13. Mai 2025 – dpa

Todesfall

Er war «Mr. Lufthansa» - Ex-Vorstandschef Jürgen Weber tot

Nur wenige Manager haben den Kurs ihres Unternehmens so geprägt wie der nun verstorbene Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Das hat er selbst mit seiner Kleidung gezeigt.

Selten hat ein Spitzname wie «Mr. Lufthansa» so gut gepasst wie auf Jürgen Weber. Ähnlich wie sein Nach-Nach-Nachfolger Carsten Spohr stand der studierte Luftfahrtechniker mit seiner ganzen Person für ein Unternehmen, das damals noch deutlich mehr Glamour versprühte als in späteren Tagen. Weber ist am Montag im Alter von 83 Jahren gestorben, wie die Deutsche Lufthansa AG mitgeteilt hat.

46 Jahre hat Weber in den Diensten der Kranich-Airline gestanden, davon zwölf Jahre (1991-2003) als Vorstandschef und weitere zehn Jahre als strenger Vorsitzender des Aufsichtsrats. Seinen Nachfolger auf beiden Posten, den Österreicher Wolfgang Mayrhuber, hievte er jeweils persönlich aufs Schild, selbst gegen Widerstände. Auch der heutige Vorstandsvorsitzende Spohr verdiente sich seine ersten Meriten im Büro des damaligen Chefs.

In der «Deutschland AG» war der erste Lufthanseat mit der Vorliebe für Lufthansa-gelbe Krawatten bestens vernetzt. Legendär ist seine Mitgliedschaft im Managerbund «Similauner Seilschaft», die von ihren Mitgliedern Schwindelfreiheit und gute Kondition verlangt. Der gebürtige Schwarzwälder und einstmalige Skilehrer Weber glänzte in Kitzbühel mit herausragenden Rennergebnissen. Zu seinem Freundeskreis am Berg zählten unter anderem Daimler-Chef Jürgen Schrempp, der Post-Manager Klaus Zumwinkel oder Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle. Dazu passen seine zahlreichen Aufsichtsrats-Jobs in der deutschen Konzernelite von der Allianz über Bayer bis zur Deutschen Post.

Das Unternehmen Lufthansa formte Weber vom trägen Staatsbetrieb, der in den 90er-Jahren vor der Pleite gerettet werden musste, zum umsatzstärksten Luftverkehrskonzern Europas. Er gilt als Architekt des globalen Airline-Bündnisses «Star Alliance» und blieb lange skeptisch, was die Übernahmen anderer Airlines anbelangte.

Den Einstieg bei der Swiss und später bei der Austrian unter Mayrhuber segnete Weber als Aufsichtsratschef dennoch ab. Die Swiss ist längst die Ertragsperle in dem Konzern, der inzwischen nach Belgien und nach Italien noch weiter gewachsen ist. Den Angriff der europäischen Billigflieger wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air mag Weber wie viele andere in der Branche zunächst unterschätzt haben. Zum Manager des Jahres wurde er dennoch mehrfach gewählt.

Weber griff durchaus auch zu harten Methoden, wenn er sich und sein Unternehmen ungerecht behandelt fühlte. Als er 2001 mit der Berichterstattung der «Süddeutschen Zeitung» über einen Pilotenstreik nicht einverstanden war, kürzte er spontan die Bordauflage der Tageszeitung und löste damit eine Debatte aus, die sich um Wirtschaftsmacht und Pressefreiheit drehte.

Seinen Nachfolgern hinterließ Weber zudem ein angespanntes Verhältnis zu den Vertretern der Lufthansa-Beschäftigten, die härteren Widerstand gegen immer neue Sparprogramme leisteten. Aus eingeschworenen Lufthanseaten sind bei den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und Ufo längst erbitterte Gegner des Management-Kurses geworden, der mit immer neuen Flugbetrieben die tariflichen Besitzstände der Alt-Beschäftigten infrage stellt.

Der verheiratete Vater zweier Kinder hat seinen Nachfolgern im Unternehmen stets geraten, dem Druck der Gewerkschaften nicht nachzugeben. «Besser man lässt es zum großen Knall kommen, bevor sich das Unternehmen aus dem Wettbewerb katapultiert», sagte Weber. So hält es bis heute auch der aktuelle Aufsichtsratschef und einstige Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley. Der würdigt seinen früheren Chef: «Kein anderer hat die Kultur der Lufthansa so geprägt wie er. Wir verneigen uns vor der Lebensleistung einer großen Persönlichkeit.»

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