16. Juli 2025 – dpa
Die Islamwoche an der Kieler Christian-Albrechts-Universität sorgte für Kritik. Nun gibt es Konsequenzen für die Islamische Hochschulgruppe - auch eine Strafanzeige steht im Raum.
Nach Vorwürfen zu islamistischen, antisemitischen und frauenfeindlichen Vorfällen entzieht die Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel der Islamischen Hochschulgruppe ihre Rechte. Sie dürfe daher weder Räume noch die digitale Infrastruktur der Uni nutzen, teilte die CAU mit. Eine Aberkennung des offiziellen Status der Gruppe soll noch folgen. Zudem werden rechtliche Schritte geprüft.
Die Vorfälle sollen sich während der von der Hochschulgruppe organisierten Islamwoche ereignet haben. Unter anderem soll es eine nach Geschlechtern getrennte Sitzordnung gegeben haben.
Eine Prüfung habe ergeben, dass sich die Vorwürfe nicht entkräften ließen, teilte die Universität mit. Die internen Strukturen der Gruppe seien auch ungeeignet, um Veranstaltungen eigenständig zu organisieren. Das Vertrauen in die Gruppe ist laut Universität «nachhaltig erschüttert».
Die derzeit noch geprüften rechtlichen Schritte könnten zur Exmatrikulation einzelner Studierender führen oder zu Hausverboten für Beteiligte, die nicht an der Universität eingeschrieben sind, erklärte die Hochschule. Auch eine Strafanzeige sei möglich. Dieses Vorgehen erfolge in Abstimmung mit der zuständigen Rechtsaufsicht im Bildungsministerium, hieß es.
Laut «Kieler Nachrichten» gab es nach der Aktionswoche vom 5. bis 9. Mai hochschulintern Beschwerden. Augenzeugen berichteten, dass Männer und Frauen aufgerufen worden seien, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt Platz zu nehmen: Frauen hinten, Männer vorne. Außerdem hätten Besucher antisemitische Aufkleber auf Laptops ausgemacht. Zudem soll ein dem Salafismus zugeordneter Redner einen Auftritt gehabt haben.
Die Islamische Hochschulgruppe Kiel (IHG) bedauerte Ende Juni, dass «ein Referent eingeladen wurde, ohne die gebotene Sorgfalt bei der Auswahl zu gewährleisten». Antisemitismus lehne sie ab, hieß es in der Stellungnahme. Zur Sitzordnung führte die Gruppe aus, dass es Ziel gewesen sei, vielen Menschen mit verschiedenen religiösen, kulturellen oder persönlichen Vorstellungen gerecht zu werden. Deswegen sei ein Sitzkonzept mit mehreren Bereichen erprobt worden - solchen mit freier Platzwahl sowie solchen für Menschen, die sich eine «geschlechtersensible» Sitzordnung wünschten. Die Aufteilung war laut IHG freiwillig. Der Vorstand der Hochschulgruppe kündigte damals seinen Rücktritt an.
Der FDP-Fraktionschef Christopher Vogt erklärte zu den Vorgängen: «Es war höchste Zeit, dass die Uni-Leitung erste Konsequenzen aus den Vorfällen der Islamwoche zieht.» Der Verfassungsschutz sei in seiner Einschätzung zur Nähe der IHG zum Salafismus sehr deutlich gewesen. «Eine Unterwanderung der Schulen und Hochschulen durch extremistische Gruppen muss konsequent unterbunden und im Keim erstickt werden - das Verbot der Islamischen Hochschulgruppe ist deshalb richtig», betonte er.