18. November 2025 – dpa
Wird die «Greif», das einzige in der DDR gebaute Segelschulschiff, nach ihrer Sanierung wieder segeln? Die Greifswalder Stadtvertreter wollen sich mit der Kostenfrage erst später befassen.
Die Greifswalder Bürgerschaft hat eine Diskussion über die Zukunft des Traditionsseglers «Greif» und die gestiegenen Kosten für die Sanierung vertagt. Die Stadtvertreter nahmen das Thema am Montagabend von der Tagesordnung ihrer Sondersitzung, die vor allem Haushaltsfragen gewidmet war. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Gerd-Martin Rappen, begründete den Antrag zur Vertagung damit, dass die Stadtvertreter mehr Zeit bräuchten, sich etwa mit neuen Informationen bezüglich der Sanierungskosten zu befassen.
Ursprünglich wollte sich die Bürgerschaft am Montagabend mit der Frage befassen, ob das fast 75 Jahre alte Schiff trotz gestiegener Kosten wie geplant weiter saniert wird, so dass es künftig wieder in See stechen kann.
Das einzige in der DDR gebaute Segelschulschiff ist als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Es kam bereits 2022 zur Sanierung nach Stralsund und steht dort derzeit in der großen Schiffbauhalle. Die Masten stehen, der Rumpf hat einen neuen, strahlend weißen Anstrich, die Decksaufbauten sind montiert. Laut Stadt kann die «Greif» voraussichtlich zum Jahresende die Halle verlassen und wieder ins Wasser. Es stünden allerdings noch Ausrüstungsarbeiten an: Navigation, Elektrik, Heizung, Sanitär und Lüftung sowie der Innenausbau.
Die zuvor insgesamt veranschlagten rund 4,46 Millionen Euro reichen laut Stadt nicht aus. Fast drei Millionen Euro zusätzlich müsste die ohnehin klamme Stadt bereitstellen. Die Kosten seien seit der ursprünglichen Planung deutlich gestiegen. Bislang beträgt der städtische Anteil der Sanierungskosten 1,7 Millionen Euro. Der größte Anteil der Kosten wird bislang hingegen über Spenden oder Fördermittel von Bund und Land abgedeckt. Eine Aufstockung würde den Eigenanteil der Stadt deutlich erhöhen.
Eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung sieht die Fortführung der Grundsanierung und die Bereitstellung der zusätzlichen Mittel vor. Als Alternative wird unter anderem der Abbruch der Sanierung beschrieben und der Verbleib der «Greif» im Greifswalder Museumshafen als Museumsschiff, das aber nicht auf Fahrt geht. Damit droht laut Stadtverwaltung aber gegebenenfalls eine Rückzahlung von Fördermitteln in Millionenhöhe.
Als weitere Alternative wird der Abbruch der Sanierung mit anschließendem Verkauf skizziert. In der Vorlage wird allerdings bezweifelt, ob Käufer gefunden würden. Selbst wenn, würde der Erlös nicht den bisherigen Investitionen entsprechen – so die Erwartung. Einem von der Fraktion Christlich Demokratisch Konservative eingebrachtem Änderungsantrag zufolge soll vor einer Entscheidung zunächst abgeklärt werden, ob eine Rückzahlung von Fördermitteln ausgeschlossen werden kann.
Die Fraktion SPD/Die Linke schlägt vor, die Mittel zwar bereitzustellen, die Nutzung des Schiffes aber zu überdenken, um das Schiff künftig kostendeckend zu betreiben. Vorstellbar sei etwa die Nutzung als Charterschiff, als mietbarer Veranstaltungsort für Feierlichkeiten oder als Außenstelle des Standesamtes für Trauungen.
Die nächste Bürgerschaftssitzung ist für den 8. Dezember angesetzt.