22. Mai 2025 – dpa

Rechte Terrorzelle?

Expertin für Rechtsextremismus in MV: Jugend früher radikal

Terroranschläge geplant von rechten Jugendlichen? In Mecklenburg-Vorpommern kommt es zu Festnahmen und Durchsuchungen. Eine Extremismusforscherin warnt und weist auch auf regionale Gründe hin.

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Bei einer Polizei-Aktion gegen eine Vereinigung, die sich selbst «Letzte Verteidigungswelle» nennt, werden am Mittwoch in Mecklenburg-Vorpommern zwei Verdächtige festgenommen., Foto: Bernd W�stneck/dpa

Nach den Festnahmen mutmaßlicher jugendlicher Rechtsextremisten in Mecklenburg-Vorpommern warnt eine Expertin vor einer zunehmenden Radikalisierung der Jugend. «Radikalisierungsprozesse zeigen sich deutlich schneller und früher», sagte die Forscherin für Extremismus und politische Bildung, Gudrun Heinrich, von der Universität Rostock. «Alle Lehrkräfte, mit denen wir gesprochen haben, berichten uns, dass da in den letzten Jahren ein wenig die Hüllen gefallen sind.»

Auch durch Umfragen bestätige sich der Eindruck, dass sich Kinder inzwischen früher radikalisierten. Die Jugendlichen zeigten ihre Einstellungen offener: Rassistische Äußerungen, Hakenkreuze und Hitlergrüße würden zunehmen. Selbst aus Grundschulen meldeten Lehrkräfte solche Vorfälle, berichtete Heinrich.

Im Rahmen von Ermittlungen gegen eine rechtsextreme Terrorgruppe hatten Beamte am Mittwoch in Mecklenburg-Vorpommern einen 16-Jährigen und einen 18-Jährigen festgenommen. Bundesweit kam es nach Angaben der Bundesanwaltschaft zu fünf Festnahmen. Die Gruppe mit dem Namen «Letzte Verteidigungswelle» soll Anschläge auf Asylbewerberheime und linke Einrichtungen geplant haben.

Parallel zu diesen Aktionen ließen die Staatsanwaltschaften Rostock und Schwerin weitere Durchsuchungen vornehmen. Die Ermittlungen richteten sich laut Staatsanwaltschaft gegen eine Gruppe von Jugendlichen und Heranwachsenden, in der rechtsextreme Inhalte getauscht wurden und zu Straftaten aufgerufen wurde.

Wenn Menschen sich in ihrer Region benachteiligt fühlen, ist das laut Heinrich ein Nährboden für Radikalisierung. «Mecklenburg-Vorpommern bietet aufgrund der ländlichen Strukturen, der schwachen Angebote im Bereich von Jugendfreizeit besonders herausfordernde Rahmenbedingungen.»

Fehlten demokratische Angebote in der Freizeit, etwa ein Jugendclub, dann treibe man Jugendliche zu denen, die sich in Stellung bringen. «Wenn ich mich nicht wahrgenommen und ausgegrenzt fühle, bin ich offener für Angebote, die behaupten, ich würde dazugehören.» Dann sei auch das Internet ein großer Faktor - wenn auch nicht der Einzige.

Um zu verhindern, dass sich Jugendliche radikalisieren, müsse auch an Schulen das Demokratieverständnis gefördert werden: «Jugendliche müssen wahrnehmen: "Demokratie gehört uns allen. Und ich habe hier eine Stimme"», forderte die Expertin.

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