19. Mai 2025 – dpa
Tierschützer schlagen Alarm: Sie haben in den vergangenen Wochen mehrere tote Seeadler und andere Greifvögel gefunden. Wegen der Häufung lassen sie einige Kadaver untersuchen.
In der Schleiregion sind in den vergangenen Monaten mehrere verendete Seeadler und Mäusebussarde gefunden worden. «Derzeit lassen wir zwei der Kadaver toxikologisch untersuchen», teilte der Verein Seeadlerschutz Schlei mit. Ein weiterer gefundener Seeadlerkadaver werde geröntgt. «Sollte es sich herausstellen, dass die Greifvögel vergiftet wurden, werden wir Anzeige gegen unbekannt erstatten und eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aussetzen.»
Im Februar erhielten die Naturschützer die Nachricht aus Ulsnis, dass sich dort ein verhaltensauffälliger Mäusebussard aufhalte. Der Vogel verendete kurze Zeit später, wie der Verein weiter mitteilte. Im März wurde ebenfalls in Ulsnis ein Seeadler mit ähnlichen Symptomen gemeldet. Der konnte eingefangen werden, starb jedoch einen Tag später. Weitere Kadaver von Mäusebussarden und auch ein verendeter Seeadler wurden in den vergangenen Wochen in der Region entdeckt.
Aktuell seien zudem einige weitere verendete Mäusebussarde in der Gegend gemeldet worden, sagte der Vorsitzende des Vereins Seeadlerschutz Schlei, Frank Dreves, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Die gleiche Situation erlebten demnach Greifvogelschützer wiederholt in Dithmarschen: Seit Januar wurden dort drei verendete Seeadler gefunden. Ergebnisse der dortigen toxikologischen Untersuchungen stehen laut Dreves noch aus. Bei einem in dem Kreis verendeten Mäusebussard wurde bereits Gift nachgewiesen.
Der streng geschützte Seeadler ist der größte einheimische Greifvogel. Seeadler wurden jahrhundertelang unter anderem mit Fallen und Schusswaffen verfolgt. Nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF waren sie einst in vielen Ländern Europas verbreitet, jedoch schon um 1900 fast vollständig ausgerottet. Heute leben in Deutschland laut WWF wieder mehr als 1.000 Brutpaare, die meisten in Norddeutschland.
Die Vögel nutzen bevorzugt Flüsse, Seen und Meeresküsten beim Nahrungserwerb. Zum Brüten schätzt Haliaeetus albicilla hohe Bäume in ungestörten Gebieten unweit des Wassers.
Mit ihren starken Krallen ergreifen die Vögel im Gleitflug Fische von der Wasseroberfläche. Wasservögel wie Blesshühner, Gänse und Kormorane gehören ebenfalls zum Nahrungsspektrum.
Seeadler sind aber auch Aasfresser, wie Dreves sagte. «Liegt irgendwo ein verendetes Damwild oder Rehwild, ein Feldhase oder eine Gans, sind sie schnell zur Stelle. Ich habe schon persönlich 17 Seeadler an einem verendeten Schaf gezählt.»
Illegale Vergiftungen werden Dreves Angaben zufolge in der Regel auch über diesen Weg vorgenommen. «Einige Gifte wirken derartig schnell, dass die Greifvögel noch an Ort und Stelle umkippen. Für Täter ist es dann ein Leichtes, die Kadaver zu beseitigen.» Zudem zögen sich vergiftete Vögel oft ins Unterholz zurück, wo sie nicht gefunden würden. «Was wir sehen, ist nur die Spitze des Eisberges», sagte Dreves.
Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Greifvögel illegal vergiftet werden. Es handele sich bei denjenigen, die Greifvögel vergifteten, um Einzeltäter, wie Dreves betonte. Sie ließen sich oftmals drei Gruppen zuordnen: Jäger, die die Greifvögel als Konkurrenz sehen, Windkraftprofiteure, da ein Horst in der Nähe den Bau von Windrädern verhindern kann, und Federviehhalter, die Sorge um ihre Tiere haben.
Bereits in den vergangenen Jahren wurden immer wieder vergiftete Seeadler entdeckt. So wurden Untersuchungen zufolge 2024 drei tot im Wald Riesewohld bei Odderade in Dithmarschen gefundene Seeadler mit dem verbotenen Pestizid Mevinphos vergiftet. 2010 wurden im Kreis Ostholstein drei ebenfalls mit Mevinphos getötete Adler gefunden. 2015 wurde den Angaben zufolge bei Frestedt (Kreis Dithmarschen) eine komplette Seeadlerfamilie durch das verbotene Insektizid Parathion vergiftet.
Auch die vorsätzliche Zerstörung von Nistplatz kommt immer wieder vor - wie im April dieses Jahres in Archsum auf Sylt.