26. August 2025 – dpa

Wirtschaftskriminalität

Prozess um günstige Gebrauchtwagen aus Dänemark

Geschäfte mit dänischen Autos: Vier Männer sollen Gebrauchtwagen aus dem Nachbarland im Raum Flensburg mit Hilfe von Strohmännern weiterverkauft haben. Was die Staatsanwaltschaft ihnen vorwirft.

Vier Männer müssen sich wegen nicht gezahlter Umsatzsteuer in Millionenhöhe im Zuge des Weiterverkaufs von Gebrauchtwagen aus Dänemark im Raum Flensburg vor dem Landgericht Kiel verantworten. Der Umsatzsteuerschaden belaufe sich auf insgesamt rund neun Millionen Euro, sagte Staatsanwältin Marie-Louise Finck am Vormittag zum Prozessauftakt. Der Tatzeitraum erstrecke sich von Jahresbeginn 2022 bis Februar 2025.

Bei den Angeklagten im Alter von 28 bis 55 Jahren handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um drei Brüder und ihren Onkel. Die Angeklagten ließen sich am ersten Verhandlungstag nicht ein. Alle vier Männer befinden sich in Untersuchungshaft.

Laut Anklage sollen sich die Angeklagten verschiedener Strohleute bedient haben, um gebrauchte Wagen im Ausland, zumeist in Dänemark, zu erwerben und in Deutschland anschließend beispielsweise auch über Verkaufsplattformen im Internet weiterzuverkaufen. Bei einer Firma und mehreren Einzelunternehmen sollen sie nach Ansicht der Staatsanwaltschaft als faktische Geschäftsführer agiert haben.

Die Männer hätten die Autos unter Identität der Strohmänner weiterverkauft, sagte die Staatsanwältin. Sie hätten teilweise über Vollmachten verfügt und auf den Internetplattformen eigene Telefonnummern angegeben. Außerdem nutzten sie mehrere E-Mail-Konten. Bei ihren Korrespondenzen bedienten sie sich auch Künstlicher Intelligenz.

Den vier Angeklagten werden Steuerschäden in unterschiedlicher Höhe vorgeworfen, weil sie laut Anklage in unterschiedlichen Konstellationen vorgegangen seien. Die Schadenshöhen reichen von 2,57 bis knapp 5,6 Millionen Euro. Die bei dem Weiterverkauf der Wagen erzielte Umsätze sollen die Angeklagten den Finanzbehörden entweder gar nicht oder zu niedrig angegeben haben. Auf diese Weise hätten sie Autos zu günstigeren Preisen als Mitbewerber anbieten können, sagte die Staatsanwältin.

Insgesamt werden den Angeklagten 43 Taten vorgeworfen. Die erzielten Umsätze sollen sich insgesamt im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegt haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es um den Verkauf einer vierstelligen Zahl an Gebrauchtwagen. Unter anderem soll auch ein Luxus-Sportwagen, der zunächst von einem Angeklagten gefahren wurde, verkauft worden sein.

Mehrere Strohleute werden von der Staatsanwaltschaft gesondert verfolgt. Eine Person aus Polen ist bereits gestorben. Weil das Landgericht Flensburg nicht über eine Wirtschaftsstrafkammer verfügt, werden derlei Tatvorwürfe auch vor dem Landgericht Kiel verhandelt.

Für den Prozess sind weitere zwölf Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte Ende November fallen. Im Anschluss an den ersten Verhandlungstag waren noch Gespräche über eine mögliche strafprozessuale Verständigung geplant.

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