03. Juli 2025 – dpa

130 Jahre

Modernisierung des Nord-Ostsee-Kanals kommt voran

Die Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals stammen noch aus Kaisers Zeiten. Doch es tut sich etwas zum 130. Geburtstag der vielbefahrenen Wasserstraße - nicht nur in Brunsbüttel.

Seit 130 Jahren erspart der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) vielen Schiffen den Umweg über das dänische Skagen. Das Wasserstraßen-Neubauamt Nord-Ostsee-Kanal in Kiel sieht die notwendige Modernisierung der teils mehr als 100 Jahre alten Anlagen auf einem guten Weg. «Der Kanal hat eine sehr gute Zukunft vor sich», sagte Amtsleiter Joachim Abratis der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Einschätzung von Abratis wird der Kanal langfristig gebraucht. «Die aktuelle Verkehrsprognose 2040 erwartet stabile bis steigende Nutzungszahlen.» 2024 waren auf der wichtigen Wasserstraße 24.866 Schiffe (minus 6,73 Prozent im Vergleich zu 2023) unterwegs. Die Ladungsmenge ging um 2,1 Prozent auf knapp 75,6 Millionen Tonnen zurück. Dafür werden die Schiffe immer größer. Die sogenannte Bruttoraumzahl, die rechnerische Gesamtgröße eines Schiffes, stieg von 5.476 auf 5.688.

«Das ausschlaggebende Argument für Wasserstraßen ist der Klimawandel», sagte Abratis. «Wir sind auf Warenaustausch angewiesen, und der Nord-Ostsee-Kanal ist prädestiniert dafür, auch große Massengüter oder Container über weite Strecken zu transportieren.» Verkehre müssten dabei nachhaltig und mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen verbunden sein.

Seit mehr als 15 Jahren wird an der künstlichen Wasserstraße von Kiel bis nach Brunsbüttel kräftig investiert. «Die Signale sind an vielen Stellen bereits gesendet. Rund eine Milliarde Euro haben wir bereits verbaut», sagte Abratis. «Weitere zwei Milliarden werden schätzungsweise folgen.»

Ein großer Teil fließt in den Neubau der 5. Schleusenkammer in Brunsbüttel (1,2 Milliarden Euro). «Wir gehen davon aus, die Kammer Ende 2026 in Betrieb zu nehmen», sagte Abratis. Das schaffe Kapazitäten, um die große Schleuse instand zu setzen. «Im Weiteren werden dann aber auch die kleinen Schleusen zu betrachten und zu sanieren sein.»

Die Schleusen-Schiebetore werden in Emden gebaut. «Im November/Dezember wird das erste Tor in Brunsbüttel eintreffen», sagte Abratis.

Derweil laufen bereits Vorbereitungen für den Neubau der beiden kleinen Schleusen in Kiel-Holtenau. «Die werden etwas länger als die alten ausfallen», sagte Abratis. Erwartet würden dafür Kosten zwischen 600 und 650 Millionen Euro. Erst danach kann die Sanierung oder der Neubau der ebenfalls aus der Kaiserzeit stammenden großen Schleusenkammern in Kiel beginnen. Die Instandhaltung des Kanals bleibe eine Daueraufgabe.

Auch beim Ersatz der in die Jahre gekommenen Levensauer Hochbrücke bei Kiel geht es voran. «Sie soll 2027 durch den Neubau ersetzt werden», sagte Abratis. Dazu werde es mehrtägige Sperrungen für die Schifffahrt geben. Für den Bahn- und Individualverkehr auf der Querung selbst seien monatelange Sperrungen notwendig. Der Kostenrahmen von ursprünglich geplanten 200 Millionen Euro werde aber «deutlich überschritten».

Drittes Großprojekt ist weiter der Ausbau der Oststrecke zwischen Rendsburg und Kiel, der Engstelle des Kanals, in der große Schiffe bei entgegenkommendem Verkehr in sogenannte Kanalweichen fahren müssen. «Noch in diesem Jahr soll der erste von drei Abschnitten zwischen Großkönigsförde und Schinkel fertiggestellt werden», sagte Abratis.

«Der NOK spielt für Schleswig-Holstein eine herausragende Rolle – nicht nur regional, sondern auch als internationale Schlüsselverbindung für den Seeverkehr zwischen Nordsee und Ostsee», sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) der dpa. «Umso dringlicher ist es, die Attraktivität dieser zentralen Wasserstraße zu stärken.» Der Rückgang der Schiffspassagen im vergangenen Jahr sei alarmierend. Die für den Klimaschutz und die Verkehrswende bedeutsame Modernisierung des Kanals müsse vorankommen. «Die Durchfahrt durch den NOK muss für die Reeder wieder wirtschaftlich attraktiv werden – eine echte Alternative zur deutlich längeren Route um Skagen», sagte Madsen.

Die Stadt Brunsbüttel feiert von Freitag bis Sonntag das 130-jährige Jubiläum mit einem großen Kanalgeburtstagsfest samt Familienprogramm und Live-Musik.

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