21. Oktober 2025 – dpa
Eine Gruppe von Männern lauert nachts in Hamburg-Rahlstedt einem 23-Jährigen auf. Es fallen sechs Schüsse. Der mutmaßliche Schütze steht nun wegen versuchten Mordes vor Gericht.
Ein Jahr nach nächtlichen Schüssen auf einen jungen Mann in Hamburg-Rahlstedt hat am Landgericht ein Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor.
Zusammen mit unbekannten und maskierten Mittätern soll der in Hamburg geborene Angeklagte einen 23-Jährigen vor einem Mehrfamilienhaus aufgelauert und aus wenigen Metern Entfernung mindestens sechsmal auf den Mann geschossen haben. Der 23-Jährige stürzte getroffen zu Boden. Dann soll der Angeklagte ihm mit einem Baseballschläger noch mindestens zwei Schläge verpasst haben.
Der nach Polizeiangaben 23 Jahre alte Mann erlitt mehrere Schussverletzungen, konnte aber noch selbst über den Notruf die Feuerwehr verständigen. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Nach der Tat in der Nacht zum 27. Oktober 2024 waren die Täter laut Aussage des Opfers mit einem Auto geflüchtet, wie ein Polizeisprecher seinerzeit sagte. Der 23-Jährige wollte demnach kurz vor Mitternacht seine Freundin besuchen.
Hintergrund der Tat war möglicherweise ein Streit zwischen dem Angeklagten und einem Bruder des Opfers. Worum es dabei genau ging, konnte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft nicht sagen. Der Angeschossene war nach Angaben seiner Schwester erst eine Woche zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden. Das sagte die damals 32-Jährige unmittelbar nach der Tat der Polizei in einem Notruf, dessen Protokoll die Vorsitzende Richterin Anne Meier-Göring verlas.
Obwohl die Polizei mit mehr als einem Dutzend Streifenwagen, Diensthunden und Beamten aus Schleswig-Holstein nach den Tätern suchte, konnten zunächst keine Verdächtigen festgenommen werden. Im Januar durchsuchte die Polizei die Wohnung des Beschuldigten und fand dabei eine Schusswaffe, Munition und einen Baseballschläger.
Erst im Juli war ein Haftbefehl erlassen worden. Seit dem 21. August sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft, wie die Richterin sagte. Nach Angaben seines Verteidigers macht er von seinem Schweigerecht Gebrauch. Weil er zur Tatzeit erst 20 Jahre alt und damit noch Heranwachsender war, findet der Prozess vor einer Jugendkammer am Landgericht statt.
Der Vater des Opfers sollte am ersten Prozesstag als Zeuge gehört werden. Der 55-Jährige erschien verspätet. Ob er den Angeklagten kenne, wisse er nicht, sagte der Zeuge. Er bat das Gericht: «Bitte lassen Sie mich hier raus, bitte!»
Die Kammer will ihn nun am Freitag im Beisein eines Anwalts und eines Arabisch-Dolmetschers befragen. Das Gericht hat sechs weitere Termine angesetzt, das Urteil könnte am 19. Dezember verkündet werden.