18. Juni 2025 – dpa

Respekt in Schulen

Schulbehörde und Religionsgemeinschaften werben für Respekt

In Hamburger Medien war zuletzt immer wieder von Übergriffen muslimischer Schüler auf nichtmuslimische Mitschüler berichtet worden. Schulbehörde und Religionsgemeinschaften setzen nun ein Zeichen.

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Schulbehörde und Religionsgemeinschaften werben für ein respektvolles Miteinander in Hamburger Schulen und Kitas. , Foto: David Hammersen/dpa

Die Hamburger Schulbehörde und die Religionsgemeinschaften haben für einen respektvollen Umgang an den Schulen der Stadt geworben. «In Hamburgs Kitas und Schulen ist kein Platz für Übergriffe und Diskriminierung jeglicher Art», heißt es in einer Erklärung, die im Rathaus von Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) und Vertretern der christlichen Kirchen, der muslimischen Verbände und Gemeinschaften sowie der alevitischen und Jüdischen Gemeinde unterzeichnet wurde.

Alle, die in den Einrichtungen Verantwortung trügen, «zeigen Haltung, wenn Menschen übergriffig werden oder selbst von anderen bedrängt werden», heißt es in dem Text. Und: «Kita und Schule zeigen Haltung, wenn wegen nicht akzeptabler Vorfälle ganze Gruppen unter Generalverdacht gestellt werden oder einzelne aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit ausgegrenzt oder gar diffamiert werden.»

Diese Haltung entspreche den Werten der Stadt und aller Religionsgemeinschaften und werde täglich im «Religionsunterricht für alle» an den Schulen gestaltet. Bekeris betonte, dass die gemeinsame Erklärung auf eine jahrelange gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zurückgehe.

In den vergangenen Wochen war in den Hamburger Medien immer wieder von Übergriffen vorwiegend muslimischer Schüler und Eltern berichtet worden. Bekeris räumte ein, dass es zu diesen Vorfällen tatsächlich gekommen sei - allerdings mit längeren zeitlichen Abständen.

«Es gab Vorfälle, nicht in der Masse, wie es im Moment die Berichterstattung suggeriert, aber es gibt diese Vorfälle», sagte die Schulsenatorin. Diese würden jetzt einzeln aufgearbeitet und die Schulen dabei unterstützt.

Es sei an der Zeit zu sagen, «dass wir diese Übergriffe nicht dulden. Keinen einzigen.» Wichtig sei deshalb die enge Kooperation mit den Schulen, konkretes Handeln im Einzelfall, «aber auch der gemeinsame Schulterschluss als Signal in Schule und Stadtgesellschaft», sagte Bekeris.

Man nehme die Berichte über religiös motivierte Übergriffe an Schulen sehr ernst, sagte auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bürgerschaft, Michael Gwosdz. «Gleichzeitig ist es uns wichtig, gerade in Zeiten zunehmender antimuslimischer Vorfälle deutschlandweit wachsam zu bleiben, damit nicht pauschale Ressentiments entstehen.»

Extremismus und Polarisierung beträfen alle religiösen wie nichtreligiösen Gruppen gleichermaßen. «Die gemeinsame Erklärung von Senat und Religionsgemeinschaften zeigt eindrucksvoll, wie eng und demokratisch die Zusammenarbeit in Hamburg ist – getragen von den Staatsverträgen und einem klaren Bekenntnis zum respektvollen Miteinander.»

Kritik kam von der Opposition. «Es ist bemerkenswert, dass die Schulbehörde erst jetzt mit klaren Worten gegen diese Übergriffe Stellung bezieht – obwohl die Fälle bereits lange bekannt waren», sagte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver.

Das Problem werde nicht durch bloße Absichtserklärungen gelöst. «Was wir brauchen, sind flächendeckende Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte, damit sie wissen, wie sie im Ernstfall richtig reagieren können.» Schulen müssten klare Leitlinien erhalten, um Übergriffe nicht nur zu erkennen, sondern aktiv zu verhindern und konsequent zu ahnden.

«Wir brauchen verbindliche Schulungen für Lehrkräfte, klare Abläufe für den Umgang mit Konfliktsituationen und eine gezielte Sensibilisierung aller Schülerinnen und Schüler», sagte Stöver.

Der AfD-Abgeordnete Benjamin Mennerich sagte, Toleranz, also Duldung zu fordern, bedeute, Rechte und Freiheit der deutschen Schüler «wegzuwerfen». «Wir verlangen, dass unseren Gesetzen und Gepflogenheiten in unseren Schulen uneingeschränkt Geltung verschafft wird», betonte Mennerich.

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