07. August 2025 – dpa
Wenn am 10. August vor Kiel das Ocean Race Europe startet, werden auf dem Wasser Freunde zu Rivalen. Boris Herrmann wird von seiner Ex-Co-Skipperin Rosalin Kuiper herausgefordert.
Sieben Imoca-Rennställe sind bereit für das 2. Ocean Race Europe. Boris Herrmanns Team Malizia wird sein letztes großes Rennen mit «Malizia – Seaexplorer» bestreiten, bevor das Boot in neue Hände geht. Der sechsmalige Weltumsegler bekommt im Sommer 2026 ein neues Boot. «Ich will einen schönen Abschied mit dem Schiff», sagte Herrmann vor dem Start des Europa-Rennens in Kiel.
Die kleine Europa-Schwester des Ocean Race um die Welt beginnt Sonntag (1545 Uhr/NDR-Fernsehen) vor Kiel. An der Startlinie in der Nähe des Olympia-Zentrums Kiel-Schilksee werden mehr Podiumskandidaten als Außenseiter aufkreuzen. Zum Favoritenkreis zählt die Schweizer «Holcim-PRB», deren Crew von Boris Herrmanns ehemaliger Co-Skipperin Rosalin Kuiper (Niederlande) geführt wird.
2023 haben Herrmann und Kuiper auf «Malizia – Seaexplorer» die Welt im Ocean Race umsegelt. Jetzt sind sie Rivalen auf dem Wasser. «Team Malizia bleibt in meinem Herzen. Sie sind gute Freunde und Freundinnen», sagt Rosalin Kuiper. Zugleich meint sie: «Es ist cool, jetzt gegeneinander zu segeln.“
Neben sechs männlichen Kollegen ist sie die einzige Skipperin im Ocean Race Europe. Als stärkste Konkurrenten sieht die 30-Jährige ein italienisches und zwei französische Teams, nennt «Allagrande Mapei Racing», «Biotherm» und «Paprec Arkéa».
Kuiper - seit Dezember Mutter einer Tochter - geht selbstbewusst in ihre Skipper-Premiere bei einem großen Imoca-Rennen. «Wir möchten um den Sieg im Ocean Race Europe kämpfen und glauben, dass wir die Chance dazu haben», sagt sie. «Wir haben ein gutes Boot für die europäischen Bedingungen und eine sehr, sehr gute Crew.»
Auch das Team Malizia will im Ocean Race Europe aufs Podium. Gefragt, was für ihn ein schöner Moment im rund sechswöchigen Rennen über fünf Etappen und 4500 Seemeilen sein könnte, sagte Herrmann: «Wenn wir zurückblicken und die anderen schön hinter uns aufgereiht haben, dann ist das ein schöner Moment.»
Gleichzeitig weiß der Skipper mit Blick auf die erwarteten leichten und mittleren europäischen Sommerwinde: «Unser Schiff ist vielleicht nicht das stärkste bei diesen Mittel- und Übergangswinden. Da ist Holcim ziemlich stark.» Doch Team Malizia geht mit anderen Voraussetzungen an den Start, sagt: «Wir segeln mit neuen Crew-Mitgliedern, teilweise erstmals in dieser Konstellation, wollen zusammenfinden, als Team wachsen.»
Für seinen Imoca-Rennstall, «beginnt mit dem Ocean Race Europe jetzt ein neues Kapitel, das bis 2030 geht». Fernziele seien der Erfolg im Ocean Race um die Welt 2027 und das dritte Vendée-Globe-Solo 2028.
Neben Herrmanns vertrautem Co-Skipper Will Harris (Großbritannien) bilden Ocean-Race-Gewinnerin Justine Mettraux (Schweiz), Weltumseglerin Cole Brauer (USA), die künftige «Malizia»-Skipperin Francesca Clapcich (Italien/Amerika) und der Franzose Loïs Berrehaar den rotierenden Malizia-Kader.
«Gemeinsam wollen wir nicht das Battle, sondern den War gewinnen», erklärt Herrmann etwas martialisch. Heißt: Im Ocean Race Europe soll die Crew jetzt zur Einheit werden, 2027 möglichst das Ocean Race um die Welt gewinnen.
Das heißt aber nicht, dass Team Malizia nicht ehrgeizig ins Europa-Rennen startet. Auf die dpa-Frage bei der Team-Pressekonferenz am Donnerstag in Kiel, welches Team das Europa-Rennen gewinnt, kam die Antwort des Malizia-Quartetts für Etappe eins von Kiel nach Portsmouth im Chor: «Wir!»
Gefordert sind zum Auftakt Herrmann, Harris, Mettraux und Brauer. Dazu Anbordreporterin Flore Hartout. Alle sieben Teams bestreiten die Etappen mit Vierer-Crews. Mindestens eine Frau muss im Einsatz sein. In Plymouth werden die Teams nach rund 850 Seemeilen drei bis vier Tage später erwartet. Das Ocean Race Europe endet nach Stationen in Porto (Fly-by), Cartagena, Nizza und Genua am 20. September im Zielhafen Boka Bay (Montenegro).