17. Juni 2025 – dpa
Junge Männer geraten nahe dem Hamburger U-Bahnhof Mümmelmannsberg aneinander. Der Streit beginnt mit einer Beleidigung und endet mit tödlichen Schüssen. Vor dem Gericht kommt es erneut zu Gewalt.
In einem Prozess vor dem Landgericht Hamburg geht es um tödliche Schüsse auf einen 20-Jährigen im Stadtteil Billstedt. Der ebenfalls 20-jährige Angeklagte soll am 14. Dezember vergangenen Jahres auf zwei junge Männer in der Nähe des U-Bahnhofs Mümmelmannsberg geschossen haben. Nach Angaben der Polizei wurden beide verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Der 20-Jährige starb in der Klinik, die Verletzungen seines 21 Jahre alten Begleiters waren nicht lebensbedrohlich.
Die Tat ereignete sich am späten Abend jenes Samstags in einem Fußgängerdurchgang unweit eines Spielplatzes. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Angeklagte vom Tatort geflüchtet, nachdem er sämtliche Patronen verschossen hatte. Vier Tage nach der Tat hatte er sich bei der Polizei gestellt und war verhaftet worden. Die Anklage gegen den Deutschen lautet nun auf Totschlag, versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz.
Ein Bekannter des Angeklagten sagte als Zeuge, sie seien gemeinsam mit zwei weiteren jungen Männern von einem Restaurantbesuch mit dem Taxi zu einem Eiscafé in Billstedt gefahren. Auf dem Weg habe der Besitzer der Waffe zu einem aus der Gruppe gesagt: «Hol deine Jungs, wir müssen was klären.» Die Pistole habe an jenem Abend der Angeklagte gehabt. Der Anführer der Gruppe habe mit Drogen gehandelt, erklärte der 22-Jährige.
Bei dieser Aussage ging ein Raunen durch den Zuschauerraum, in dem etwa ein Dutzend junge Männer saßen. Sie kannten die Prozessbeteiligten offensichtlich und mussten vom Vorsitzenden Richter mehrfach zur Ruhe ermahnt werden. Nach der Aussage wurde der Zeuge vor dem Gerichtsgebäude angegriffen und im Gesicht verletzt, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Der Anwalt der Eltern des Opfers, die im Prozess Nebenkläger sind, Dirk Helmke, sagte, der Zeuge habe eine blutende Verletzung an der Nase erlitten.
Ein erster Zeuge hatte am Dienstag die Aussage verweigert und sich dabei auf sein Recht berufen, sich nicht selbst belasten zu müssen. Der Richter verlas im Anschluss eine Aussage, die der 21-Jährige bei der Polizei gemacht hatte. Demnach hatte die tödlich geendete Auseinandersetzung in Billstedt mit einer «Backpfeife» begonnen. Es sei dann Pfefferspray eingesetzt worden. Dabei sei dem Angeklagten die Waffe auf den Boden gefallen. Er habe sie wieder aufgehoben und mehrere Schüsse abgegeben.
Die Eltern des Getöteten waren als Nebenkläger anwesend. Ihr Anwalt sagte, er habe das Opfer gut gekannt. Der Vater des 20-Jährigen habe bei ihm im Büro geputzt, der Sohn habe dabei geholfen. «Das war ein ganz feiner Kerl», sagte Helmke.
Die Jugendstrafkammer hat sechs weitere Termine angesetzt. Das Urteil könnte am 10. Juli verkündet werden.