18. September 2025 – dpa
Ein Mann lässt sich in Hamburg die Haare schneiden und ist danach unzufrieden. Im folgenden Streit soll der Friseur mit der Schere zugestochen haben. Jetzt wird die Sache vor Gericht verhandelt.
Ein Kunde beschwert sich über einen Haarschnitt und der Friseur greift noch mal zur Schere - um ihn zu verletzen. Ein solches Szenario soll sich nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft vor knapp fünf Jahren in einem Friseursalon im Hamburger Stadtteil Billstedt abgespielt haben. Jetzt hat am Amtsgericht St. Georg ein Prozess gegen den Friseur begonnen.
Der 30-Jährige ist wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung angeklagt. Laut Anklage soll er dem damals 33 Jahre alten Kunden bei der Tat am 28. November 2020 gedroht haben, er wolle ihn «umbringen und abstechen». Am ersten Verhandlungstag äußerte sich der Mann nur zu einem weiteren Anklagevorwurf. Ihm werden noch fünf weitere Gewalttaten vorgeworfen.
Bei dem Streit im Friseurgeschäft war es laut Anklage an jenem Samstagabend zunächst zu einem Handgemenge gekommen, nachdem der Kunde seine Unzufriedenheit über den Haarschnitt geäußert hatte. Im Laufe der Auseinandersetzung soll der Friseur zur Schere gegriffen und dem 33-Jährige dreimal in den Oberkörper gestochen haben. Der Kunde erlitt innere Blutungen und befand sich den Angaben zufolge in potenzieller Lebensgefahr.
Fünf Monate vor der Tat, am 1. Juli 2020, soll der Angeklagte zusammen mit zwei Komplizen einen Mann am Busbahnhof Billstedt angegriffen haben. Die Angreifer sollen diesen geschlagen haben. Einer der Täter habe mit einem Messer auf den jungen Mann eingestochen, erklärte die Staatsanwältin. Er erlitt Schnittwunden und andere Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Der Angeklagte sagte, er habe den Mann am Busbahnhof nicht angegriffen. Er habe nur die Auseinandersetzung mitbekommen und sei dem Angegriffenen zu Hilfe geeilt. «Mein Mandant wollte nur helfen», erklärte seine Verteidigerin.
Der attackierte Mann sei ebenfalls ein Kunde von ihm gewesen, sagte der Friseur. Er habe zwei Angreifer von ihm weggezogen und anwesende Bekannte gebeten, die Polizei zu rufen. Die Beamten seien gekommen, hätten ihn festgenommen und ihn dabei verletzt, sagte der Angeklagte. Die Polizei habe gegen ihn ein Strafverfahren wegen Widerstands eingeleitet.
Er habe seinerseits einen Polizeibeamten angezeigt. Am späten Abend habe er sich mit Freunden und Bekannten aus einem Asylheim in seiner Wohnung getroffen. Der verletzte Mann, dem er am Busbahnhof geholfen habe, sei ebenfalls gekommen und habe sich bei ihm für die Hilfe bedankt.
Ein Zeuge berichtete, er habe gesehen, wie ein junger Mann am Busbahnhof auf dem Boden lag und «auf brutalste Art» von einer oder zwei Personen geschlagen und getreten wurde. Einer der Angreifer sei mit einer abgebrochenen Bierflasche auf das Opfer losgegangen, sagte der 72-jährige Diplom-Physiker.
Die Polizei hatte kurz nach der Tat von einem Großeinsatz an dem Busbahnhof berichtet. Es sei zu einer Auseinandersetzung zwischen der Polizei und einer Menschenmenge gekommen. Zwischenzeitlich seien 80 Einsatzkräfte vor Ort gewesen. Als sich ein Mann einer Kontrolle widersetzt habe, hätten sich Umstehende mit ihm solidarisiert und Gegenstände auf die Beamten geworfen. Drei Polizisten seien leicht verletzt worden. Zwei Menschen seien festgenommen, später aber wieder entlassen worden. Der Busverkehr war zeitweise unterbrochen.
Der 30-jährige Angeklagte mit kahlem Schädel und stark tätowierten Armen und Händen sitzt zurzeit in Strafhaft wegen eines anderen Delikts. Sein Kunde, den er mit der Schere angegriffen haben soll, ist im Prozess Nebenkläger. Zum Auftakt des Verfahrens nahm er nicht an der Verhandlung teil.
Das Schöffengericht hat zahlreiche weitere Zeugen geladen und drei Fortsetzungstermine bis zum 30. Oktober angesetzt.