03. Juli 2025 – dpa

Prozesse

Tödlicher Raubüberfall - lebenslange Haft gefordert

Im Januar 2024 stirbt ein 99-Jähriger bei einem Raubüberfall auf sein Haus in St. Peter-Ording. Vor gut einem halben Jahr hat der Mordprozess gegen vier Männer begonnen. Nun wurde plädiert.

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Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafen für die Angeklagten (Archivbild)., Foto: Marcus Brandt/dpa

Im Prozess um einen tödlichen Raubüberfall auf ein älteres Ehepaar hat die Staatsanwaltschaft für die vier Angeklagten lebenslange Haftstrafen gefordert - unter anderem wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge. Bei dem Überfall am 11. Januar 2024 in St. Peter-Ording starb ein 99-Jähriger, der früheren Polizeiangaben zufolge bis dahin fit und wehrhaft gewesen sein soll. Am Landgericht Flensburg sind drei Deutsche und ein Russe angeklagt.

Für zwei der Angeklagten sei zudem die besondere Schwere der Schuld festzustellen, sagte die Staatsanwältin nach Angaben eines Gerichtssprechers in ihrem nicht öffentlichen Plädoyer. Diese beiden Männer sollen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft im Haus gewesen sein und jegliche Rettungsbemühungen unterbunden beziehungsweise vereitelt haben.

Die anderen beiden Männer sollen sich während der Tat nach Ansicht der Anklage-Behörde im Auto aufgehalten haben. Sie hätten als Mitglieder einer Bande gehandelt. Alle Plädoyers in diesem Fall müssen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten werden, weil Teile der Hauptverhandlung nicht öffentlich waren.

Wie die Staatsanwältin zu Prozessbeginn Anfang Dezember 2024 sagte, hatten die beiden im Auto wartenden Männer Funkkontakt mit den anderen beiden Tätern, die an der Haustür klingelten. Der Ehemann sei unter vorgehaltener Waffe in das Haus gedrängt worden. Der 99-Jährige habe sich dabei schützend zwischen die Täter und seine Ehefrau gestellt, sagte die Staatsanwältin damals.

Daraufhin hätten sie den betagten Mann so stark geschubst, dass er gestürzt sei und sich dabei eine Platzwunde am Kopf zugezogen habe. Er sei innerhalb kürzester Zeit an Herzversagen und Herzkreislaufstillstand gestorben. Dies hätten die Angeklagten, denen das hohe Alter der Eheleute bekannt gewesen sei, zumindest billigend in Kauf genommen.

Die Räuber erbeuteten den damaligen Angaben zufolge schließlich ein Handy, 250 Euro Bargeld und zwei Goldketten. Eine Kette hatte einen auffälligen Anhänger eines ägyptischen Pharaos. Die Täter entkamen. Staatsanwaltschaft und die Familie der Opfer setzten Belohnungen für Hinweise aus, die schließlich zur Ermittlung der Tatverdächtigen führen. Ende März 2024 war der Raubüberfall Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... Ungelöst». Knapp fünf Monate nach der Tat nahmen Spezialkräfte die mutmaßlichen Täter fest. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Das Gericht hatte nach Angaben seines Sprechers während des monatelangen Verfahrens unter anderem den Hinweis erteilt, dass ein Tötungsvorsatz nach vorläufiger Würdigung der Beweise eher fern liegt. Dieser wäre für eine Verurteilung wegen Mordes oder Totschlags notwendig. Eine Strafbarkeit wegen schweren Raubes mit Todesfolge in Tateinheit mit Körperverletzung käme aber sehr wohl in Betracht.

Zwei der Verteidiger haben ebenfalls ihre Plädoyers gehalten. Der Verteidiger eines Angeklagten, der sich im Auto aufgehalten haben soll, hat nach Angaben des Gerichtssprechers die wegen schweren Raubes und eine Freiheitsstrafe von 5 Jahren und 8 Monaten beantragt.

Der Verteidiger eines Angeklagten, der sich im Haus aufgehalten haben soll, hat einen Freispruch gefordert, wie der Gerichtssprecher weiter mitteilte. Der Anwalt sagte demnach, dass seinem Mandanten die Tat nicht nachzuweisen sei. Falls das Gericht zu einer Verurteilung kommt, wäre sein Mandant allenfalls wegen Raubes zu verurteilen. Ein konkretes Strafmaß für diesen Fall hat dieser Verteidiger in seinem Antrag nicht genannt.

Am 18. Juli werden die Plädoyers fortgesetzt. Voraussichtlich wird an jenem Tag dann auch das Urteil verkündet.

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