19. Mai 2025 – dpa

Energieministerkonferenz

Minister Blank: Akzeptanz für Energiewende notwendig

In Deutschland drehen sich immer mehr Windräder. Doch regional sind Lasten und Nutzen ungleich verteilt. Das schmälert die Akzeptanz der Energiewende. Die Fachminister wollen das ändern.

Die Energiewende in Deutschland kann nach Überzeugung von Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Wolfgang Blank (parteilos) nur gelingen, wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung wächst. «Der Ausbau der erneuerbaren Energie im ländlichen Raum kann nur mit und nicht gegen die Menschen stattfinden», sagte Blank vor Beginn der Energieministerkonferenz in Rostock. «Der Ausbau muss also klug gesteuert und sozial gerecht erfolgen.»

In seiner Funktion als Vorsitzender der Fachministerkonferenz empfängt Blank von Donnerstag an seine Amtskollegen an der Warnowmündung. «Die große Klammer für die Konferenz bilden für mich die Schlagworte "Akzeptanz" und "Wertschöpfung vor Ort"», sagte Blank. Die Länder und insbesondere auch der Bund seien in der Pflicht, die Argumente der Kritiker der Ökostrom-Produktion ernst zu nehmen, die Weichen teilweise neu zu stellen und den Rechtsrahmen anzupassen.

«Die Strompreise müssen runter», mahnte Blank. Das sei nicht nur für die Bürger wichtig, sondern auch für die deutsche Wirtschaft entscheidend. Zudem sei es geboten, Anwohnern von Wind- und Solarparks auch die Möglichkeit zu eröffnen, finanziell davon zu profitieren.

«Mit dem Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz sorgen wir bei uns in MV dafür, dass die Menschen künftig direkt und einfach davon profitieren. Wenn die eigene Stromrechnung sehr spürbar sinkt oder die Windenergieanlage vor dem Dorf den neuen Fußballplatz finanziert, wird das die Akzeptanz erhöhen und die Stimmung verändern», zeigte sich Blank überzeugt.

Für Länder mit wenig Industrie, wie etwa Mecklenburg-Vorpommern, biete die Energiewende eine große Chance aufzuholen. Unternehmen würden sich in Zukunft dort ansiedeln, wo grüne Energie effizient produziert und günstig angeboten werde. Die Wertschöpfung vor Ort werde gestärkt, wenn der Strom in direkter Nähe von Windenergieanlagen und Solarparks genutzt oder gespeichert wird. «Das entlastet auch das Netz, wenn der Strom aus unserem Wind nicht mehr quer durch Deutschland fließt», sagte Blank. Im Süden werden solche Pläne zumeist skeptisch gesehen.

Der Ausbau der Windkraftnutzung vor allem im Norden hatte massive Investitionen in die Stromnetze nach sich gezogen, um den Ökostrom auch einspeisen zu können. Das hatte die Netzentgelte und damit die Strompreise regional nach oben getrieben und so die Akzeptanz gemindert. Blank regte an, auch die Betreiber von Wind- und Solarparks, die bislang erheblich von den Gesetzesregelungen profitierten, künftig an den Kosten der Netzinfrastruktur zu beteiligen.

Der Umweltverband BUND erneuerte anlässlich der Energieministerkonferenz in Rostock die Forderung, auf den geplanten Neubau von Gaskraftwerken zu verzichten. Lieferverträge mit Ländern, die Gas exportieren, würden neue Abhängigkeiten schaffen, Energiepreise hochhalten und die langfristige Nutzung von Gas festschreiben, hieß es zur Begründung.

Für die Wärmeversorgung der Gebäude sollten verstärkt auch erneuerbare Energien wie Umwelt- und Erdwärme genutzt werden. Erste Städte planten bereits, ihr Gasnetz stillzulegen. «Für die Industrie werden so Gaskapazitäten frei, die durch Energieeffizienz, grünen Wasserstoff und Biogas noch reduziert werden können», heißt es in der BUND-Mitteilung. Der geplante Neubau von Gaskraftwerken sei somit unnötig.

Mecklenburg-Vorpommern nutzt seine territorialen und klimatischen Bedingungen bereits für die klimafreundliche Stromproduktion. Im Jahr 2024 trugen dazu nach Branchenangaben landesweit 2.165 Windräder und mehr als 61.700 Photovoltaikanlagen bei, Kleinstanlagen an Wohngebäuden mitgerechnet. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, basiert die Stromerzeugung im Nordosten inzwischen zu über 80 Prozent auf erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne. Laut Umweltbundesamt lag 2024 der Anteil bundesweit bei gut 54 Prozent.

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