30. Mai 2025 – dpa

Weltnichtrauchertag

Krank durch Tabak: Fallzahlen in MV steigen

Zum Weltnichtrauchertag legen Krankenkassen neue Daten zum Tabakkonsum vor. Demnach ist die Zahl der ärztlichen Behandlungen im Nordosten gestiegen. Oft ist eine gefährliche Krankheit die Folge.

klo4wc7wwj-v13-ax-s2048.jpeg
Die Zahl der Nikotinsüchtigen in Mecklenburg-Vorpommern ist in den vergangenen Jahren gestiegen. (Symbolbild), Foto: Bernd W�stneck/dpa

Der exzessive Konsum von Tabak hat in Mecklenburg-Vorpommern besonders stark zugenommen. Die Zahl der Tabaksüchtigen sei im Nordosten von 2013 bis 2023 um 77 Prozent angestiegen, teilte die Kaufmännische Krankenkasse KKH auf Grundlage neuer Daten zu ärztlichen Behandlungen zum Weltnichtrauchertag (31. Mai) mit.

Nach der KKH-Hochrechnung seien im Jahr 2023 in Mecklenburg-Vorpommern etwa 100.000 Menschen wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder weiterer psychischer Probleme aufgrund von Tabak ärztlich behandelt worden.

Jeder sechste Tabak-Abhängige leide an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Zehn Jahre zuvor habe die Quote in MV noch bei 13,2 Prozent gelegen.

Eine COPD entsteht durch Entzündungen der unteren Atemwege. Es kommt zu einer chronischen Verengung der Bronchien, die Menschen sprichwörtlich immer mehr die Luft nimmt. Dauerhafte Schäden an der Lunge sind die Folge. Betroffene haben zudem ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an Lungenkrebs zu erkranken.

«Unsere Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs, denn wir können nur diejenigen Fälle auswerten, in denen eine Tabakabhängigkeit ärztlich diagnostiziert wurde», sagt Michael Falkenstein, KKH-Experte für Suchtfragen. Der Anteil der COPD-erkrankten Tabakkonsumenten im Allgemeinen dürfte weitaus höher sein.

Auch Zahlen der AOK Nordost zeigen eine deutliche Zunahme von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen durch Tabak seit 2013. Im Jahr 2023 hätten demnach 9,4 Prozent der AOK-Versicherten in MV über 15 Jahren diese Diagnose erhalten. «Dies bedeutet nach unserer Interpretation der Zahlen jedoch nicht, dass seit 2013 die Zahl der Tabaksüchtigen in MV zugenommen hat – sondern lediglich, dass Ärztinnen und Ärzte diese Diagnose inzwischen häufiger vergeben», sagt ein Sprecher der AOK Nordost.

Grund dafür sei, dass die Sensibilisierung für die gesundheitlichen Risiken des Rauchens zugenommen habe. Groß angelegte Befragungen des Mikrozensus und des Robert-Koch-Institutes zeigten, dass die Raucherquote in Deutschland von 2013 bis 2023 gesunken sei oder zumindest stagniert habe.

«Bedenklich ist aus unserer Sicht, dass die Anzahl der Raucherinnen und Raucher in MV im Vergleich zum Bundesdurchschnitt deutlich erhöht ist», sagt der Sprecher der AOK Nordost. Die Quote von 9,4 Prozent der AOK-Versicherten mit psychischen Störungen und Verhaltensstörungen durch Tabak liege im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt aller AOK-Versicherten um rund 30 Prozent höher. Bundesweit hätten nur 6,5 Prozent diese Diagnose erhalten.

Besorgniserregend sei, dass der Tabakkonsum laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen 2024 erstmals seit langer Zeit wieder gestiegen ist. Auch dass der Konsum von E-Zigaretten unter Jugendlichen zunehme, erfordere politisches Handeln.

«Rauchen ist einer der größten Risikofaktoren für die Gesundheit», sagt auch Stephan Haring vom Verband der Ersatzkassen (vdek) in Mecklenburg-Vorpommern. Auch wenn die Bemühungen in den vergangenen Jahrzehnten durchaus Wirkung gezeigt hätten, belegten die aktuellen KKH-Zahlen, dass es weiterhin gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen bedürfe, Menschen vor den Gefahren des Rauchens zu warnen.

Anlässlich des Weltnichtrauchertages unterstützt die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern die internationale Kampagne der Weltgesundheitsorganisation, um auf die gezielten und manipulativen Strategien der Tabak- und Nikotinindustrie aufmerksam zu machen. In diesem Jahr stehe insbesondere die Verführung junger Menschen im Fokus – «ein besorgniserregender Trend, dem entschieden entgegengetreten werden muss».

News zum Nachhören

Polizeimeldungen

Weitere Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Nachrichten aus Hamburg & Schleswig-Holstein

undefined
Audiothek