06. Mai 2025 – dpa
Umweltminister Till Backhaus sieht Mecklenburg-Vorpommern in einer Vorreiterrolle für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch bei den Genehmigungen für Windräder hakt es trotz Fortschritten noch.
Trotz wieder steigender Genehmigungen für den Bau neuer Windparks in Mecklenburg-Vorpommern erhöhen Investoren den Druck auf die zuständigen Behörden. «Die Zahl der Untätigkeitsklagen gegen die Genehmigungsbehörden steigt», teilte Umweltminister Till Backhaus (SPD) in Schwerin mit. Damit wehren sich Windkraft-Unternehmen gegen die vielfach noch immer jahrelangen Prüfverfahren.
Laut Backhaus wurden im Jahr 2024 Genehmigungen für 198 Windenergieanlagen an Land erteilt. Anfang 2025 befanden sich den Angaben zufolge aber noch 291 Verfahren für 1.157 Windräder in der Bearbeitung. Im ersten Quartal seien 36 Anlagen genehmigt worden. Um die Verfahren zu beschleunigen, seien 122 zusätzliche Personalstellen in Umwelt- und Wirtschaftsministerium sowie nachgeordneten Behörden geschaffen worden. Die durchschnittliche Verfahrensdauer hatte Backhaus mit drei bis vier Jahren angegeben. Eine Vielzahl von Altanträgen liege aber deutlich länger.
Backhaus beklagte, dass es in Regionen mit fehlender Raumplanung, wie in Westmecklenburg, einen Wildwuchs von Einzelanträgen außerhalb von Vorranggebieten gebe. «Das ist nicht im Sinne einer geordneten und akzeptierten Energiewende», machte der Minister deutlich. Zahlreiche Kommunen in Westmecklenburg fordern bereits Maßnahmen gegen einen unkontrollierten Windkraftausbau. Die Raumplanung und damit die Ausweisung von Windeignungsgebieten liegt in den Händen von vier regionalen Planungsverbänden. Massive Widerstände vor Ort und Unklarheiten beim Netzausbau hatten die Planungen immer wieder verzögert.
«Wir wollen die Energiewende gestalten, nicht erleiden. Und das heißt: mehr Tempo, ja – aber auch mehr Transparenz, mehr Beteiligung, mehr Wertschöpfung vor Ort», machte Backhaus deutlich. Mecklenburg-Vorpommern wolle und werde eine Vorreiterregion für den Ausbau der erneuerbaren Energien bleiben. Neben Entschlossenheit sei dabei aber auch Respekt vor den unterschiedlichen Perspektiven erforderlich, betonte Backhaus vor der für Montagabend in Rostock geplanten Zukunftskonferenz «Wind & Maritim» des WindEnergy Network.
Nach Überzeugung von Wirtschaftsstaatssekretärin Ines Jesse hat der Ausbau der erneuerbaren Energien größte Bedeutung für die wirtschaftliche Zukunft des Landes. «Unsere Lage an der Ostsee und unsere starke maritime Industrie machen MV zum Schlüsselstandort für die Energiewende», sagte sie. Unternehmen würden sich in Zukunft dort ansiedeln, wo grüne Energie günstig verfügbar ist. «Diesen Standortvorteil werden wir entschlossen nutzen», betonte Jesse.
Ein zentrales Anliegen der Landesregierung sei die stärkere Beteiligung der Bevölkerung am Ausbau der Ökostrom-Gewinnung. Dabei solle die Neufassung des Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetzes sicherstellen, dass die Menschen vor Ort direkt von der Energiewende profitieren. «Nur mit regionaler Wertschöpfung und gesellschaftlicher Akzeptanz können wir das besondere Potenzial der Energiewende für Mecklenburg-Vorpommern voll nutzen», zeigte sich Jesse überzeugt.
Wie aus Erhebungen der Fachagentur Wind und Solar im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie und des Verbandes VDMA Power Systems hervorgeht, waren 2024 in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 16 neue Windräder mit einer Leistung von 89,3 Megawatt in Betrieb genommen worden. Damit lag MV im Länderranking erneut weit hinten. In MV erzeugen nach jüngsten Erhebungen etwa 1.840 Windräder Strom. Im benachbarten Schleswig-Holstein sind es 3.238.
Besser als an Land läuft nach Einschätzung von Minister Backhaus im Nordosten der Windenergie-Ausbau auf See. Mit den Offshore-Windparks Wikinger, Baltic Eagle und Windanker schaffe Iberdrola vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns bis 2026 eine Gesamtkapazität von über 1,1 Gigawatt. Der spanische Energie-Konzern ist seit 2018 in Mecklenburg-Vorpommern aktiv.
Als weiteres bedeutendes Offshore-Vorhaben nannte Backhaus das Projekt Gennaker etwa 15 Kilometer nördlich der Halbinsel Darß. Die Behördenbeteiligung beginne in Kürze, die Genehmigung für das zweite Änderungsverfahren werde für November erwartet. Tourismus- und Umweltverbände stehen der Errichtung von mehr als 60 Windrädern vor dem Darß kritisch gegenüber.