19. November 2025 – dpa
Akkus von E-Bikes und Batterien landen immer häufiger im Hausmüll und sorgen für Brände in auf Recyclinghöfen - mit teils massiven Folgen. Einige fordern einen bewussteren Umgang bei der Entsorgung.
Brennender Elektroschrott bei einem Schrott- und Recyclingunternehmen in Flensburg hat in der Nacht zum Dienstag sowie tagsüber für einen mehrstündigen Feuerwehreinsatz gesorgt. Die Flensburger Polizei geht davon aus, dass sich der rund 50 Kubikmeter große Haufen selbst entzündete. Das Feuer ist kein Einzelfall: Immer häufiger landen Akkus und Batterien den Angaben der Betriebe zufolge im Hausmüll und sorgen für Brände in Müllfahrzeugen oder auf Recyclinghöfen in Schleswig-Holstein.
Laut Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) häufen sich die Brandfälle «eindeutig» in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren: «Batterien und insbesondere Lithium-Ionen-Akkus stellen eine erhebliche Gefahr dar, wenn sie in Abfallbehältern landen», sagte ein AWSH-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Kommt es dann in den Sammelfahrzeugen oder Anlagen zu Beschädigungen - zum Beispiel durch Druck, Reibung oder Hitze - können sie sich entzünden oder sogar explodieren.
«In den Müllfahrzeugen bedeutet das im schlimmsten Fall einen Fahrzeugbrand. Auch auf unseren Recyclinghöfen besteht eine erhebliche Gefahr: Gelangen Akkus unbemerkt in Container oder werden in Pressen verdichtet, können sie durch Druck oder Beschädigung leicht in Brand geraten», sagte der Sprecher
Grund für die Brände ist den Angaben zufolge der zunehmende Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus, die in immer mehr Geräten verbaut sind – entsprechend steigen den Angaben zufolge auch die Fälle der falsch entsorgten Geräte. «In diesem Jahr hat es bereits mehrere Fälle jeweils bei Müllfahrzeugen und auf unseren Recyclinghöfen gegeben», teilte der Sprecher mit. Durch schnelles Handeln der Mitarbeiter und dem Einsatz der Feuerwehr seien größere Schäden bei der AWSH bisher ausgeblieben.
Batterien und Akkus sollen demnach nicht über einen Abfallbehälter zu Hause entsorgt werden, sondern über die dafür vorgesehenen Sammelstellen im Handel oder auf Recyclinghöfen, sagte der Sprecher. «Schon ein falsch entsorgter Akku kann ein ganzes Fahrzeug in Brand setzen und damit nicht nur teure Schäden verursachen, sondern auch unsere Mitarbeitenden und Einsatzkräfte der Feuerwehr in Lebensgefahr bringen.»
«Das ist ein riesiges Problem, es gibt kaum noch eine Versicherung, die die Recyclinghöfe noch versichert. Teilweise entstehen dabei immense finanzielle Schäden», sagte ein Sprecher die Abfallwirtschaft Dithmarschen (AWD) der dpa. In einer Aufbereitungsanlage und Sortieranlage im Kreis Segeberg «brennt es jeden Tag ausgelöst von mechanischen Beschädigungen von Lithium-Batterien, die kleine Brände auslösen».
In Dithmarschen hatte es demnach in den letzten Jahren immer wieder Brände in Fahrzeugen wegen alter Batterien gegeben. «Lithium ist inzwischen überall verbaut, selbst in Geburtstags-Grußkarten», sagt er. Auch brennenden Elektroschrott gebe es hier immer wieder - eine Trennung der falsch entsorgten Geräte sei oft schwierig.
Zu 20 bis 30 Bränden im Jahr, die nachweislich durch beschädigte oder unsachgemäß entsorgte Akkus ausgelöst wurden, kommt es nach Angaben der Betreiber in einem früheren Bericht des «NDR» in der Lübecker Abfallbehandlungsanlage. Die Brände der Akkus häufen sich, das liege daran, dass Menschen die Batterien in den Hausmüll werfen, anschließend werden diese «mechanisch beackert und lösen Brände aus», sagte ein Sprecher im Entsorgungszentrum Lübeck der dpa.
Im Müllheizkraftwerk Stapelfeld (Kreis Stormarn) brennt es rund drei bis vier Mal pro Jahr in Müllbunkern und Sortieranlagen, sagte eine Sprecherin der dpa. Oder das Müllfahrzeug komme schon brennend im Betrieb an. Meistens sind es demnach Akkus von allen technischen Geräten, die die Brände auslösen. «Die Leute schmeißen das alles in den Restmüll und dann landet es im Müllauto und wird dort zerdrückt und fängt an zu brennen.»
«Auf Sylt gab es bisher noch keinen solchen Brand, was aber vor allem daran liegt, dass sich dort keine Sortier- oder Schredderanlage befindet, es also zu keiner mechanischen Belastung des Abfalls kommt», teilte ein Sprecher des Recycling-Dienstleisters Remondis der dpa mit.
Das Problem beschäftige die gesamte Kreislaufwirtschaft allerdings schon länger. Überall dort, wo sortiert oder geschreddert wird, der Abfall also mechanischen Einwirkungen ausgesetzt ist, komme es immer wieder zu Bränden. «Die hochempfindlichen Lithium-Akkus reagieren auf Beschädigungen mit Kurzschlüssen.» Dabei komme es durch die Restladung zu starker Hitzeentwicklung bis hin zu Explosionen. «In der Folge brennt es in der Anlage, nicht selten mit Totalschäden als Folge.»
Angesichts der landesweiten Häufung fordern Experten und Unternehmen aus der Branche ein Umdenken in der Bevölkerung und bei der Politik. Aus Sicht des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) und führender Unternehmen der Kreislaufwirtschaft kann das Problem nur durch klare gesetzliche Regelungen gelöst werden.
Dazu gehören unter anderem ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten oder anderen Gegenständen mit Lithium-Akkus, die nur einmalig in Gebrauch sind - zum Beispiel auch singende Grußkarten - sowie ein sogenanntes Rücknahmepfand für Akkus und Geräte mit Akkubetrieb. Die «Fehlwürfe» solcher Geräte können laut Branchenverband nur aufhören oder reduziert werden, wenn die kleinen Stromspeicher für die Verbraucher einen Wert bekommen, der bei Rückgabe wieder gutgeschrieben wird.
Die Folgen könnten laut Remondis-Sprecher dramatisch sein: «Sollte für das Problem keine Lösung gefunden werden, riskiert Deutschland seine weltweit führende Rolle beim Recycling, da die Bereitschaft, noch in Millionen Euro teure Anlagen zu investieren, durch die Aussicht auf Totalverlust durch Brandschäden schon jetzt spürbar sinkt»
Laut BDE brennt es deutschlandweit täglich rund 30 Mal in Müllfahrzeugen, Recyclinghöfen und Abfallbehandlungsanlagen. Schätzungen zufolge werden rund 80 Prozent dieser Brände durch Lithium-Ionen-Akkus oder Lithium-Batterien ausgelöst.