24. Oktober 2025 – dpa
Die erfolgreiche Karriere von Gabriele Frehse in Chemnitz bekommt nach Missbrauchsvorwürfen einen Bruch. In Österreich findet sie neues Glück - und geht mit einem historischen Erfolg in Trainer-Rente.
Die deutsche Trainerin Gabriele Frehse verabschiedet sich mit einem historischen Erfolg für Österreichs Frauen-Turnen in die Rente. Unter ihrer Leitung erreichte Charlize Mörz bei den Weltmeisterschaften in Jakarta als erste Österreicherin überhaupt ein WM-Finale. Einen Tag vor Frehses 65. Geburtstag an diesem Samstag kämpft die 20-Jährige um die Medaillen am Sprung und ist dabei eine der sieben Konkurrentinnen der deutschen Europameisterin Karina Schönmaier (Chemnitz).
«Cool», sagte Frehse, «das macht mich sehr stolz. Ein schöner Abschluss.» Beim Sprungfinale werden zwei Herzen in ihrer Brust schlagen. Zum einen will sie den bestmöglichen Erfolg für ihren Schützling Mörz. Zum anderen drückt sie auch Schönmaier die Daumen, die für den TuS Chemnitz-Altendorf turnt, bei dem Frehse Geschäftsführerin ist. «Karina kämpft um eine Medaille. Charlize ist happy, dass sie es geschafft hat und versucht, noch einmal so eine schöne Übung zu zeigen», sagte sie.
«Der Einzug ins Finale war eine Riesenüberraschung für mich. Die Gabi und ich freuen uns einfach und wir sind beide glücklich», sagte Charlize Mörz. Umso schwerer wiegt für sie der bevorstehende Abschied Frehses. Zwischen ihnen habe von Anfang die Chemie gestimmt, sie habe unheimlich viel von ihr lernen können. «Ich bin sehr froh, dass sie da war. Natürlich bin ich traurig, dass die Gabi weggeht», gab die 20-Jährige zu. Die Turnerinnen hätten ihr von Anfang an vertraut. «Sie hat uns gezeigt, wie wir zum Erfolg kommen können.»
Frehse ist seit Sommer 2023 Frauen-Nationaltrainerin bei Turnsport Austria, nachdem sie zuvor in Chemnitz zahlreiche Athletinnen in die Weltspitze geführt hatte. Diese Karriere endete 2021, nachdem ehemalige Schützlinge mit der Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz an der Spitze ihr Macht- und Medikamentenmissbrauch sowie Schikanen vorgeworfen hatten. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz stellte die Ermittlungen später ein. Frehse hatte die Vorwürfe stets bestritten und sich auch erfolgreich vor Gericht gegen eine Kündigung durch den Olympiastützpunkt gewehrt.
Mit den Welttitelkämpfen in Indonesiens Hauptstadt verlässt Frehse nun die große Turn-Bühne. Es sei ein eigenartiges Gefühl, gab sie zu. «Aber andererseits weiß ich auch, dass meine Entscheidung richtig ist. Ich habe so viele Jahre in diesen Hallen gestanden und jetzt möchte ich einfach noch ein bisschen Familienleben genießen», sagte sie.
Wer ihr am Bundesstützpunkt in Linz nachfolgt, ist aktuell unklar. Geht es nach Frehse, die ihren 65. Geburtstag auf dem Rückflug von Jakarta feiert, könnte ihre frühere Meisterschülerin Sophie Scheder den Posten übernehmen. Die 28-jährige Olympia-Dritte am Stufenbarren von 2016 hatte im vergangenen Jahr ihre Laufbahn beendet und ihr Trainerstudium mit dem Bachelor abgeschlossen. Anfang Oktober war sie bereits zur Probe beim Training der Auswahlriege. «Sophie ist für mich wie eine zweite Tochter. Wenn sie es macht, werde ich ihr natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen, alles dafür tun, dass es gut wird», sagte Frehse.
In die Turnhalle will die Erfolgstrainerin künftig allenfalls noch als Beobachterin gehen, wenn sie Zeit und Lust dazu habe. «Ich habe durch Österreich wirklich einen sehr, sehr schönen Abschluss finden können, und ich habe keine Wehmut mehr. Ich freue mich einfach nur, wenn unsere Turnerinnen aus Chemnitz weiterhin erfolgreich Deutschland in der Welt vertreten», betonte Frehse.
Langeweile wird dennoch auch künftig nicht aufkommen. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin möchte sie sich mehr ihrer Familie widmen, selbst wieder sportlich aktiver werden und sich als passionierte Rosenliebhaberin mehr um ihren lange vernachlässigten Garten kümmern. «Ich habe ganz viele Rosen, alte Rosen», erzählte sie. Die seien eine Wucht und würden stark riechen. «Ich habe ein Rosenfaible. Das habe ich von meiner Oma geerbt.»