22. August 2025 – dpa
Seit rund 20 Jahren steigt im kleinen Dorf Jamel ein besonderes Musikfestival, mit dem ein Künstlerpaar ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzt. Hilfe kommt von prominenten Bands und Musikern.
Beim Musikfestival «Jamel rockt den Förster» haben rund 3.500 Menschen mit Topbands und -musikern wie den Toten Hosen, Paula Hartmann und Betterov ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Das Line-up blieb wie in den Vorjahren bis unmittelbar vor den Auftritten geheim.
Vor allem die Toten Hosen, die 2015 schon einmal in Jamel waren, bekamen bei ihrem Auftritt Riesenapplaus. «Wir sind unheimlich gern zurückgekommen», rief Frontmann Campino den tanzenden Fans zu. Einmal im Jahr werde von Jamel aus ein SOS-Zeichen in die Republik gesendet, dass es brenne.
Die AfD sei der klare Gegner, allerdings würden sich auch lokale Gruppierungen der CDU der Partei an den Hals werfen. Namentlich kritisierte Campino den CDU-Landrat von Nordwestmecklenburg, Tino Schomann, in dessen Landkreis Jamel liegt. Schomann hatte versucht, bestimmte Auflagen gegen das Festival durchzusetzen.
Campino sagte der Deutschen Presse vor dem Auftritt, dass es derzeit eine allgemeine Siegeseuphorie in AfD- und Rechtsaußenkreisen zu geben scheine. «Ich glaube, "Jamel rockt den Förster" hat in jedem Fall zurzeit eine krassere Bedeutung als vielleicht vor 15 Jahren.»
Die Toten Hosen waren bereits 2015 in Jamel, wo das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer seit 2007 das Festival organisiert. Das Paar wehrt sich damit gegen Anfeindungen von Rechtsextremisten im Dorf. 2015 hatten Unbekannte eine Scheune der Lohmeyers in Brand gesetzt. Zu dem Festival damals kamen rund 1.300 Menschen. «Danke, dass ihr so tapfer seid», sagte Paula Hartmann bei ihrem Auftritt an die Adresse der Lohmeyers.
Die Gründer und Veranstalter erhielten zum Auftakt des zweitägigen Festivals den Solbach-Freise-Preis für ihr Engagement und ihre Zivilcourage. Das Künstlerpaar habe sich für eine lebendige Demokratie in Jamel eingesetzt, Mut zum Handeln gezeigt und sich für Vielfalt und Toleranz engagiert, hieß es zur Begründung.
Der aktuellen Auflage des Festivals gingen mehrere Gerichtsentscheidungen voraus. Die Veranstaltung wurde erstmals als politische Versammlung durchgeführt. Es ging bei den Streitigkeiten auch um Gebühren und ein vom Landkreis gefordertes Verbot von Alkohol, was aber vom Oberverwaltungsgericht in zweiter Instanz kassiert wurde.
Birgit Lohmeyer ließ trotz der Streitigkeiten keine Zweifel daran, wie das Festival laufen soll: «Wir machen Party das ganze Wochenende. Dafür sorgen unsere Anwälte und wir.»