05. August 2025 – dpa

Gewalt an Schulen

Regierung will Gewalt an Schulen eindämmen

Die Statistik ist eindeutig: An den Schulen in MV nimmt die Gewalt zu. Das betrifft den Umgang unter Schülern und das Verhalten gegenüber Lehrkräften. Die Politik will gegensteuern.

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Die Gewalt an Schulen hat in Mecklenburg-Vorpommern zugenommen. (Symbolbild) , Foto: picture alliance/dpa

Bei den Schulämtern in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Angaben von Bildungsministerin Simone Oldenburg im zurückliegenden Schuljahr 2.133 Meldungen über Gewalttaten und Bedrohungen an Schulen eingegangen. Das waren etwa 900 mehr im Schuljahr 2022/23, dem ersten Jahr nach den Corona-Beschränkungen. Zwar sei auch das Meldewesen nach der gezielten Sensibilisierung der Lehrer heute ein anderes als früher. «Nichtsdestotrotz haben die Gewalttaten aber auch zugenommen», sagte die Linke-Politikerin in Schwerin.

So habe es 2024/25 rund 900 Fälle von Körperverletzung gegeben, zwei Schuljahre davor waren es knapp 560. Von zuvor 18 sei die Zahl der Amok- und Bombendrohungen im gleichen Zeitraum auf 77 gewachsen. Noch deutlicher falle der Anstieg bei Straftaten mit extremistischem Hintergrund aus.

Als Gründe für diese Entwicklung nannte Oldenburg unter anderem die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft, die Hinwendung zu extremen Positionen und eine Verrohung der Sprache. Die Folgen seien in allen Schulformen sichtbar, besonders aber an Regionalen Schulen.

Mit einem überarbeiteten Präventionskonzept versucht die Landesregierung nun der zunehmenden Zahl von Gewaltvorfällen an Schulen entgegenzuwirken. Ein Leitfaden biete Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern klare Handlungsempfehlungen und liste Kontaktstellen für direkt und indirekt Betroffene auf. «Man muss nicht lange suchen, wo man Hilfe erhält. Alles kommt aus einer Hand», sagte Oldenburg. Zudem werde das Streitschlichter-Programm für Schülerinnen und Schüler neu aufgelegt. Dafür seien unterstützende pädagogische Fachkräfte ausgebildet worden.

Für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 weite das Bildungsministerium sein Angebot mit dem Unterrichtsprogramm «Eigenständig werden» aus. Dabei sollen Gesundheits- und Lebenskompetenzen vermittelt, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schülern frühzeitig gestärkt und soziale Fähigkeiten wie Empathie, Selbstbeherrschung und Konfliktlösung gefördert werden. Das Projekt sei eine Kooperation mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, teilte Oldenburg mit.

Besorgte Eltern könnten sich vom neuen Schuljahr an jeweils an die Leitstelle des Zentralen Fachbereichs für Diagnostik und Schulpsychologie wenden. Dazu werde es an zwei Tagen im Monat eine digitale Sprechstunde geben. Die Zentralstelle halte auch mobile Teams vor, die bei Bedarf rasch vor Ort aktiv werden könnten.

Nach Einschätzung von Innenminister Christian Pegel (SPD) gibt die aktuelle Entwicklung zunehmend Anlass zur Sorge. «Gewaltvorfälle und extremistische Haltungen, insbesondere unter Jugendlichen, nehmen spürbar zu. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Präventionsarbeit weiter an Bedeutung», betonte der Minister. Vorbeugende Maßnahmen müssten frühzeitig im schulischen Umfeld verankert werden, um junge Menschen rechtzeitig zu erreichen, zu informieren und zu stärken.

Laut Pegel verzeichnet auch die Kriminalstatistik einen klaren Anstieg der Straftaten an Schulen. Mit 1.361 erfassten Fällen stelle das Jahr 2024 den bisherigen Höchststand seit Beginn der statistischen Erfassung durch die Polizei im Jahr 2020 dar.

«Bei der Prävention sind alle gefragt», erklärte Oldenburg. Ziel sei, Gewaltausbrüchen vorzubeugen und im Bedarfsfall rasch einzugreifen. Doch beginne Erziehung im Elternhaus. «Es hilft nicht, allein nach der Schule zu rufen, die etwas verändern soll. Da sind viele gefragt», hob die Ministerin die Breite der Verantwortung hervor.

AfD-Fraktionschef Nikolaus Kramer zog die Wirksamkeit der Maßnahmen in Zweifel. «Die heute vorgestellten Konzepte des Bildungs- und Innenministeriums wirken wie operative Hektik, die systemisches Scheitern kaschieren soll», sagte er. Die Schulpolitik habe Erziehungsaufgaben vernachlässigt, verbindliche Erziehungsziele fehlten. Kramer forderte einen «Wertekonsens, auf den sich Eltern, Lehrkräfte und Gesellschaft gemeinsam stützen können». Dazu gehörten klare Werteorientierung und die Wiederherstellung von Autorität und Verantwortung in der Schule.

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