07. November 2025 – dpa

Alter Brauch

Lübecker Martensmann bringt wieder Wein nach Schwerin

Im Westen Mecklenburg-Vorpommerns wird zum Martinstag ein besonderer Brauch gepflegt. Dann bringt ein Bote ein Fass Wein aus Lübeck nach Schwerin. Auf dem Weg dorthin darf gefeiert werden.

Es ist wieder so weit: Der Lübecker Martensmann geht auf Tour. Als Zeichen der Verbundenheit bringt Stefan Pagel - kostümiert als Lübecker Ratsdiener des 16. Jahrhunderts - rechtzeitig zum Martinstag (11. November) ein Fass mit 100 Litern Lübecker Rotspon in die Mecklenburg-Vorpommersche Landeshauptstadt Schwerin. Am Nachmittag wurde er von der Lübecker Stadtspitze vor dem Rathaus verabschiedet. Am Sonntag (9. November) wird er in Schwerin erwartet.

Auf dem Weg dorthin macht der Martensmann in seiner Kutsche in Schönberg und in Rehna Station, wo er von den jeweiligen Bürgermeistern begrüßt wird. In Schwerin folgt dann am Sonntag das historische Ritual der Weinübergabe. Dazu gehört auch ein Streitgespräch darüber, ob das Weingeschenk eine freiwillige Gabe oder eine Pflicht der Stadt Lübeck sei.

Der Brauch, der seit 2020 immaterielles Kulturerbe der Unesco ist, geht auf eine Lübecker Tradition aus dem 16. Jahrhundert zurück. Damals schickte der Rat der Hansestadt zum Martinstag Weinpräsente an benachbarte Städte, um die guten Beziehungen zu festigen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts geriet der Brauch in Vergessenheit, wurde aber 1990 auf Initiative der Stiftung Mecklenburg und des damaligen Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD) wiederbelebt. Am 10. November 1991, 186 Jahre nach seiner letzten Fahrt, erreichte schließlich wieder eine Weinlieferung aus Lübeck Schwerin.

Heute befindet sich im Fass des Martensmannes allerdings statt des ursprünglichen weißen Rheinweins Rotspon, also französischer Rotwein. Und das Präsent ist auch nicht mehr für den Landesherren bestimmt. Heute gibt es auf den Martensmannfesten in Schönberg, Rehna und Schwerin Wein für jeden, der will.

Der Martinstag erinnert an den um 316 n. Chr. im heutigen Ungarn als Sohn eines römischen Militärtribuns geborenen Martin von Tours. Er wurde am 11. November 397 n. Chr. in Tours bestattet. Der Legende nach soll er als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben. Kurz danach ließ sich Martin taufen und wurde um 370 n. Chr. zum Bischof von Tours geweiht. Noch heute gilt er als Schutzpatron der Reisenden und der Armen.

Weitere Nachrichten aus Hamburg & Schleswig-Holstein

Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

undefined
Audiothek