28. November 2025 – dpa

Musik in der Adventszeit 2025

Nachwuchsmangel bei Kirchenmusikern im Norden

Organisten-Nachwuchs fehlt mancherorts in Kirchen. Das Studium dauert lang und einige bangen um zukünftige Arbeitsplätze. Manche Kirchen im Norden fördern junge Musiker nicht nur deshalb gezielt.

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Fehlender Kirchenmusiker-Nachwuchs ist laut Verband evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland (VeM) ein bekanntes Problem bei den Kirchen in ganz Deutschland. (Symbolbild)

Die Kirchen im Norden locken nicht nur zur Weihnachtszeit mit Konzerten und Gottesdiensten. Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker besitzen dabei in vielen Gemeinden eine existenzielle Schlüsselfunktion mit ihrer Musik - auch in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Mancherorts fehlt aber der Nachwuchs.

In den Sprengeln Schleswig und Holstein sowie Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland liegt das Problem bei der Besetzung der nebenamtlichen Stellen, teilte Landeskirchenmusikdirektor, Hans-Jürgen Wulf der Deutschen Presse-Agentur mit. Hauptamtliche Stellen konnten bisher immer qualifiziert besetzt werden.

Die Resonanz auf gezielte Nachwuchsförderung, zum Beispiel für Bläserarbeit als auch an der Orgel, sei «sehr gut». In Itzehoe, Bad Segeberg und in der Propstei Lauenburg sowie in Hamburg gibt es demnach in Schulen und Gemeinden Projekte, bei denen die Orgel erklärt wird und auch gespielt werden kann. Auch die Nachwuchsförderung für Posaunenchöre laufe intensiv.

Am Schweriner Dom werden seit einigen Jahrzehnten junge Menschen an der Orgel ausgebildet, teilte Jan Ernst der dpa mit. Bis Oktober 2025 war er Kantor am Schweriner Dom. Sechs von Ihnen arbeiten nun laut Ernst als hauptberufliche Kirchenmusiker - drei weitere sind im kirchenmusikalischen Studium. Fehlender Nachwuchs sei daher am Dom zurzeit kein Problem.

Im orgelreichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern versucht man auch mit kostenfreiem Orgelunterricht Kinder und Jugendliche für das Instrument zu interessieren.

Nachwuchs fehlt mancherorts auch bei den Kirchenmusikern in Hannover. «Es gibt nach wie vor Leute, die gern Orgel spielen, aber die Bereitschaft, sich zu verpflichten und zum Beispiel auch am Wochenende zu spielen, hat abgenommen», sagte eine Sprecherin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises in Hannover der dpa.

«Das Nachwuchsproblem ist ein seit über zehn Jahren befürchtetes und auch bekanntes Problem bei den Kirchen in ganz Deutschland», teilte Ingomar Kury, Vizepräsident des Verbandes Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland (VeM) der dpa mit.

Grund dafür sei demnach zum einen, dass die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, aber auch, dass – entgegen dem Trend bei der Mitgliederzahl der Kirchen – nicht proportional dazu Stellen abgebaut wurden.

Zu den weiteren Gründen zählt laut VeM, dass das Kirchenmusikstudium für Bachelor und Master mit insgesamt zwölf Semestern zu den sehr langen Studiengängen gehört. Junge Menschen müssen sich wegen der nötigen musikalische Vorbildung schon während der Schulzeit festlegen.

Langfristig könne sich laut Kury der Mangel an und die schwache Besetzung mit professionellen Musikern auch bei der Ausbildung von Nachwuchs im semiprofessionellen Bereich auswirken. Denn sie werden meist von Bachelor- und Masterkirchenmusikern ausgebildet.

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