30. Juni 2025 – dpa
Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger bei der Energiewende. Doch die Herstellung frisst viel Strom. Wie es auch anders gehen könnte, soll eine neue Anlage in Greifswald zeigen.
Alternative Wege zur Herstellung des für die Energiewende bedeutenden Energieträgers Wasserstoff soll eine neue Anlage in Greifswald erforschen. Als Teil der landesweiten Forschungsfabrik Wasserstoff MV soll am dortigen Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) Wasserstoff aus Methan erzeugt werden. Diese sogenannte Plasmalyse verbraucht laut INP nur rund ein Fünftel des Stroms, der für den klassischen Weg - die Elektrolyse - gebraucht wird.
CO2-neutral hergestellter Wasserstoff etwa auf Basis von Strom aus Windkraft gilt als wichtiger Energiespeicher für eine klimaneutrale Zukunft. Bei seiner Verbrennung mit Sauerstoff entsteht schlicht Wasser und kein klimaschädliches Treibhausgas. Bei der Elektrolyse wird Wasser mittels Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet. Der Prozess ist energieintensiv.
Bei der Plasmalyse hingegen entstehen laut INP aus Methan Wasserstoff und fester Kohlenstoff. Letzterer könne etwa als Ausgangsstoff für Werkstoffe genutzt werden. Dabei werde gleichzeitig das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernt.
Die Plasmalyse eignet sich laut INP etwa für die Nutzung von Methan aus Biogasanlagen oder die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) entsprechender Terminals an der Küste. Plasmalyse könnte demnach aber auch direkt an Bord von Schiffen Energie erzeugen oder mit kompakten Containeranlagen dezentrale Energie erzeugen etwa auf dem Land.
Die Forschungsfabrik Wasserstoff MV ist ein Gemeinschaftsprojekt des INP in Greifswald, des Fraunhofer-Instituts für Großstrukturen in der Produktionstechnik (IGP) und des Leibniz-Instituts für Katalyse (LIKAT), beide in Rostock. Ziel des Verbunds ist es, praxistaugliche Technologien für die grüne Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln.
Der Schweriner Wirtschaftsminister, Wolfgang Blank (parteilos), nannte die Plasmalyse «eine Technologie, die das Potenzial hat, die Wasserstofferzeugung effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten». Die Anlage in Greifswald wird durch das Land mit mehr als vier Millionen Euro EU-Geldern unterstützt.
Während für die Elektrolyse einfach Wasser als Rohstoff dient, benötigt die Plasmalyse Methan als Ausgangsstoff. Dieses Gas ist an sich schon ein Energieträger, der gefördert oder erzeugt werden muss und beispielsweise als Hauptbestandteil von Erdgas zum Heizen genutzt wird. Im Vergleich zur Verbrennung des Gases werden laut INP bei der Plasmalyse aber keine Treibhausgase freigesetzt. Dass zudem fester Kohlenstoff entstehe, sei zudem für eine Zukunft wichtig, in der dieser weiter von der Industrie als Rohstoff gebraucht, aber nicht mehr etwa als Teil von Erdöl gefördert wird.