27. Mai 2025 – dpa
Bekannt geworden ist Matthias Alexander Rath als Reiter des Dressur-Wunderpferdes Totilas. Jetzt ist er als Turnierchef für das deutsche Derby in Hamburg verantwortlich. Eine Herausforderung.
Das 105 Jahre alte deutsche Spring- und Dressur-Derby startet in einen neuen Zeitabschnitt. Erstmals findet das Turnier von diesem Mittwoch an bis Sonntag unter der Verantwortung von Matthias Alexander Rath statt. Ob dieser neue Abschnitt eine Ära wird, lässt sich vor der Premiere der neuen Leitung selbstverständlich nicht sagen.
«Das erste Mal ist immer spannend», sagte er einen Tag vor dem Beginn über die bisherigen Vorbereitungen. «Es ist ein faszinierendes und besonderes Turnier.» Der 40-Jährige weiß auch: «Es gibt natürlich immer Sachen, aus denen man lernt.»
Der frühere Reiter des einst als Dressur-Wunderhengst verklärten Totilas tritt als Turnierchef ein mächtiges Erbe an. Von 2000 bis zum vergangenen Jahr hatte Volker Wulff (68) mit seiner Agentur En Garde aus Uthlede bei Bremen den Turnier-Klassiker verantwortet.
Wulff hatte das Derby übernommen, als es auf dem besten Weg war, eine Veranstaltung von allenfalls noch regionaler Bedeutung zu werden. Unter seiner Regie gewann das Turnier in Klein Flottbek wieder den Status als eines der wichtigsten Reitsport-Events in Deutschland nach dem CHIO in Aachen und erhielt seine internationale Geltung zurück.
Die Zuschauerzahl stieg von Jahr zu Jahr. Zum Abschluss 2024 waren erstmals insgesamt 100.000 Menschen an den fünf Tagen im Derby-Park. Wulff führte das Turnier auch durch die Corona-Krise, ohne dass es an Bedeutung verlor.
Dennoch hatte der Rechte-Inhaber, der Norddeutsche und Flottbeker Reiterverein (NFR), den Vertrag im vergangenen Jahr mit Wulff nicht verlängert. Der NFR-Vorstand übergab die Organisation an Rath und seiner Agentur Schafhof Connects aus Kronberg im Taunus. Geräuschlos verlief der Wechsel nicht. Wulff versuchte erst gar nicht, seinen Ärger über den NFR zu verhehlen.
Rath wird an dem gemessen, was Wulff aufgebaut hat. Zugleich muss er den ganz eigenen Charakter des Turniers mit seinem weltberühmten Parcours bewahren und eine eigene Note entwickeln. Zehn Jahre läuft der Vertrag mit dem NFR.
Nach außen hin gibt es schon im ersten Jahr einige Veränderungen. In den Al Shira’aa Stables wurde ein neuer Hauptsponsor für die nächsten fünf Jahre gefunden. Das Reitunternehmen gehört Scheicha Fatima bint Hazza bin Zayed. Sie gehört zu Herrscherfamilie der Vereinigten Arabischen Emirate und sponsert unter anderem seit acht Jahren das englische Derby in Hickstead.
Auch der Sponsor des 94. deutschen Spring-Derby am Sonntag (13.50 Uhr) ist neu. Der 89 Jahre alte Hamburger Kaffee-Unternehmer Albert Darboven (Idee-Kaffee) zog sich zurück. Angeblich aus Verärgerung über die Art und Weise, wie der NFR sich zu Wulff verhalten hatte. Dafür sprang ein anderer Kaffee-Konzern, Melitta aus Minden, ein. Auch einen neuen Autopartner gibt es.
Sportlich setzt Rath Akzente beim Dressur-Programm. Dazu gehören neben dem 65. Dressur-Derby mit Pferdewechseln erstmals hochklassige Fünf-Sterne-Prüfungen. In der achtmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) ist erstmals seit Jahren wieder eine Weltklasse-Reiterin am Start. Sie kommt nach 17 Jahren wieder nach Hamburg.
Im Springen sind am Samstag (14.30 Uhr) der mit 250.000 Euro dotierte Große Preis und am Sonntag vor allem die 94. Auflage des mit 120.000 Euro ausgeschriebene deutschen Derbys die Höhepunkte. Unter anderem haben sich Einzel-Olympiasieger Christian Kukuk und andere Stars angekündigt. Das Gesamtpreisgeld in der Dressur und im Springen liegt bei 1,3 Millionen Euro, die Gesamtkosten bei etwas mehr als vier Millionen Euro.
Auch im Derby-Park sollen die Zuschauer einige Änderungen zu sehen bekommen. Einen sechsstelligen Betrag haben Rath und NFR investiert, unter anderem in die Haupttribüne und in den Richterturm.
Eines bleibt auch unter der neuen Leitung: Der Star des Derby-Turniers ist der von Eduard F. Pulvermann entworfene Parcours. Etwa 1.230 Meter lang mit 17 Naturhindernissen wie beispielsweise Pulvermanns Grab oder der drei Meter hohe Wall. Und seit 1920 beinahe unverändert. Das ist mehr als eine Ära.