14. August 2025 – dpa
Bundesliga-Aufsteiger HSV macht keinen guten Eindruck vor dem ersten Pflichtspiel der Saison. Beim Oberligisten Pirmasens im Pokal darf sich der klare Favorit keine Blöße geben.
Merlin Polzin bat zunächst um Entschuldigung. Vor den Medienvertretern schob der 34 Jahre alte Trainer des Hamburger SV auch gleich den Grund hinterher. «Wir haben da draußen ja aufgrund der Ferien zahlreiche Fans und da wollen wir uns natürlich nicht nehmen lassen, da auch dann wirklich alle Autogramm- und Fotowünsche zu erfüllen», sagte der Coach vor dem Pokalwochenende.
Die Euphorie um den Aufstieg des nach sieben Jahren in die Fußball-Bundesliga zurückgekehrten Traditionsclubs ist ungebrochen. Allerdings dürfte die Skepsis einiger Fans hinsichtlich der Erstliga-Eignung nach zuletzt schwachen Auftritten in den Testspielen zugenommen haben. Daher steht der HSV schon beim auf dem Papier klar unterlegenen rheinland-pfälzischen Oberligisten FK Pirmasens am Samstag (13.00 Uhr/Sky) unter Druck.
Die bisherige Bilanz der Testspiele liest sich niederschmetternd: Gegen namhafte Kontrahenten kassierten die Hanseaten klare Niederlagen, fünf Pleiten aus sechs Spielen samt Torverhältnis von 2:14. Darunter ein 0:2 beim RCD Mallorca, ein 0:4 gegen Olympique Lyon und ein 0:4 gegen Ligakonkurrent Freiburg. Lediglich in Teil eins des Doppel-Tests in Freiburg holte der HSV ein 1:1.
«Ich glaube, und das ist ja das Schöne an unserem HSV, dass sich viele Menschen immer Gedanken machen, aber um uns muss sich keiner Sorgen machen», bekräftigte der Aufstiegstrainer vor der Partie in der ersten Runde des Wettbewerbs beim Fünftligisten.
Polzin machte deutlich, dass der Verein «bewusst und mit voller Überzeugung» Dinge angeschoben habe, um sich weiterzuentwickeln. Darunter fällt eine Systemumstellung mit einem defensiveren Ansatz. «Schwierige Momente, die in der Vorbereitung dann aufgetreten sind in den einzelnen Testspielen, sehen wir so, dass es eine Investition in die Zukunft ist», bekräftigte Polzin und sprach von einer lehrreichen Vorbereitung.
Die Frage ist, welche Schlüsse Polzin daraus zieht. Die Defensive wirkte teils sehr anfällig und der Offensive fehlte die Schlagkraft. Zudem wurde das Mannschaftsgefüge durch die vielen neuen Spieler und Abgänge von Leistungsträgern wie Davie Selke und Ludovit Reis als Mentalitätsspieler kräftig durcheinander gewirbelt. Die Hierarchie werde sich erst bilden, wenn die Mannschaft nach dem Ende des Transferfensters komplett ist, meinte Polzin. Denn der Club plant noch Verstärkungen. Zudem wird ein neuer Kapitän gesucht. Die Entscheidung will Polzin den Spielern am Freitag mitteilen.
Aussichtsreiche Kandidaten für das Kapitänsamt dürften der Schweizer Außenverteidiger Miro Muheim und Torwart Daniel Heuer Fernandes sein. Allerdings müsste der Schlussmann erst das Duell um das Tor für sich entscheiden. In der Pfalz wird der langjährige HSV-Schlussmann Heuer Fernandes als Torwart starten. Sein Konkurrent Daniel Peretz - Leihgabe des deutschen Meisters FC Bayern München - durfte zuletzt im Test auf Mallorca ins Tor gehen. Polzin will nach dem Pokalspiel eine Entscheidung treffen.
Dann sind es nur noch wenige Tage, bevor der HSV mit der Partie gegen Borussia Mönchengladbach am übernächsten Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) das erste Bundesligaspiel nach dem Aufstieg bestreitet.
Polzin hofft dabei auf die Rückkehr der angeschlagenen Offensivkräfte Yussuf Poulsen und Jean-Luc Dompé. Für die Pokal-Partie in Pirmasens seien beide noch keine Option, sie machten aber gute Fortschritte. «Deshalb wird das auf jeden Fall eine Option sein, dass sie in der nächsten Woche dann auch wieder voll ins Training einsteigen und dann noch für das Bundesligaspiel in Gladbach zur Verfügung stehen», sagte der Coach. Neben Poulsen, der im Sommer von RB Leipzig zu den Hanseaten gewechselt war, und Dompé fehlen weiterhin Bakery Jatta und Immanuel Pherai.