19. September 2025 – dpa

Jüdisches Leben in Hamburg

Bornplatzsynagoge: Weiterer Meilenstein zum Wiederaufbau

Einst lebten rund 20.000 Juden in Hamburg. Kaum eine oder einer von ihnen überlebte den Nazi-Terror. Auch die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel wurde zerstört. Ihr Wiederaufbau nimmt Formen an.

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Der frühere Bornplatz heißt heute Joseph-Carlebach-Platz nach dem 1942 von den Nazis ermordeten Hamburger Oberrabiner. (Archivbild)

Einst war sie mit 1.200 Plätzen das größte jüdische Gotteshaus in Norddeutschland. 1908 im Hamburger Grindelviertel eingeweiht, setzten Nationalsozialisten die Bornplatzsynagoge während der Novemberpogrome 1938 in Brand und verwüsteten sie. Ein Jahr später musste sie zwangsweise und auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgerissen werden.

Seit Jahren gibt es Pläne, die Synagoge wiederaufzubauen. Und sie nehmen immer mehr Gestalt an - heute mit der Vorlage des Siegerentwurfs aus dem Architekturwettbewerb.

Den Bornplatz gab es im Grindelviertel noch bis 1989 unter altem Namen. Dann wurde er in Joseph-Carlebach-Platz umbenannt - im Gedenken an den von den Nazis ermordeten letzten Oberrabiner der Bornplatzsynagoge. Ein Jahr zuvor war auf dem Platz zum 50. Jahrestag der Pogromnacht bereits eine Gedenkanlage errichtet worden. Seither zeichnet dort ein Bodenmosaik den Grundriss des Deckengewölbes der alten Synagoge nach.

Noch im Zeiten Weltkrieg war auf dem Platz ein Hochbunker errichtet worden, der noch heute von der Universität genutzt wird. Er soll vor dem Wiederaufbau abgerissen werden.

Seit 1960 verfügt die Jüdische Gemeinde über einen Synagogen-Neubau an der Hohen Weide im Stadtteil Eimsbüttel - der aber angesichts gestiegener Mitgliederzahlen vor allem an hohen Feiertagen aus allen Nähten platzt.

2019 nahm in der Stadt die Diskussion um einen Wiederaufbau der alten Synagoge an Fahrt auf. Auch vor dem Hintergrund des Anschlags auf die Synagoge in Halle und weiterer rechtsextremistischer Taten sprachen sich die Bürgerschaft und der Senat von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) für einen besseren Schutz und eine Stärkung des jüdischen Lebens in der Stadt und schließlich auch für den Wiederaufbau aus.

Ende 2019 stellt der Bund 600.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zum Wiederaufbau an alter Stelle zur Verfügung. Im Februar 2020 wird die Erstellung der Studie einstimmig von der Bürgerschaft beschlossen. Im September 2022 kommt das Frankfurter Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach darin zu einem positiven Ergebnis.

Zwischenzeitlich hatte die Initiative «Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge» unter den Hamburgerinnen und Hamburgern mehr als 100.000 Unterschriften für einen Wiederaufbau gesammelt.

Anfang September 2023 beginnen auf dem Joseph-Carlebach-Platz Untersuchungen des Archäologischen Museums Hamburg, bei denen bedeutende historische Zeugnisse der zerstörten Synagoge zutage gefördert und gesichert werden.

Ende September 2023 beschließt die Bürgerschaft die Übereignung des Grundstücks und übergibt der Jüdischen Gemeinde symbolisch zwei Flurstücke auf dem Joseph-Carlebach-Platz.

Vor einem Jahr startete der Architekturwettbewerb, der konkrete Entwürfe für die hochbauliche und freiraumplanerische Umsetzung des Wiederaufbaus liefern soll. Zuvor hatte der Bundestag mehr als 13 Millionen Euro für die Durchführung bereitgestellt.

Vor der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs hatten die Jüdische Gemeinde und die Stiftung Bornplatzsynagoge fünf zentrale Punkte für den Bau formuliert. Zum einen sei der Neubau notwendig, um die Bornplatzsynagoge symbolisch und physisch an die Jüdische Gemeinde zurückzugeben. Zwar werde keine vollständige Rekonstruktion angestrebt, es sei aber eine sehr enge Verbindung zur äußerlichen Gestaltung der zerstörten Synagoge gewünscht - insbesondere zum markanten Hauptportal.

Außerdem solle die neue Synagoge offen sein – auch für den Stadtteil. Deshalb soll es neben den Gebetsräumen auch öffentliche Bereiche wie ein Café, eine Buchhandlung und Veranstaltungsräume geben.

Ferner solle das Bauprojekt die Vielfalt jüdischen Lebens widerspiegeln – von traditionell-orthodox bis progressiv. Vorgesehen ist dazu auch ein zusätzliches Gebäude mit einem Gebetsraum für das liberale Judentum.

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