidt uns heute noch zu sagen hat.

Für den Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, den frühen Bundesfinanzminister und Freund Schmidts, Peer Steinbrück ist klar: «Helmut Schmidt hat unserem liberalen, demokratischen Rechtsstaat Würde und Glaubwürdigkeit gegeben. Durch sein Auftreten und das, was er gesagt hat.»

Das vermisse er heute bei einigen Politikern, sagte Steinbrück der «Zeit», deren Herausgeber Schmidt war. «Vor allem bei jenen, die glauben, sich in ihrer Sprache und ihrem Habitus anbiedern und auf sozialen Plattformen inhaltslos für sich werben zu müssen.»

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