14. Juni 2025 – dpa
Statuen von Wegbereitern des Kommunismus sind aus deutschen Städten weitgehend verschwunden. Es gibt nur noch wenige Ausnahmen. Lenin in Schwerin zum Beispiel. Nun ist er verhüllt worden.
Etwa drei Dutzend Vertreter von Opferverbänden haben mit einer Kundgebung am Schweriner Lenin-Denkmal erneut deutlich gemacht, dass sie öffentliche Ehrungen der Repräsentanten von Gewaltherrschaft ablehnen. «Lenin als Begründer der Sowjetunion ist untrennbar verbunden mit dem von ihm entfesselten "Roten Terror", der sich brutal und blindwütig gegen vermeintliche Feinde richtete», erklärte der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, anlässlich der Protestaktion, bei der die überlebensgroße Statue kurzzeitig verhüllt wurde.
Zu den Leittragenden der politischen Verfolgung hätten auch 35.000 deutsche Zivilisten gehört, die in der sowjetischen Besatzungszone und der frühen DDR zu 10 bis 25 Jahren Zwangsarbeitslager oder zum Tode verurteilt wurden. Bley kündigte für Ende September in Schwerin eine Tagung zu dem Thema an.
Deutliche Kritik am Festhalten der Stadt am Lenin-Denkmal kam von Stefan Krikowski, dem Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Workuta. «40 Jahre Lenin sind eine Ohrfeige auch für alle Opfer der DDR-Diktatur. Lenin muss weg!», forderte Krikowski. Er sprach sich dafür aus, an gleicher Stelle ein Denkmal für Arno Esch zu errichten.
Der Rostocker Jurastudent war Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei und Pazifist. Im Juli 1950 wurde er in Schwerin von einem Sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionage und konterrevolutionärer Umtriebe zum Tode verurteilt, das Urteil nach einem weiteren Prozess im Mai 1951 in Moskau vollstreckt.
Nach Angaben des Schweriner Dokumentationszentrums für die Opfer der Diktaturen in Deutschland wurden in Schwerin zwischen 1950 und 1953 mehr als 100 Frauen und Männer von sowjetischen Militärtribunalen zum Tode verurteilt und anschließend in Moskau erschossen. Mit dem Verlesen ihrer Namen wurde dieser Opfer gedacht.
«Die Völker Osteuropas haben sich von Lenin-Denkmälern und seiner Propaganda befreit. In Schwerin steht Lenin in alter Pracht», beklagten die Initiatoren der Protestaktion. Die überlebensgroße Statue war 1985 an der damaligen Leninallee aufgestellt worden, der heutigen Hamburger Allee. Um das Denkmal gibt es immer wieder Streit. Mehrmals war es Ziel von Farbattacken. Die Stadt hatte sich entschieden, es stehenzulassen, aber mit einer erklärenden Tafel zu versehen.
Über Methoden und individuelle Folgen der politischen Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR informiert die Wanderausstellung «Mauern - Gitter - Stacheldraht». Sie sollte am Samstag unmittelbar nach der Protestaktion am Lenin-Denkmal in Schwerin im Dokumentationszentrum für Diktatur-Opfer eröffnet werden. Das Zentrum war vor knapp 25 Jahren in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Schwerin eingerichtet worden und dient seither als Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der Wissensvermittlung.
Die Sonderausstellung sei eine ideale inhaltliche Ergänzung der Dauerausstellung. Sie erinnere eindringlich daran, wie wertvoll Freiheit und Demokratie sind und wie wachsam sie geschützt werden müssen, hatte Einrichtungsleiter Florian Gradnitzer betont.