10. November 2025 – dpa
Rheinmetall hofft auf eine Genehmigung der Übernahme von Werften und will die Erlöse etwa der Peene-Werft in Wolgast verdoppeln - nicht nur mit Schiffsbau.
Für die Zeit nach der geplanten Übernahme von Werftstandorten in Norddeutschland hat Rheinmetall-Chef Armin Papperger deutliches Wachstum dort angekündigt. Auf der Peene-Werft in Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern sagte er: «Unser Ziel muss es sein, den Umsatz hier zu verdoppeln, natürlich auch mit viel mehr Menschen.»
Deutschlands größter Rüstungskonzern hatte sich mit der Bremer Werftengruppe Lürssen auf einen Kauf ihrer Militärsparte NVL geeinigt. Zu NVL zählen noch weitere Werft-Standorte in Hamburg und Wilhelmshaven. Papperger hofft eigener Aussage nach bis Weihnachten auf eine Genehmigung der Kartellbehörden.
«Das Ziel ist, den Marine-Bereich, das heißt den NVL-Bereich heute, der bei etwa 1,3 Milliarden Umsatz ist, auf über 5 Milliarden aufzubauen.» Man müsse sich darauf einstellen, innerhalb der ersten zwei bis drei Jahren den Umsatz an den jeweiligen Standorten zu verdoppeln.
Rheinmetall habe derzeit einen Auftragsbestand im Volumen von 65 Milliarden Euro. Dieser werde bis Mitte kommenden Jahres durch nationale und internationale Aufträge auf 120 Milliarden Euro anwachsen. «Wir reden über riesige Summen. Wir brauchen Menschen, die diese Summen abarbeiten.»
In Wolgast könnten laut Papperger in Zukunft nicht nur Schiffe und Schiffsteile gebaut werden. «Wir möchten hier die Schneidtechnologie, die Schweißtechnologie ausbauen.» Seine Vision sei, dass in eineinhalb Jahren auch Bestandteile etwa für das deutsche Heer produziert werden.
Anlass für Pappergers Besuch war die weitgehende Fertigstellung des Zollschiffes «Friesland» auf der Peene-Werft - als Letztes von drei Zollschiffen. Diese seien Teil «eines umfassenden Erneuerungsprogramms der Zollflotte», erklärte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) vor Ort. In einer angespannten Sicherheitslage werde ein moderner Zoll gebraucht, um Menschen und Wirtschaft im Land zu schützen.
Die «Friesland» ist laut Werftangaben wie ihre in diesem Jahr bereits ausgelieferten Schwesterschiffe rund 55 Meter lang. Die aus Aluminium gefertigten hochseegängigen Schiffe sollen genutzt werden, um etwa den grenzüberschreitenden Warenverkehr auf See zu kontrollieren. Zudem besitzen sie den Angaben zufolge Ausstattung zur medizinischen Behandlung, zur Brandbekämpfung und können Havaristen im Notfall abschleppen. Ihr Antrieb mit verflüssigtem Gas (LNG) soll für niedrigere Emissionen sorgen.
Bestimmungsort der «Friesland» ist Wilhelmshaven in Niedersachsen. Bereits im Oktober war das Schwesterschiff «Fehmarn» in Kiel getauft worden, das in der Ostsee eingesetzt werden soll. Zuvor war bereits die ebenfalls in Wolgast gebaute «Emden» in der Nordsee in Dienst gestellt worden.
Die Generalzolldirektion hatte die Peene-Werft im Dezember 2021 mit der Konstruktion und Fertigung der Schiffe beauftragt. Das Auftragsvolumen betrug dem Vernehmen nach etwa 150 Millionen Euro.
Bereits im März hatte der Zoll zudem als längstes Schiff der Zollflotte die mehr als 67 Meter lange «Rügen» in Dienst gestellt, die vor allem im Ostseegebiet um die Insel Rügen im Einsatz sein soll. Auch die «Rügen» hat einen LNG-Antrieb, wurde aber auf der Fassmer-Werft in Berne (Niedersachsen) gefertigt.