21. Juni 2025 – dpa
In wenigen Wochen startet der Aufsteiger HSV mit der Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison. Nun gibt es einen neuen Präsidenten. Der große Krach durch die Causa Magath bleibt aus.
Bei sommerlichen Temperaturen stieg Henrik Köncke zufrieden die Treppen im Volksparkstadion hinunter und nahm auf der Bühne die Wahl zum neuen Präsidenten des Hamburger SV an. Mit einer Mehrheit von 65,71 Prozent erhielt der frühere Ultra-Fan und Mitglied des Aufsichtsrats ein klares Votum.
«Ich blicke voller Zuversicht und Freude auf jeden Fall auf die Zusammenarbeit und freue mich auf die nächsten Jahre», sagte der 34 Jahre alte Köncke dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Dass nun die Ultras im Verein die Macht übernehmen, schloss er aus. Das sei auch in den vergangenen zweieinhalb Jahren «nicht der Fall» gewesen, als er im Aufsichtsrat tätig war. «Da ist schon rübergekommen, dass ich Brücken bauen kann. Dass ich Menschen verbinden kann», sagte Köncke.
Zur Wahl als Nachfolger von Marcell Jansen standen neben Köncke noch der Ehrenratsvorsitzende Kai Esselsgroth (29,06 Prozent) und der Unternehmer Frank Ockens (5,22 Prozent). Knapp 1.200 der insgesamt gut 127.000 Mitglieder des Clubs beteiligten sich wenige Tage vor dem Trainingsauftakt des Bundesliga-Aufsteigers am 2. Juli an der Wahl.
Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig wurde als alleinige Kandidatin mit etwas mehr als 90 Prozent zur Vizepräsidentin gewählt, nachdem Anna Stöcken ihre Kandidatur auf der Bühne zurückgezogen hatte. Aufsichtsratschef Michael Papenfuß wurde mit 68,17 Prozent vor Ralph Hartmann (31,83) zum Vizepräsidenten und Schatzmeister bestimmt.
Die Nichtzulassung von Vereinsidol Felix Magath als Präsidentschaftskandidat nach der Entscheidung des Beirats sorgte schon lange vor der Wahl für Kritik. Nach Ansicht des Gremiums soll Magath weniger am Breitensport des Muttervereins und mehr an den Geschicken im ausgegliederten Profifußball-Bereich interessiert gewesen sein. Ex-Profi Richard Golz, der als Vize unter Magath antreten wollte, zog seine Kandidatur zurück und kritisierte die Entscheidung des Gremiums.
Vereinzelt wurde die Entscheidung des Beirats bei der Versammlung kritisiert. Ein Fan bezeichnete die Nicht-Berücksichtigung von Magath als «nicht demokratisch». Der Beifall fiel allerdings eher verhalten aus. Auch der deswegen diskutierte Dringlichkeitsantrag zur Aussetzung der Wahl blieb wirkungslos. Die erforderliche Drei-Viertel-Mehrheit, um den Antrag überhaupt zuzulassen, scheiterte klar. Nur 8,49 Prozent der Mitglieder stimmten dafür.
Für bessere Stimmung als die Causa Magath sorgten positive Nachrichten von AG-Finanzvorstand Eric Huwer. Der 41-Jährige verkündete den Fans: «Die Netto-Finanzverbindlichkeiten betragen zum Ende dieses Geschäftsjahres null. Zum ersten Mal in der mir bekannten dokumentierten Geschichte ist der HSV damit schuldenfrei.»
Trotz Pandemie, des Abstiegs 2018 in die 2. Liga und Personalrochaden in den vergangenen sieben bis acht Jahren habe der Club Netto-Finanzverbindlichkeiten von 75 Millionen Euro abgebaut. «Das ist ein Wendepunkt. Aber das ist noch viel mehr, das ist ein Versprechen. Der neue HSV gehört sich wieder selbst und startet in der Bundesliga mit einer ganz neuen Identität», sagte Huwer.
Die vorzeitige Rückführung des Stadion-Darlehens vor zwei Jahren sei ein großer Baustein beim Schuldenabbau gewesen. «Das bedeutet nicht, dass wir nie wieder ein Darlehen aufnehmen wollen. Aber wir haben uns jetzt so lange den Hintern aufgerissen, um diese Schuldenfreiheit zu erreichen. Dementsprechend kämpfen wir darum, dass wir die Themen in der eigenen Familie gelöst bekommen», sagte Huwer.
Neben der Mitteilung Huwers kassierte auch Idol Horst Hrubesch mächtig Beifall - vor allem wegen seiner Verdienste um den Frauenfußball im Club. Im Sommer hatten nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Nach fünf Jahren hört der 74 Jahre alte Hrubesch als Nachwuchs-Chef auf. «Ich weiß, wir verlieren dich nicht, Horst, aber ich werde dich auf jeden Fall vermissen», sagte Sportvorstand Stefan Kuntz.