03. November 2025 – dpa
Nach der Niederlage im Aufsteiger-Duell beim 1. FC Köln dreht sich aus Hamburger Sicht fast alles um das VAR-Drama. Der HSV-Vorstandsboss hebt aber etwas Anderes hervor.
1:4 verloren, das Spiel nur zu neunt beendet und wieder einmal Ärger um den Videobeweis: Der Hamburger SV erwischte beim 1. FC Köln einen gebrauchten Tag. Im Fokus standen dabei die beiden Gelb-Roten Karten binnen weniger Minuten für den eingewechselten Immanuel Pherai (79.) und Fabio Vieira (83.) sowie der nicht gegebene vermeintliche Anschlusstreffer des HSV durch Vieira (50.) kurz nach dem zweiten Kölner Tor.
«Was mich an der Situation stört, ist, dass das gefühlt sechseinhalb Minuten dauert, bis einem auffällt, dass es eventuell ein Foulspiel ist», echauffierte sich HSV-Coach Merlin Polzin nach der dritten Niederlage in Serie für sein Team. «Das kann nicht im Sinne des Fußballs sein, wie wir uns das Spiel vorstellen.»
Beim Schuss von Vieira hatte Ransford Königsdörffer im passiven Abseits gestanden. Allerdings hatte Videoschiedsrichter Robert Schröder den Unparteiischen Daniel Schlager auch auf mögliche Foulspiele im Vorfeld des Treffers hingewiesen. Tatsächlich wurde das Tor letztlich auch wegen eines Vergehens von Rayan Philippe an Eric Martel nicht gegeben.
Spielentscheidender für Polzin waren aber die Platzverweise. Besonders ärgerte ihn dabei die zweite Ampelkarte für Vieira, der beim Schiedsrichter offenbar ein mögliches Zeitspiel der Kölner moniert hatte. «Das ist mir zu wenig, um so viel Einfluss auf das Spiel zu nehmen», sagte Polzin. «Da hätte ich mehr Fingerspitzengefühl erwartet.»
Laut Schlager hatte Vieira aber zuvor bereits mehrfach gemeckert und war vom Referee mehrfach deswegen ermahnt worden. «Ich habe auch den HSV-Trainer auf diese Thematik hingewiesen. Es hat aber einfach nicht aufgehört.» Und so flog der hochgelobte Neuzugang bereits zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz und fehlt den Norddeutschen ebenso wie Pherai am nächsten Samstag gegen Borussia Dortmund.
Was die Aufgabe gegen den Champions-League-Teilnehmer nicht leichter macht. «Die Spiele werden nicht einfacher», sagte Vorstandboss Stefan Kuntz mit Blick auf das Duell gegen den Tabellendritten. Kuntz war zwar auch nicht mit allen Entscheidungen des Schiedsrichters in Köln einverstanden, er wollte die Diskussionen aber nicht als Ausrede gelten lassen.
Vielmehr richtete Kuntz den Blick auf die Gesamtsituation, in der der HSV nach der dritten Liga-Niederlage in Serie als Tabellen-13. nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. «Wir verlieren nicht den Fokus, aber wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir echt mal gucken müssen, dass wir die Kleinigkeiten, die wir noch nicht so gut machen, komplett abstellen», sagte Kuntz.
Bei den knappen Niederlagen in Leipzig (1:2) und Wolfsburg (0:1) hatte der HSV unglücklich verloren und war den finanziell deutlich besser aufgestellten Gegnern ebenbürtig gewesen. In Köln wachten die Norddeutschen dagegen erst nach dem 0:2 auf und besannen sich auf ihre Stärken. «Am Ende helfen uns die grundsätzlich schönen Spiele nur bedingt weiter, denn wir benötigen Punkte. Und davon hatten wir zuletzt dreimal in Folge keine», kritisierte Kuntz.
Alarm schlagen will der Vorstandsboss noch nicht, wohl aber die Sinne schärfen. «Gefährlich wird die Situation nur dann, wenn man nicht der Realität von null Punkten aus drei Spielen entgegenblickt», sagte Kuntz. Der Auftritt gegen Dortmund wird zeigen, ob neben den Verantwortlichen auch die Spieler die Situation richtig einschätzen.