13. Juni 2025 – dpa
In Steilshoop kümmern sich zwei Mediziner um knapp 20.000 Menschen, in Blankenese stehen den rund 13.500 Bewohnern gleich 17 Allgemeinarztpraxen zur Verfügung. Der Sozialverband findet das ungerecht.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat eine ungerechte Verteilung der Hausarztpraxen in Hamburg beklagt. «Die Verteilung des ärztlichen Angebots ist bei uns nicht gleichwertig», sagte Hamburgs SoVD-Chef Klaus Wicher. Vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen bestehe akuter Mangel. Er forderte neue medizinische Versorgungszentren, in denen verschiedene Fachrichtungen unter einem Dach gemeinsam praktizieren könnten.
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sieht dagegen für Hamburg sogar eine Überversorgung an ambulanten Ärztinnen und Ärzten.
Wicher klagte, bislang gebe es etwa in Rothenburgsort oder auf der Veddel gerade einmal jeweils zwei Hausarztpraxen. Im wohlhabenden Ottensen seien es 27 Allgemeinärzte. Noch deutlicher werde der Mangel beim Blick auf die Einwohnerzahl. So würden in Steilshoop knapp 20.000 Menschen von gerade einmal zwei Medizinern versorgt, im reichen Blankenese stünden den rund 13.500 Bewohnern dagegen gleich 17 Allgemeinarztpraxen zur Verfügung.
«Da muss sich die Stadt schon fragen lassen, warum sie es zulässt, dass es so krasse Unterschiede in der Versorgung gibt», sagte Wicher. Er forderte den Senat auf, die für die Zulassung von Arztsitzen zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) in die Verantwortung zu nehmen. Senat und die KV müssten schnell für Abhilfe vor allem in jenen Quartieren sorgen, «in denen viele Menschen um die wenigen Arzttermine regelrecht kämpfen müssen».
Nach vdek-Angaben gibt es in der Hansestadt knapp 4.200 Arztsitze. Etwa jeder Dritte davon entfalle auf eine Hausärztin oder einen Hausarzt. Die zweitgrößte Gruppe sei mit knapp einem Viertel der Sitze die der Psychotherapeuten. Hamburg weise damit bundesweit die höchste Dichte an ambulanten Ärztinnen und Ärzte je 1.000 Einwohner auf.
Die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Hausarzt liegt laut vdek in Hamburg bei unter 500 Metern, zum nächsten grundversorgenden Facharzt betrage die Entfernung rund 1.000 bis 3.000 Meter. Der Verband spricht bei den Hausärzten sogar von einer Überversorgung, da der Versorgungsgrad mit 110,1 Prozent über der Marke von 110 Prozent liege. Gleiches gelte etwa für Kinderärzte mit 111 Prozent und Psychotherapeuten mit 159,1 Prozent, wobei es gerade bei diesen Fachrichtungen viele Klagen über zu wenig Termine gibt.
«Die Gesundheitsversorgung in Hamburg ist im Bundesvergleich auf einem hohen Niveau, das bewahrt und klug fortentwickelt werden muss», sagte die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kathrin Herbst. Damit eine bedarfsgerechte Versorgung bezahlbar bleibe, brauche es eine faire Kostenverteilung zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und den öffentlichen Haushalten. «Hamburg muss seiner Verantwortung für die Krankenhäuser gerecht werden und endlich die Investitionskosten auskömmlicher als bisher finanzieren», forderte Herbst.