18. Juni 2025 – dpa
Nach einem mehrjährigen Rückgang hat Hamburgs städtischer Wasserversorger wieder mehr Wasser verkauft. Der Konzernumsatz stieg auf fast 674 Millionen Euro. Der Gewinn sank dagegen.
Hamburgs Bürgerinnen und Bürger haben im vergangenen Jahr nach einem mehrjährigen Rückgang wieder mehr Wasser verbraucht. Insgesamt seien 115,7 Millionen Kubikmeter abgesetzt worden, sagte der kaufmännische Geschäftsführer des städtischen Unternehmens Hamburg Wasser, Frank Herzog. Das seien 1,6 Prozent mehr als 2023. «Wir gehen davon aus, dass sich der Anstieg der Bevölkerung hier bemerkbar macht.» Den Angaben zufolge stieg die Zahl der Einwohner im Versorgungsgebiet im vergangenen Jahr um rund 100.000.
Am Wetter, das sonst oft auf die Absatzzahlen Einfluss nehme, liege es diesmal nicht, sagte Herzog. Denn 2024 sei ein besonders nasses Jahr gewesen «und da ein guter Teil des Hamburger Regens auch bei unserer Kläranlage ankommt, haben wir dort einen starken Anstieg von acht Prozent verzeichnet». Insgesamt seien 183,4 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt worden.
Entsprechend sei auch der Konzernumsatz um 43,8 Millionen Euro auf 673,5 Millionen Euro gestiegen. Beim Ertrag musste Hamburg Wasser jedoch leichte Einbußen hinnehmen. Dieser sei aufgrund deutlicher Sondereffekte im Jahr 2023 im vergangenen Jahr um etwa 3,3 Prozent auf 106,2 Millionen Euro gesunken. Davon stammten 37,5 Millionen Euro von den Wasserwerken, die sämtlich an den Haushalt der Stadt geflossen seien. 67,7 Millionen Euro aus dem Abwasserbereich wiederum gingen in die Rücklagen, sagte Herzog.
Insgesamt plant Hamburg Wasser, von 2024 bis 2028 rund 1,14 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen und dabei 616 Millionen Euro in die Wasser- und Abwassernetze sowie 522 Millionen Euro in die Anlagen zu stecken. Darunter ist auch in die neue Klärschlamm-Verbrennungsanlage Vera II - ein Projekt, das in der Vergangenheit so schiefgegangen ist, dass die Führungsspitze von Hamburg Wasser unter anderem deshalb gehen musste und am 1. April die Versorgungsspezialisten Herzog sowie Michael Beckereit geholt wurden. Beide haben bereits für Hamburg Wasser gearbeitet und sollen nun bis Mitte 2026 interimsmäßig die Geschäfte führen.
Klärschlamm darf von 2029 an nicht mehr von der Landwirtschaft genutzt werden, muss stattdessen verbrannt werden. Da in den norddeutschen Flächenländern derzeit noch etwa 45 Prozent des Klärschlamms auf den Feldern landet, wurde in Hamburg die Verbrennungsanlage Vera II ersonnen, die zusammen mit Vera I einmal pro Jahr rund 97.000 Tonnen Klärschlamm verarbeiten soll. Das Problem: Die ursprünglich geplanten Kosten in Höhe von 196 Millionen Euro sind inzwischen auf 297,2 Millionen Euro in die Höhe geschossen.
Beckereit, technischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, sagte, inzwischen seien das Nachtragsmanagement komplett neu organisiert, der Lenkungskreis neu aufgestellt und monatliche Gespräche mit den Auftragnehmern verabredet worden. Zudem sei der Austausch mit dem Aufsichtsrat deutlich intensiviert worden, um mehr Transparenz zu schaffen. Umweltsenatorin Katharina Fegebank (Grüne) nannte die Wasserversorgung eine Frage des Vertrauens, der Glaubwürdigkeit und der Zuverlässigkeit. Auch deshalb sei sie persönlich zur Präsentation des Jahresberichts erschienen.
Die Trinkwasserversorgung Hamburgs sei für die nächsten Jahrzehnte gesichert, betonte Beckereit. Denn Hamburg Wasser entnehme das Wasser aus einer Tiefe von 90 bis 450 Metern, also deutlich unterhalb der oberen Grundwasserschichten. Damit sei man unabhängig von möglichen Dürreperioden oder Starkregenereignissen. Derzeit könne Hamburg Wasser in Spitzenzeiten mindestens fünf Tage hintereinander pro Tag 470.000 Kubikmeter liefern - ein Wert, der bis 2030 auf 500.000 Kubikmeter erhöht werden soll, wie Beckereit sagte.