20. Juni 2025 – dpa

Modellprojekt

Wieder Drug-Checking bei Fusion-Festival

Überdosierungen synthetischer Drogen können tödlich enden, wie Todesfälle in den vergangenen Jahren auch in MV gezeigt haben. Sogenanntes Drug-Checking soll dem vorbeugen. Es gibt aber auch Kritik.

Wenn kommenden Mittwoch wieder das Fusion-Festival startet, dürften unter den Zehntausenden Feiernden auch wieder Partydrogen im Umlauf sein. Die eine oder andere Pille soll dann aber nicht konsumiert werden, sondern stattdessen unter einem Infrarotspektrometer landen, jedenfalls wenn es nach Anja Gummesson geht.

Ausgestattet mit einem Laborcontainer und zusammen mit einem mehrköpfigen Team bietet die Chemikerin der Universitätsmedizin Rostock auf dem Festivalgelände an der Mecklenburgischen Seenplatte sogenanntes Drug-Checking an. Dabei werden illegale Rauschmittel etwa auf besonders hohe Dosierungen oder gefährliche Beimischungen untersucht.

Das soll nach Angaben des Schweriner Gesundheitsministeriums etwa Überdosierungen vorbeugen. «Wir rechnen auf alle Fälle damit, dass mindestens hundert Proben am Tag auch dieses Jahr wieder untersucht werden», sagte Gummesson.

Im vergangenen Jahr hatte das Land die rechtliche Grundlage für diese Art des sogenannten Drug-Checkings geschaffen. Bereits 2024 fanden die Analysen auf dem Festivalgelände, einem Ex-Militärflugplatz an der Mecklenburgischen Seenplatte, statt. Laut Ministerium wurden damals 446 Proben untersucht.

«In 13 Fällen musste aufgrund der hohen Wirkstoffdosierung eine Warnung an die Festivalbesucher ausgesprochen werden – und hat möglicherweise Leben gerettet», erklärte Ministerin Stefanie Drese (SPD).

Laut Gummesson war die Schlange vor der Annahmestelle teils «sehr, sehr lang». Interessierte können die Drogen anonym abgeben, um sie analysieren zu lassen. Sie werden eingangs fotografiert und zum Schluss vernichtet. Danach findet ein Aufklärungsgespräch statt. Über gefährliche Funde informieren Aushänge auf dem Festivalgelände. Außerdem werden die Warnhinweise später auch auf der Website der UMR sowie des Landesamtes für Gesundheit und Soziales veröffentlicht.

Teils schrecke die Erkenntnis, was wirklich in ihren Drogen enthalten ist, Teilnehmer der Aufklärungsgespräche schon vom Konsum ab, sagte Gummesson. «Weil das erwarten sie meistens gar nicht, womit die Substanz gestreckt ist.» Man gebe auch Hinweise zur maximalen Aufnahme, dass die Konsumenten etwa genug trinken und in Begleitung eingeweihter Menschen bleiben sollten. Ebenso informiere man über Suchthilfe. «Wir raten natürlich auch vom Konsum ab, beziehungsweise zeigen Wege auf für einen risikoarmen Konsum.»

Wie gefährlich Überdosierungen bei synthetischen Drogen sein können, haben die Todesfälle junger Menschen nach dem Konsum von Ecstasy in den zurückliegenden Jahren auch in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt.

Die CDU-Landtagsfraktion hatte im März ein Ende entsprechender Modellprojekte gefordert. Die gesundheitspolitische Sprecherin, Katy Hoffmeister, kritisiert, dass sich das Drug-Checking vorrangig an eine junge, feiernde Personengruppe richte. Das widerspreche dem Ansatz, diese Analyse vor allem schwerstabhängigen und obdachlosen Menschen anzubieten.

«Darüber hinaus vermittelt es jungen Menschen den Eindruck, der Konsum illegaler Drogen sei unproblematisch, solange sie ein "staatliches" Gütesiegel erhalten haben.»

Drese erklärte hingegen: «Ich halte mobile Substanzanalysen mit Blick auf die zahlreichen Festivals, die in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden für besonders wichtig und wirkungsvoll, um die Schäden durch Drogenkonsum zu reduzieren.»

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