04. September 2025 – dpa

Aktenberge

Zehntausende offene Ermittlungen in MV

Bei den Staatsanwaltschaften in MV wachsen die Aktenberge. Richter und Staatsanwälte schlagen deshalb erneut Alarm, denn der Verfahrensstau werde immer länger.

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Immer mehr Strafverfahren bleiben unbearbeitet – auch in MV wächst der Aktenberg. (Symbolbild)

Ob Fahrerflucht, Diebstahl oder Körperverletzung: In den Akten der Staatsanwaltschaften in Mecklenburg-Vorpommern steigt die Zahl der unerledigten Fälle. Wie aus einer Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei den Landesjustizministerien hervorgeht, waren zum Stichtag Ende Juni im Nordosten noch 20.277 Fälle offen und damit 1.782 oder 9,6 Prozent mehr als Ende 2024. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern im Bundestrend. Deutschlandweit stieg die Zahl offener Verfahren auf knapp 964.000 - rund 13.000 mehr als beim bisherigen Höchststand Ende 2024.

Am stärksten wuchs der Aktenberg in Hamburg: Dort hat sich die Zahl offener Verfahren seit 2021 fast verdreifacht – von 22.900 Ende 2021 auf rund 64.400 zur Jahresmitte 2025. Das entspricht einem Anstieg um 181 Prozent. Auch Sachsen verzeichnet mit 54 Prozent Zuwachs eine besonders dynamische Entwicklung. Die bundesweit höchste Zahl meldet Nordrhein-Westfalen mit knapp 267.000 offenen Verfahren, fast 40 Prozent mehr als Ende 2021.

«Der Verfahrensstau bei den Staatsanwaltschaften wird immer länger», warnte der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, Sven Rebehn. Zur Jahresmitte 2025 hätten die Ermittler bundesweit fast eine Million offene Fälle gemeldet, so viele wie noch nie. Auch die Zahl der Neuzugänge bleibe 2025 auf Rekordniveau.

Das zeigt sich auch an den Zahlen in MV, wo die Ermittler in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres rund 57.000 neue Verfahren gegen namentlich bekannte Tatverdächtige registrierten. Im Gesamtjahr 2024 lag diese Zahl bei etwas mehr als 114.000.

Anlässlich der Zahlen fordert der Deutsche Richterbund eine schnelle Zusage der Länder für neue Stellen in der Justiz. Erst dann könnten die von der Bundesregierung zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln fließen. Rebehn: «Die Strafjustiz darf nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung werden.»

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