05. November 2025 – dpa
Das Kiekeberg-Museum zeigt anhand Hunderter Exponate, wie sich die Schule in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Streng, aber auch gemütlich war vor allem der Unterricht auf dem Dorf.
Ein Rohrstock, eine gefürchtete Eselsbank und ein Holzranzen stehen für eine von Strenge und Gehorsam geprägte Schulzeit. In der Sonderausstellung «Von Federkiel und Rechenschieber. Entwicklung des ländlichen Schulwesens» beleuchtet das Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten südlich von Hamburg von Samstag an bis zum 17. August 2026 die Entwicklung im Unterricht über zwei Jahrhunderte.
Die Sammlung der ehemaligen Lehrerin Christine Strüfing gab den Anstoß: Sie trug tausende Objekte zusammen, die einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren Schulgeschichte abdecken. Ihr Lebenswerk wird am Kiekeberg bewahrt und wissenschaftlich erschlossen.
Strüfing sammelte mehr als 60 Jahre alles um das Thema, das sie nie losließ. «Schule hat sich ständig gewandelt, ich möchte das hervorheben, was sie durchlaufen hat», erzählt die 81-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Die ehemalige Schulleiterin einer Volksschule aus Gettorf im Landkreis Rendsburg-Eckernförde sammelte Dokumente und Objekte ab etwa 1830 bis 1950, einen Schnitt machte sie bei ihrer eigenen Einschulung.
«Eine Sammlung wie diese bringt nicht nur einzigartige Objekte ins Museum, sondern auch Jahrzehnte an Wissen, Geschichten und Erfahrungen. Das ist ein unschätzbarer Gewinn», sagt der Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Stefan Zimmermann.
«Ich hatte immer das Gefühl, dass die früheren Schulzeiten dürftig waren, sie waren streng und sie waren mehr als bescheiden, wenn nicht sogar ärmlich», erzählt Strüfing. Sie habe selbst noch erlebt, wie der Lehrer einem auf die Finger geschlagen habe, wenn man nicht gehorsam gewesen sei. «Das habe ich selbst gespürt.» Gleichzeitig sei die Dorfschule für sie gemütlich gewesen, die leichte Überschaubarkeit gefiel ihr.
Rohrstock und Strafbank sind schon lange nicht mehr denkbar. Das sei gut so, aber Respekt und Höflichkeit vermisst sie aufseiten der Schülerinnen und Schüler inzwischen: «Ich wäre nicht geeignet, mich dem heutigen Erziehungsstil entgegenzustellen.» Das sei für die Lehrer nicht leichter geworden.
Sie präsentierte ihre Sammlung lange Zeit im Rahmen historischer Schulstunden im Heimatmuseum Gettorf – in einer von ihr gestalteten Schulstube um 1900. In ihrer Rolle als verkleidetes «Fräulein Lehrerin» mit einer obligatorischen Brosche an der Bluse zeigte sie alte Lehrmethoden und Rituale wie das Aufstellen in Reihen, das Falten der Hände, das Melden und auch gemeinsame Gebete.
Über die Jahre sei ihre private Sammlung immer umfangreicher geworden, aus ganz Schleswig-Holstein seien Landkarten, Tafeln oder Märchenkarten an sie weitergeleitet worden. «Das Thema begleitet mich seit 60 Jahren, ich habe zu Hause noch einen riesigen Fundus», berichtet Strüfing.