24. November 2025 – dpa
Ein Treffen über eine Dating-App endet für einen Justizangestellten im Albtraum: Macheten-Bedrohung, Todesangst und Panikattacken – was im Hamburger Hochhaus wirklich geschah, zeigt ein Prozess.
Fünf Monate nach einem Raubüberfall mit einer Machete auf einen 28-Jährigen hat am Landgericht Hamburg der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter begonnen. Einer der Angeklagten lockte nach Angaben der Staatsanwaltschaft den 28-Jährigen über eine Dating-App zu einem Treffen in Hamburg-Wilhelmsburg. Im Flur eines Hochhauses sollen der 26-Jährige und der 27-jährige ihr Opfer ausgeraubt haben. Die beiden jungen Männer sind wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung angeklagt.
Wie der 28-Jährige selbst als Zeuge berichtete, war er am Abend des 25. Juni zu einem Treffen mit dem 26-Jährigen gefahren. Dabei erwartete er sexuelle Handlungen. Sie hätten sich vor dem Haus begrüßt und seien in den 13. Stock gefahren. Dort oben sei im Treppenhaus der andere Angeklagte hinzugekommen, habe ihm eine Machete vors Gesicht gehalten und gedroht, ihn «abzustechen». Daraufhin gab der 28-Jährige sein Handy, eine Smartwatch, seinen Autoschlüssel und seine Bankkarte ab.
Der 27-Jährige soll das Opfer laut Anklage mit der Machete in Schach gehalten haben. Der 26-Jährige habe unterdessen das Hochhaus verlassen und das Portemonnaie des Opfers aus dem Auto geholt. Anschließend habe er vergeblich versucht, mit der erpressten Geheimzahl der Bankkarte an einem Automaten Geld abzuheben, so die Staatsanwaltschaft.
Da die Täter mit der Beute nicht zufrieden waren, soll einer der beiden mit der Machete gedroht haben: «Wenn du so weiter machst, dann mach ich dir das Licht aus.» In Todesangst habe er verraten, dass er unter dem Fahrersitz im Auto noch mehrere Hundert Euro versteckt habe, sagte der 28-Jährige. Der Anklage zufolge fanden die Männer das Geld und flüchteten. Drei Wochen nach dem Überfall wurden sie nach Angaben des Gerichts verhaftet und räumten beide die Tat ein.
Der 26-Jährige ließ seine Verteidigerin eine Erklärung verlesen. Darin bedauerte er die Tat. Er habe mit seinen Diensten über die Dating-Plattform Geld verdient und viel Marihuana geraucht. Sein mitangeklagter ehemaliger Freund habe ihm die Schuld in die Schuhe schieben wolle, beklagte der 26-Jährige, der damals nach eigenen Angaben arbeitslos war und eine Ausbildung zum Sicherheitsmitarbeiter beginnen wollte.
Der 27-Jährige wollte sich nach Angaben seines Verteidigers zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Die Vorsitzende Richterin verlas jedoch ein Protokoll eines Hafttermins. Dabei hatte der Angeklagte ausgesagt, er habe Geld gebraucht, weil er seiner Mutter zum Geburtstag eine Kaffeemaschine und Bargeld schenken wollte. Außerdem habe er Schulden bei seinem Freund gehabt. Zur Tatzeit am vergangenen 25. Juni habe er unter Bewährung gestanden. Er habe eine Ausbildung als Busfahrer begonnen, aber nur wenig Geld bekommen.
Das Opfer, ein Schleswig-Holsteiner, arbeitete damals als Justizangestellter. Bei dem Überfall habe er gedacht: «Wenn ich nicht mitmache, dass ich dann nicht lebend rauskomme», sagte er vor Gericht. Wegen der psychischen Folgen der Tat habe er den Beruf wechseln müssen. Seinen neuen Job bei einem Autohaus verlor er gleich wieder, weil er in der Probezeit zwei Wochen lang nicht arbeiten konnte. Wegen andauernder Angstzustände und Panikattacken werde er demnächst in psychologischer Behandlung sein.
Die Polizei hatte nach der Verhaftung der beiden Angeklagte mitgeteilt, die Tat sei mutmaßlich homophob motiviert gewesen. Das spielte jedoch weder in der verlesenen Anklage noch in den ersten Äußerungen der Prozessbeteiligten eine Rolle.