21. Mai 2025 – dpa
Eine Gruppe junger Menschen wird als rechtsextreme Terrorzelle verdächtigt. Der jüngste Verdächtige ist 14 Jahre alt. Warum sind schon Jugendliche so radikal?
Angesichts der Festnahme von fünf mutmaßlichen Mitgliedern einer rechten Terrorgruppe sieht Extremismusforscher Matthias Quent wieder eine militante Massenbewegung bei Jugendlichen mit Bezugnahme zum Nationalsozialismus. In den polizeilichen Kriminalstatistiken gebe es bei rechtsmotivierter Gewalt gerade einen historischen Hochpunkt, sagte der Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal der Deutschen Presse-Agentur.
Gerade in den vergangenen zwei Jahren sei dieser Trend verstärkt sichtbar geworden. «In den sozialen Netzwerken haben sich terroraffine Strukturen und Gruppen herausgebildet, die Gewalt gutheißen und vorbereiten.»
Ideologisch sieht Quent dabei durchaus Gemeinsamkeiten mit der AfD. «Immer wenn eine radikale politische Richtung Rückenwind hat, dann entwickeln sich daran auch noch radikalere Flanken, die sich legitimiert fühlen, einen Schritt weiterzugehen.» Es gebe die Vorstellung, dass das Land dem Untergang geweiht und man selbst die letzte Rettung sei.
«Das ist dieser völkische Kulturpessimismus und die paranoide Vorstellung, man müsse Deutschland vor dem vermeintlichen Untergang retten, wie man sie auch in der AfD hört», sagte der Wissenschaftler. Gleichzeitig gebe es in der Bewegung auch Abgrenzungen, weil einige Menschen die Mittel der AfD nicht als ausreichend ansähen.
Der Generalbundesanwalt geht gegen eine Gruppe junger Menschen vor, die einer mutmaßlich rechtsextremen Terrorzelle angehören sollen. Bei einer Polizei-Aktion gegen eine Vereinigung, die sich «Letzte Verteidigungswelle» nennt, waren am Morgen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen fünf Verdächtige festgenommen worden.
Laut Quent gibt es immer wieder Zunahmen von rechter Gewalt und Bedrohungen in Wellenbewegungen. Es habe in den letzten Jahren schon terroristische Zusammenschlüsse gegeben. Sogenannte Reichsbürger seien dabei generell eher älter gewesen. Es habe aber auch allein handelnde Täter gegeben, wie den Attentäter auf die Synagoge in Halle oder den Attentäter von Hanau.
Quent kritisiert den finanziellen Druck in der Präventionsarbeit und der politischen Bildung. Die Projekte und Mittel seien prekär finanziert, die Mittel würden teilweise auch aus politischen Gründen gekürzt. Offensichtlich seien aber wenigstens die Behörden nah dran gewesen, sagte er mit Blick auf den aktuellen Fall.