21. August 2025 – dpa
Hochbetrieb in den Kliniken: Im Sommer erleben die Notfallambulanzen einen Ansturm von Patienten. Das liegt auch daran, dass viele Arztpraxen wegen Urlaubs geschlossen sind.
Durch die zahlreichen Urlauber im Land sind die Notaufnahmen der Krankenhäuser in Schleswig-Holstein zurzeit stark ausgelastet. Das berichten vor allem Kliniken in den Tourismusregionen.
Übers Jahr gesehen lägen die Patientenzahlen im Sommer im Schnitt um 70 Prozent höher als im Winter, sagt Katrin Götz, die Sprecherin der Asklepios Nordseeklinik in Westerland auf Sylt. Im Januar und Februar seien es im Schnitt pro Tag 26 Patienten in der Notaufnahme, im Juli und August im Schnitt 48, die Zahl könne aber auch deutlich nach oben ausschlagen. «Unsere Notaufnahme ist im Sommer sehr stark gefordert. Darauf stellen wir uns auch personell ein», sagt Götz.
In den Ameos-Kliniken Eutin und Oldenburg werden in den Sommermonaten im ambulanten Bereich nach eigenen Angaben doppelt so viele Menschen behandelt wie im Winter. «Gut 30 Prozent der Aufnahmen in der Notaufnahme sind aktuell sogenannte fußläufige Notfälle. Diese Patienten kommen zum Beispiel mit einer Platzwunde, einem umgeknickten Fuß, einem Fahrradunfall oder einem Wespenstich», erklärt Lena Varnhorn, Chefärztin der Klinik für Akut- und Notfallmedizin im Ameos Klinikum Eutin.
Am 14. August habe das Klinikum außerdem einen extrem überdurchschnittlichen Patientenzulauf erlebt. Herz-Kreislauf-Beschwerden, Kollaps und Exsikkose (Austrocknung) seien an diesem Tag die häufigsten Diagnosen gewesen, was sicher an der Hitze gelegen habe.
«Wer im Urlaub medizinische Hilfe benötigt, sollte sich genauso verhalten wie Zuhause», rät der Notfallmediziner Jan Klinkenstein, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin im Ameos Klinikum Oldenburg: Zuerst in die Praxis zum niedergelassenen Arzt oder Ärztin gehen, wenn es sich um Bagatellverletzungen handelt wie etwa kleine Schnittwunden durch Muscheln am Strand. Auch mit chronischen Schmerzen oder wenn ein wichtiges Medikament zu Hause vergessen wurde, solle die nächste Arztpraxis kontaktiert werden.
Doch viele Arztpraxen seien in den Sommermonaten wegen Urlaubs geschlossen, sagt Patrick Reimund, Geschäftsführer der Krankenhaus-Gesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH). Das trage zum großen Andrang auf die Notaufnahmen in den Kliniken und langen Wartezeiten bei. Das Phänomen sei auch saisontypisch. «Sylt und Ostholstein sind die Hotspots, in Städten wie Kiel und Lübeck verteilt sich das eher», so Reimund.
Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) sei kein dramatischer Anstieg der Patientenzahlen im Vergleich zu den Vormonaten zu verzeichnen, sagt Sprecherin Angelika Kappen. «Bei uns ist das nicht so gravierend.»
Auch KGSH-Geschäftsführer Reimund verweist darauf, dass Patienten mit Insektenstichen oder kleineren Infekten besser ambulant bei Ärzten behandelt werden könnten. Er nennt in diesem Zusammenhang auch die ärztliche Notfallnummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). «Echte Notfälle gehören natürlich ins Krankenhaus» betont er.