26. November 2025 – dpa
Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund laufen Gefahr, in der Schule zu scheitern, analysiert Bildungsministerin Oldenburg und verweist auf einen Maßnahmenplan. Was enthält er für Migrantenkinder?
Schüler, die nicht gut genug Deutsch können, um dem Unterricht zu folgen, sind nach Aussage von MV-Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) der Hauptgrund für die weiter gestiegene Zahl von Schulabgängern ohne anerkannten Abschluss im Nordosten in diesem Jahr. Die Lehrergewerkschaft GEW stimmte dieser Analyse zu und forderte deutlich mehr Anstrengungen des Landes.
Die Schulen im Land seien nicht genügend ausgestattet, um diese Schülerinnen und Schüler gut in das Bildungssystem zu integrieren, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Ulrike von Malottki. Die Gewerkschafterin, die als Lehrerin arbeitet, forderte eine Verringerung des Unterrichtsausfalls und bessere Integrationslösungen. Dazu gehörten mehr Lehrkräfte, auch für Deutsch als Zweitsprache.
Laut Ministerin Oldenburg liegt Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anteil von 10,4 Prozent Schulabgängern in diesem Jahr, die nicht einmal die Berufsreife in der Tasche haben, auf Platz 11 im Vergleich der 16 Bundesländer. «Diese Zahlen können uns keineswegs zufriedenstellen», räumte sie ein. Die Ministerin verwies auf einen Maßnahmenplan, der allerdings keine spezifisch auf Migrantenkinder ausgerichteten Aktionen nennt.
Malottki fehlen in Oldenburgs Maßnahmen zwei Blickwinkel. «Zum einen sind es weit überwiegend männliche Jugendliche, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Evaluierte Maßnahmen, die sich speziell an Jungen richten, fehlen in diesem Programm», sagte sie.
Zum anderen zeige der deutlich höhere Anteil von Jugendlichen nicht deutscher Herkunft in der Gruppe der Abgänger ohne Abschluss, dass die Ressourcen der Schulen nicht ausreichten, sie gut zu integrieren. Bundesländer, die besser abschnitten, erlebten dieselbe Zuwanderung wie Mecklenburg-Vorpommern.
Der Maßnahmenplan umfasst Oldenburg zufolge eine Stärkung des Mathematik-, Deutsch- und Englischunterrichts. Projekte wie «Produktives Lernen» und «Berufsreife dual», die Schule und Arbeitsleben verknüpfen, sollen Jugendlichen mit Schulproblemen helfen.
Außerdem gibt es Oldenburg zufolge ein neues Frühwarnsystem, wenn die Gefahr besteht, dass ein Schüler nicht versetzt wird. Schulen informierten daraufhin die Eltern und berieten sie zu Fördermöglichkeiten. Ein freiwilliges zehntes Schuljahr soll Jugendlichen helfen, die mehr Zeit zum Lernen brauchen. Startchancenschulen – früher Brennpunktschulen genannt – bekommen zusätzliches Geld.
Die 10,4 Prozent Schulabgänger ohne anerkannten Abschluss in diesem Jahr sind laut Statistischem Amt des Landes der höchste Wert in den letzten zehn Jahren. Von den 14.616 Absolventen erhielten demnach 1.516 entweder gar keinen Abschluss (909) oder nur den Förderschulabschluss (607).
Diese Jugendlichen können nicht nahtlos eine Berufsausbildung beginnen. Dazu braucht es mindestens die Berufsreife. Diese erhielten laut Statistikamt dieses Jahr 2.032 Schulabgänger in MV. Weitere 6.034 Mädchen und Jungen schafften die Mittlere Reife. 5.034 bestanden die Prüfungen zum Abitur oder zur Fachhochschulreife.